Niederösterreich

Nur 16 Jahre Haft für Banker, der Baumeisterin tötete

Finaler Tag am Landesgericht Wr. Neustadt: Peter I. (62) soll aus Angst um seinen Ruf Baumeisterin Emma S. (86) in Edlitz getötet haben. 

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Peter I. am Weg in den Gerichtssaal
Peter I. am Weg in den Gerichtssaal
Trimmel

Am bisher heißesten Tag des Jahres ging der mit Spannung erwartete Mordprozess gegen Top-Banker Peter I. in die heiße Phase. Am zweiten Prozesstag wurde zunächst die Persönlichkeit des Bankers skizziert. 

Gloriose Persönlichkeit

Laut Gutachterin Sigrun Roßmanith, ist der Angeklagte sehr auf seinen Ruf bedacht. "Er ist eine gloriose Persönlichkeit, die viel weiterbringt und sich in Szene setzen kann", so die Sachverständige. Psychiatrische Auffälligkeiten ortete die Expertin indes nicht: "Ein überlegter Mann, der sich viel Gedanken macht." Warum Peter I. denn die Verluste nicht früher gebeichtet hatte? "Das war eine Fehleinschätzung des Angeklagten und er hatte Angst vor der Vernichtung", so Sigrun Roßmanith.

Für Familie war es Schock

Der Sohn im Zeugenstand meinte: "Es war für uns alle ein Schock, weil es überhaupt nicht zusammenpasst, mit dem was vorher war. Er war generell gut aufgelegt, kommunikativ und gesellig" Ein Ex-Vorgesetzer beschrieb den 62-Jährigen als geschätzten und angesehen Mitarbeiter (Anm.: der Angeklagte war auch selbstständiger Gutachter).

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    Peter I. am Weg in den Gerichtssaal
    Peter I. am Weg in den Gerichtssaal
    Trimmel

    Am ersten Prozesstag letzte Woche hatte sich Peter I. schuldig bekannt ("Heute" berichtete). Drei Jahrzehnte hatte sich der Banker um das Vermögen der Bauherrin aus Edlitz (Bezirk Neunkirchen) gekümmert. Dabei hatte er Hunderttausende Euro verspekuliert, als die 86-Jährige ihre Wiener Konten bei ihrer Hausbank in NÖ zusammenführen wollte, gerriet der Top-Banker unter Druck. Denn: Von den gut 700.000 Euro waren nur noch 100.000 Euro übrig.

    Mord mit Socke und Folie

    Bereits im Sommer 2019 soll der Banker Tötungsgedanken gehabt haben. Mit einer mit Münzen prall gefüllten Burlingtonsocke, Frischhaltefolie und mit den Händen soll der 62-Jährige die rüstige Pensionistin schließlich am 16. September 2019 in deren Wohnhaus in Edlitz getötet haben. 

    Dabei wurde der Angeklagte jedoch von einem Nachbarn gestört, musste übers Fenster flüchten. Auf der Flucht wurde die Verzweiflung von Peter I. immer größer, schließlich warf er sich auf der A2 vor einen Lkw, überlebte aber schwer verletzt ("Heute" berichtete).

    Totschlag oder Mord?

    Die Anwälte von Peter I., Wolfgang Blaschitz und Astrid Wagner, verwiesen auf die Unbescholtenheit, das Tatsachengeständnis, die Kooperation des Angeklagten mit der Polizei und sprachen von einer Affekthandlung des 62-Jährigen. Wolfgang Blaschitz sah in der Diskrepanz von Tatverhalten und übrigem Leben von Peter I. ein Indiz für den Totschlag. Die Staatsanwaltschaft verwies auf den umfangreichen Tatplan und konnte keine allgemein begreifliche heftige Gemütsbewegung, die für den Totschlag vorliegen müsste, feststellen.

    Banker bereut zutiefst

    Der Banker meinte vor Gericht noch abschließend: "Ich bereue meine Tat zutiefst. Es ist furchtbar, dass ich das nicht mehr ungeschehen machen kann. Es ist auch nicht gutzumachen."

    Das Urteil

    Die Geschworenen waren sich, nach kurzer Beratung, bereits am frühen Dienstagnachmittag einig: Es war Mord (8:0 Stimmen). Die Strafhöhe: Nur 16 Jahre Haft wegen Mordes (nicht rechtskräftig). Allerdings gab es einige Milderungsgründe.

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