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Das Ritter-Anwesen des Armbrust-Fanatikers

Immer mehr bizarre Details werden nach der Bluttat in Bayern bekannt. Unterdessen wird auch klar, wie sehr Torsten W. mit Geld um sich warf.

Heute Redaktion
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Als am Samstag die drei mit Pfeilen durchbohrten Leichen in einer Pension in Passau entdeckt wurden, tappten die Ermittler lange Zeit im Dunklen. Langsam lichtet sich der Fall, allerdings wird er mit jedem Detail zunehmend bizarrer.

So geht man mittlerweile davon aus, dass die Toten Mitglieder eines mittelalterlich angehauchten Sex-Zirkels waren. Konkret: Der 53-jährige Torsten W. soll eine Art Guru gewesen sein. Um ihn herum scharten sich Frauen. Darunter auch jene vier, die mit ihm gemeinsam tot aufgefunden wurden.

"Er schlug mit einer Reitgerte auf seinen Stiefel und schrie die Frauen an"

Nun wurde bekannt, dass sich W. im Februar 2017 in ein ehemaliges Rittergut eingemietet hatte. Ein 40.000 Quadratmeter großes Grundstück. Der Hofbesitzer, Alexander Krüger, erinnert sich noch gut an den Mann: Anfangs soll W. einen positiven Eindruck gemacht haben. Allerdings änderte sich das schnell. Vor allem deshalb, weil der 53-Jährige immer wieder mit verschiedenen Identitäten ankam. So stellte er sich zunächst als Diplom-Psychologe vor. Kurze Zeit später sagte er zu seinem Beruf, dass er Tierpsychologe sei. Zum Schluss gab er sich laut Krüger als Fremdenlegionär aus.

Der Hofbesitzer erinnert sich auch an mehrere Frauen, die dauerhaft am Hof anzufinden waren. Sie sollen sich wie Sklavinnen verhalten haben. "Zusammen haben sie einen Pferdestall geputzt. Als Herr W. sah, dass sie den Zwischenraum einer Lampe nicht gereinigt haben, schlug er mit einer Reitgerste auf seinen Stiefel und schrie die Frauen an", erinnert sich Krüger.

Außerdem soll für den 53-Jährigen Geld keine Rolle gespielt haben. Er habe immer Geldbündel zur Hand gehabt, fuhr in hochwertigen Autos und besaß wohl auch Luxuspferde im Wert von 150.000 Euro.

Zwei Monate nachdem sich W. eingemietet hatte, kam es zur Eskalation: Der Hund vom 53-Jährigen ging auf den Vierbeiner von Krüger los. Der Hofbesitzer ging dazwischen und schlug auf den Kopf des Tieres, damit es von seinem Hund abließ. W. ging dabei auf Krüger los und schlug ihn KO.

Der Pächter erstattete Anzeige bei der Polizei und beendete die Geschäftsbeziehungen. Jedoch kam es erneut zu Problemen: Die Beamten hatten Schwierigkeiten damit, die Identität des Mannes festzustellen. Offenbar hatte er mehrere falsche Ausweise.

Die Aussagen des Hofbesitzers passen mit jenen eines Geschäfts-Vermieters zusammen. Der 53-Jährige war nämlich wohl auch im Besitz eines Mittelalter-Shops. Der Vermieter erklärte gegenüber "Bild" wie W. die Frauen herumkommandierte: "In kurzen Imperativsätzen: 'Hast du auch sauber gemacht? Aber zackig! Die Körpersprache der Frauen war devot, Kopf nach unten. Er hat Befehle gegeben." W. soll die Frauen regelrecht wie Sklaven behandelt haben.

Welche Rolle Torsten W. bei den beiden Bluttaten genau gespielt hat, steht noch nicht fest. Die polizeilichen Ermittlungen sind noch lange nicht abgeschlossen.

(slo)