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Toulouse-Killer von Snipern erschossen

Heute Redaktion
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Nach mehr als 30 Stunden ist der Nervenkrieg in Toulouse zu Ende: Scharfschützen der französischen Polizei haben den Serienattentäter Mohamed Merah bei einem Sprung aus dem Fenster am Donnerstag erschossen. Nach Behördenangaben war der 23-Jährige bereits tot, als er am Boden aufschlug.

Die Angehörigen der Sondereinsatzeinheit "Raid" waren am Donnerstag gegen 10.30 Uhr in die Wohnung im ersten Stock des Wohnhauses eingedrungen und hatten sich dort langsam vorgetastet. Sie hätten dabei die Räume mit Videokameras überprüft. Plötzlich sei der Mann aus dem Badezimmer gestürmt und habe auf die Polizisten geschossen.





Anschließend sei er aus dem Fenster gesprungen. Nach Angaben des TV-Nachrichtensenders BFM wurden am Tatort mehr als 300 Patronen verschossen. Ein Polizist habe gesagt, er habe noch nie einen so schweren Angriff erlebt, berichtete Gueant. Ein Beamter wurde am Bein verletzt, ein zweiter erlitt einen Schock.

Merah filmte Taten

Die Pariser Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstagnachmittag mit, der Serienmörder von Toulouse habe alle seine Bluttaten gefilmt. Die bei Mohamed Merah sichergestellten Videos seien erschreckend explizit, sagte der zuständige leitende Staatsanwalt Francois Molins am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Beim tödlichen Kopfschuss auf sein erstes Opfer habe er erklärt: "Du tötest meine Brüder, und ich töte Dich." Polizisten habe er erklärt: "Wenn ich sterbe, gehe ich ins Paradies - wenn ihr sterbt, Pech für euch!". In einem Wagen seien Maschinenpistolen und Revolver gefunden worden.

Cops töteten in Notwehr

Er habe rund 30 Schüsse auf die eindringenden Polizisten abgefeuert, sagte Molins weiter. Merah sei "in legitimer Selbstverteidigung" getötet worden. Zuvor hatte sich Mohamed Merah rund 32 Stunden lang in seiner Wohnung verschanzt gehalten, nachdem er in der Nacht auf Mittwoch von der Polizei aufgespürt worden war.

Gueant berichtete weiter, dass der mutmaßliche Täter am späten Mittwochabend zunächst sein Aufgeben angekündigt hatte, dann aber ein Einlenken ausschloss und sagte, er würde die Polizisten erschießen, die ihn gefangen nehmen wollten.

Der Minister hatte angeordnet, Merah möglichst lebend zu fassen, um ihn vor Gericht zu stellen und mehr über seine Motive und Komplizen zu erfahren. Er hatte sich zuvor als "Mujahid" (Gotteskrieger) und Mitglied des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida bezeichnet.

Al-Kaida-nahe Organisation mit Bekennerschreiben

Unterdessen hat sich eine dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Organisation zu den Anschlägen in Frankreich bekannt. Die Gruppe namens Jund al-Khilafah (Die Soldaten des Kalifats) forderte Frankreich am Donnerstag in einer im Internet veröffentlichten Botschaft auf, seine "feindliche" Politik gegenüber Muslimen aufzugeben.

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Anschlagserie von Toulouse - Zwölf Tage des Grauens in Südfrankreich

Der Serienattentäter von Toulouse hat ganz Frankreich zwölf Tage lang in Atem gehalten. Am Donnerstag erschossen ihn Scharfschützen der Polizei nach einer 32-stündigen Belagerung seiner Wohnung:

11. März: Ein Fallschirmjäger in Zivil wird am Nachmittag in Toulouse auf offener Straße erschossen. Der Täter, der sein Opfer durch eine Internet-Anzeige aufspürte, flieht auf einem Motorroller.

15. März: Ebenfalls auf offener Straße werden zwei weitere Fallschirmjäger getötet, die gerade am Geldautomaten Geld abheben wollten. Ein dritter Soldat wird lebensgefährlich verletzt. Auch diesmal flieht der Täter auf einem Motorroller. Ort der Bluttat ist Montauban, rund 50 Kilometer nördlich von Toulouse. In beiden Fällen schoss der Angreifer mit einer Waffe vom Kaliber 11,43 Millimeter. Das 17. Regiment, dem die Soldaten angehören, ist häufig in Afghanistan im Einsatz.

19. März: Vor Unterrichtsbeginn erschießt ein Mann vor einer jüdischen Schule in Toulouse drei Kinder und einen Lehrer. Bei der Gewalttat, die weltweit Entsetzen auslöst, trägt der Täter eine Kamera um die Brust geschnallt. Die Ermittler verfolgen zunächst vorrangig die Spur, dass es sich um einen neonazistischen oder antisemitischen Soldaten handeln könnte, doch auch eine islamistische Tat wird nicht ausgeschlossen. Präsident Nicolas Sarkozy ruft in Südfrankreich die höchste Terrorwarnstufe scharlachrot aus.

20. März: Frankreich gedenkt der Opfer in einer Schweigeminute. Bei den Ermittlungen wird am Abend die Neonazi-Spur aufgegeben.

21. März: Die Polizei spürt Mohammed Merah auf und umzingelt gegen drei Uhr morgens dessen Haus im Osten von Toulouse. Der 23-jährige algerischstämmige Franzose gibt an, er gehöre zum islamistischen Terrornetzwerk Al-Kaida. In Israel werden die vier jüdischen Opfer begraben, in Frankreich findet eine Trauerfeier für die drei Fallschirmjäger statt.

22. März: Nach rund 32 Stunden Belagerung dringt die Polizei am Vormittag in die Wohnung des Mannes vor. Der 23-Jährige, der sich zunächst im Badezimmer versteckt und dann wild um sich schießt, wird von Scharfschützen getötet, als er durch das Fenster flüchten will.

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