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Travis Touchdown kommt nicht so recht in Fahrt

Travis Touchdown ist zurück und schlägt sich durch Travis Strikes Again: No More Heroes auf Switch. Durchschlagend geht aber anders.

Heute Redaktion
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Die "No More Heroes"-Serie nahm in Japan 2007 und ein Jahr später in Europa ursprünglich auf der Wii ihren Anfang. Das ursprüngliche Action-Adventure-Game glänzte dabei mit tiefschwarzem Humor, einer vollkommen eigenwilligen Anime-Cartoon-Grafik und einem spaßigen Gameplay. Travis Touchdown, der Antiheld des Spiels, der irrwitzig in einen Kampf mit den weltbesten Auftragsmördern verwickelt wurde, entwickelte sich schnell zum Spiele-Star.

2010 erschien mit "No More Heroes 2: Desperate Struggle" ein direkter Nachfolger, der ebenso positive Kritiken einfahren konnte. Während es danach lange ruhig um Travis Touchdown wurde, ist nun die Nintendo Switch Ziel des Hack'n'Slash-Games geworden. Travis Strikes Again: No More Heroes ist allerdings kein Nachfolger der ersten beiden Teile, sondern ein Spin-Off mit eigener Story und neuem Gameplay.

Die Zutaten dabei sind eigentlich vielversprechend. Wieder steht tiefschwarzer Humor im Mittelpunkt, wieder wird auf actiongeladenes Gameplay gesetzt, und wieder kommt ein ganz einzigartiger Grafikstil zur Anwendung. Und dennoch will Travis Strikes Again: No More Heroes nicht so recht zünden. Das deshalb, weil sich vor allem die Kämpfe etwas seicht spielen.

Gewöhnungsbedürftige Neuerungen

Die Handlung selbst ist wieder großartig gelungen: Sieben Jahre nach den Geschehnissen von No More Heroes 2 ist ein ehemaliger Baseball-Profi zum Auftragsmörder geworden und sucht Rache an Travis Touchdown für den Mord an seiner Tochter. Travis, deutlich gealtert, hat aber seine besten Zeiten hinter sich und sich in einem einsamen Wald verschanzt, wo er Videospiele zockt. Dämonenkräften sei Dank werden Travis und sein Angreifer in die Spielewelt transferiert, wo sie ihren und den Kampf gegen Game-Bosse austragen.

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Neu ist dabei, dass Travis Touchdown statt aus der Schulterperspektive meist aus der Top-Down-Perspektive gesteuert wird – und die offene Spielwelt zu einer eher linearen Umgebung wechselte. Beides ist gewöhnungsbedürftig, denn die Perspektive funktioniert zwar am TV-Gerät, im Handheld-Modus werden die Figuren teilweise aber so klein, dass die Übersicht grenzwertig wird. Weniger stört da der lineare Ablauf, der aber nach einem Durchspielen etwas am Wiederspielwert nagt.

Gameplay neigt zu Eintönigkeit

Das Gameplay selbst beschränkt sich auf Prügeln, Schlitzen und Schnetzeln – und davon jede Menge. So viel, dass man nicht bestreiten kann, dass trotz aller Actionfeuerwerke der Kampf etwas eintönig wird. Abwechslung bieten da die Level, denn jedes entspricht einem anderen Videospiel, in dem sich Travis wiederfindet. Dementsprechend bunt geht es zu, wenn Travis – oder aber auch der neue Auftragsmörder Badman – Gegner plattmacht, Erfahrungspunkte und "Skill Chips" sammelt und den Charakter mit Spezialfähigkeiten aufrüstet.

Klasse ist wiederum dabei, dass sich Travis Strikes Again so problemlos zu zweit spielen lässt. Je ein Spieler schlüpft in die Videospielhaut von Travis und Badman und schwingt die Waffe durch die Welt. Was dafür sorgt, dass das Game zwar keine Action-Offenbarung wird, immerhin aber die Eintönigkeit ausbleibt. Etwas Experimentieren lässt sich auch mit den vier gleichzeitig ausrüstbaren Fähigkeiten von Salven über Laser bis zu Bomben. Wer schlau ist, schafft es dabei, sich durchschlagende Kombinationen zusammenzustellen.

Tolle Grafik, weniger tolle Kämpfe

Toll umgesetzt sind die Zwischensequenzen des Spiels: Sie passen sich dem jeweiligen Game an, in das Travis als nächstes geworfen wird – und keines davon gleicht dem vorigen. Etwas zu wünschen übrig lässt der Schwierigkeitsgrad: Lässt man Travis mit Dauer-Knopfdruck um sich schlagen, stößt er kaum auf erwähnenswerten Widerstand oder abseits der Bosse auf eine echte Herausforderung. Spaß versprechen dafür die Minispiele, bei denen man etwa ein Rennen fährt oder ein Verkehrsnetz in einer Stadt anlegen muss.

Neben den Minispielen warten pro Level zwischen Massen an Gegnern ein Zwischen- und ein Endboss, Speicherpunkte finden sich genug, was das Frustlevel niedrig hält. Was Travis Strikes Again: No More Heroes gut macht: Man freut sich auf jedes Level, da jede Umgebung grafisch und inhaltlich komplett einzigartig ist. Was es aber vernachlässigt: Eine spielerische Abwechslung hineinzubringen. Gegner, die nur mit Spezialfähigkeiten oder Köpfchen besiegt werden können, sind leider die Ausnahme. Meist prügelt man einfach die entsprechende Angriffstaste und hat damit Erfolg.

Gut gemeint muss nicht gut heißen

Nicht gespart wurde mit Ausschmückungen neben der Haupthandlung. Im Wohnwagen von Travis kann man sich mit erspielten Credits mit Videogame-Shirts und Zusatzinfos ausrüsten und den Gesundheitsbalken aufladen. Etwas nervig sind dabei die schwarz-grünen Textwüsten, durch die man sich zwangsläufig kämpfen muss, um das nächste Level angehen zu dürfen. Licht und Schatten, das ist was Spieler im Switch-Game erwartet. Neben öden Textpassagen gibt es wieder solche netten Innovationslichtblicke, wie dass man für Angriffe die Joy-Con schütteln muss, um die Angriffsbatterie aufzuladen. Warum nicht mehr davon?

Es scheint, als hätten die Entwickler in das neue "No More Heroes"-Abenteuer besonders viel Abwechslung packen wollen, was ihnen bei Grafik, Zwischensequenzen und Levels auch gelungen ist. Scheinbar ist dabei aber etwas verloren gegangen. Es mag an der neuen Perspektive oder am lineareren Ablauf liegen, doch gerade spielerisch fehlt Travis Strikes Again: No More Heroes die Abwechslung. Wer einfach rund zwölf Stunden drauflosschlitzen und Spaß haben will, oder einen lockeren Titel für den Koop sucht, ist hier aber trotzdem richtig. An die Qualität der beiden Vorgänger kommt der neue "No More Heroes"-Titel aber nicht heran.