Gesundheit

"Toxic Positivity" oder "Die mit dem Dauergrinser"

Unter "Toxic Positivity" versteht man jene positive Einstellung zum Leben, die weder zum Erfolg führt, noch ehrlich ist.

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Ununterbrochen gute Laune? Klingt nicht ganz real. Aber viele Menschen sind davon überzeugt, dass ihr guter Gemütszustand unverletzt bleibt, wenn dem Negativen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ununterbrochen gute Laune? Klingt nicht ganz real. Aber viele Menschen sind davon überzeugt, dass ihr guter Gemütszustand unverletzt bleibt, wenn dem Negativen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Getty Images/iStockphoto

Positives Denken bringt dich nicht immer weiter. Je schneller du das verstehst desto höher steigen die Chancen, dass du auch wirklich aus deinen Fehlern lernen wirst. Keiner will ein Miesepeter sein, aber manchmal sieht die Realität einfach trüb und schlecht aus, und das ist ganz in Ordnung so. 

Von klein auf kriegt man immer "Kopf hoch" und "Halt die Ohren steif" zu hören. Im Großen und Ganzen sind das ja nette Worte, wenn man einmal einen schlechten Tag hat. Keiner sehnt sich danach ständig traurig und wütend zu sein, aber bei der Verleugnung und Unterdrückung deiner negativen Gefühle entsteht das Phänomen, dass sich "Toxic Positivity" nennt.

Die Schattenseiten von Toxic Positivity auf Social Media

Aus dieser Ideologie ist eine ganze Industrie entstanden, auf die sich vor allem Motivationsredner und Life Coaches stürzen. In emotionalen Überschriften und Postings teilen sie inspirierende Zitate und Botschaften mit der ganzen Welt. Diese Unternehmer ziehen einen großen Gewinn daraus, ihren loyalen Followern zu suggerieren, dass sie negative Gefühle ausradieren sollten, um stattdessen ihren Fokus auf ein positives Dasein zu legen. 

Dieses Bild und Abermillionen weitere Zitate und Weissagungen sind auf Instagram zu finden. Allein unter dem Hashtag #positivequotes können mehr als 8 Millionen getaggte Fotos gefunden werden, die dieselben Botschaften verbreiten. Im psychologischen Sinn haben Emotionen aber neutrale Funktionen und sind im Prinzip reine Informations-Lieferanten, also weder gut noch schlecht. Gefühle wie Angst und Trauer, die als negativ empfunden werden, können dich auch vor Gefahren und schlechten Entscheidungen bewahren.

Ein negativer Denkanstoß kann dich weit bringen

Toxic Positivity erleichtert zu einem Großteil nur kurzfristig. Das Phänomen erweist sich als keine nachhaltige Lösung für die Zukunft und führt nur zu einem oberflächlichen Glücklichsein. Weitere Probleme, die Toxic Positivity mit sich bringt wären:

1
Der ständige Drang glücklich zu sein kann deprimieren.
2
Die Unterdrückung der wahren Gefühle kann einsam machen.
3
Toxic Positivity lässt nicht zu, dass negative Emotionen verarbeitet werden.

Es spricht nichts dagegen, dass du dir in Zeiten deiner Not positive Worte zuflüsterst. Problematisch wird es, wenn du dich mit deinen dunkelsten Gefühle nie konfrontierst und mit einem aufgesetzten Dauerlächeln durchs Leben ziehst. Es kann sich als gutes Werkzeug erweisen, aber deinen Trauerprozessen solltest du dennoch entgegentreten und auf gesunde Weise verarbeiten - auch wenn's weh tut.