Niederösterreich

Toter Soldat (20)! Schütze (54) ist ein freier Mann

Im Gerangel soll ein 54-Jähriger einen Wachesoldat (20) in der Flugfeldkaserne Wr. Neustadt erschossen haben. Der Vorgesetzte wurde jetzt "enthaftet".

Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
Thomas Lenger/ monatsrevue.at

Nach dem Todesschuss in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt am Morgen des Dreikönigstages hatte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein Ermittlungsverfahren wegen Mordverdachtes eingeleitet.

Schüsse aus Dienstpistole

Denn wie berichtet war ein 20-jähriger Wachesoldat tödlich von einer Kugel getroffen worden. Der 20-jährige, unbescholtene Businessschool-Absolvent aus gutem Hause soll mit seinem Sturmgewehr 77 drei Kollegen bedroht haben. Es soll im Zuge der Wachablöse kurz vor 7 Uhr zu einem Streit gekommen sein. Der Vizeleutnant, als "Offizier vom Tag" Chef des 20-Jährigen, soll daraufhin eingeschritten sein und den jungen Soldaten zur Rede gestellt haben.

Der Wachesoldat soll mit dem Gewehr aufs Gesicht/auf den Kopf des Vizeleutnants eingeschlagen haben. In der Folge soll es zum handfesten Tumult gekommen sein, dabei fielen auch mindestens drei Schüsse aus der Dienstpistole des Vorgesetzten. Ein Schuss traf den 20-Jährigen tödlich - mehr dazu hier.

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    Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
    Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
    Thomas Lenger/ monatsrevue.at

    Für den jungen Niederösterreicher kam jede Hilfe zu spät, der 54-Jährige wurde ins Spital gebracht und festgenommen (für den 54-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung). Der 54-Jährige erlitt, entgegen erster Meldungen, keine sehr schweren Verletzungen, eine Platzwunde und Blessuren am Kopf.

    Keine U-Haft

    Ob auch mit dem Sturmgewehr 77 des 20-Jährigen Schüsse abgegeben worden sind, ist noch unklar bis strittig. Denn es gäbe laut Insidern Zeugenaussagen, die dies bestätigten, aber auch Stimmen, die dies verneinen. 

    Die Wr. Neustädter Staatsanwaltschaft ordnete ein Ermittlungsverfahren wegen Mordverdachtes an, das Landeskriminalamt Niederösterreich übernahm den Fall. Am Freitagabend erhärtete sich der Tatverdacht wegen Mordes indes nicht, der Vizeleutnant wurde nicht in U-Haft genommen und auf freiem Fuß gesetzt.

    Eventuell Lokalaugenschein

    Laut Staatsanwalt Erich Habitzl habe sich bei den Befragungen eben der anfängliche Mordverdacht nicht erhärtet: "Jetzt wird ein Schussgutachten des Bundeskriminalamtes gemacht und dann wird entschieden, ob eine Tatrekonstruktion stattfinden wird, oder nicht."

    Derzeit "gilt" Notwehrversion

    Denn laut Zeugenaussagen habe sich die "Notwehrversion" des Vizeleutnants bis dato bestätigt. Der 20-Jährige habe drei Wachesoldaten per Sturmgewehr bedroht, der 54-Jährige wollte schlichten, bekam aber das Gewehr auf den Kopf/ins Gesicht geschlagen. Mit einer stark blutenden Kopfwunde habe der Vorgesetzte schließlich seine Dienstpistole gezogen, im Gerangel mit dem jungen Soldaten hätten sich drei Schüsse, einer davon ein tödlicher Körpertreffer, gelöst. Auch eine Obduktion wurde von der Staatsanwaltschaft angeordnet. 

    Der tote Soldat, der erst Ende Dezember seinen 20. Geburtstag gefeiert hat, ist am 5. September 2022 in Hörsching eingerückt und hat sowohl die Schieß-, als auch die Ausbildung zum Wachsoldaten und zum Wachkommandanten erfolgreich absolviert. Seit Mitte Oktober war er als Wachsoldat in der Flugfeld-Kaserne eingesetzt. Der Pädagogen-Sohn hatte auch mit Erfolg eine Business-School in Wien abgeschlossen, war bis dato unauffällig. 

    Der 54-Jährige ist laut Bundesheer seit 1987 beim Bundesheer und seit 2007 in der Flugfeldkaserne. Der Burgenländer ist Vizeleutnant und galt als erfahrener Soldat mit In- und Auslandseinsätzen.

    Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes im Auftrag der Staatsanwaltschaft laufen indes weiter - der 54-Jährige bleibt auf freiem Fuß. Nach Abschluss der Erhebungen, könnte sich der Vizeleutnant vor Gericht verantworten müssen (wie eben Notwehr, Notwehrexzess oder doch Mord?) oder nicht.