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Trotz Corona: Baustart für Wiens 1. "Cooling Park"

Heute Redaktion
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Im Esterhazypark in Wien-Mariahilf rollen am Montag die Bagger an - wegen des Coronavirus unter strengen Auflagen. Highlights: der "Coolspot" und zwei "Klimabäume".

Im 10.600 Quadratmeter großen Esterhazypark beim Haus des Meeres entsteht bis zum Herbst Wiens erster "Cooling Park" - "Heute" berichtete. Unter Einhaltung strengster Corona-bedingter Auflagen starten am Montag nun die Bauarbeiten für das coole Pilotprojekt. Denn die Einstellung einer Baustelle könnte der Stadt Wien nicht nur im Esterhazypark teuer zu stehen kommen, da die Firmen, die die entsprechenden Ausschreibungen gewonnen haben, ein Recht auf den Auftrag haben. Natürlich gelten die verschärften Schutzmaßnahmen, die seitens der Bundesregierung vorgegeben werden. Und selbstverständlich werden diese auch rigoros kontrolliert, betont die Stadt: "Es sind herausfordernde Zeiten und jeder von uns hat sich den Baustart für dieses Pilotprojekt anders vorgestellt. Aber ich gehe davon aus, dass die nun arbeitenden Firmen ein großes Eigeninteresse an der gewissenhaften Umsetzung haben und ich bin froh, dass damit auch wichtige Arbeitsplätze gehalten werden können", so Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

So cool wird der "Cooling Park"

Im Zentrum des coolen Pilotprojekts steht ein einzigartiger rund 30 Quadratmeter großer "Coolspot", ein kreisförmiger, bepflanzter und beschatteter Aufenthaltsort aus drei Ringen mit Nebeldüsen steht. Der "Coolspot" ist knapp 3,40 Meter hoch, durch die intelligente Bauweise kühlt er die Umgebungstemperatur um bis zu 6 Grad ab, versichert Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Für noch mehr Kühlung im Großstadtdschungel sollen auch die zwei "Klimabäume" sorgen. Die fast 3 Meter hohen Nebelduschen mit einem Durchmesser von bis zu 2,20 Meter werden die Umgebung mit feinem Sprühnebel kühlen.

Park wird grüner, wächst um 200 Quadratmeter

Neben der Kühlung durch Wasser, sind natürlich die Pflanzen wesentliches Gestaltungselement des "Cooling Parks". Durch Entsiegelung von Beton und Asphaltflächen kommen zu den bestehenden Bäumen und Pflanzen neue Gräser- und Staudenbeete sowie Bäume hinzu. Mehrere schlangenförmige Bänke, die einer ganzen Schulklasse Platz bieten und über 30 neue Bänke und Stühle schaffen zusätzliche Sitzgelegenheiten für die Besucher. Zudem wird der Park durch den Abbruch der Rampe neben der Schadekgasse um mehr als 200 Quadratmeter vergrößert.

Die im 18. Jahrhundert angelegte Grünanlage mit eindrucksvoller Kastanienallee wurde nach der ungarischen Adelsfamilie der Esterházys benannt. Im Park befindet sich der 1944 errichtete Feuerleitturm des Flakturmpaares Stiftskaserne / Esterhazypark, der das Bild des Parkes nachhaltig prägt. Der Turm beherbergt heute das Haus des Meeres sowie eine Kletterwand an der Außenseite, die vom Alpenverein Austria betreut wird. Außerdem gibt es den unter dem Park liegenden Zivilschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg für 300 Personen (heute Foltermuseum), was zusammen mit dem Apollo Kino und der günstigen Lage dem Park eine besondere Bedeutung verleiht.

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"Cooling Park" wird Forschungsprojekt

Bei dem innovativen Parkprojekt fließt nicht nur viel Knowhow in die Planung und Errichtung des "Cooling Parks", er wird auch zwei Jahre lang als Forschungsprojekt begleitet. Dies beinhaltet sowohl die Evaluation als auch die Anpassung der technischen Maßnahmen und vor allem auch den Wissenstransfer zwischen Forschung und praktischer Umsetzung.

Die Planung des "Cooling Parks" erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien, dem 6. Bezirk, dem Haus des Meeres sowie dem Wiener Landschaftsarchitekturbüro Carla Lo, das im Auftrag der MA42 Stadtgärtner für die Planung der Parkneugestaltung im Esterhazy-Parkverantwortlich ist. Das Designteam Breathe Earth Collective und die Green4Cities GmbH ergänzen das Konzept mit der kühlenden Architektur und Technik im Park im Rahmen des Forschungsprojektes "Tröpferlbad 2.0".

Bei Erfolg bekommt Wien mehr "Cooling Parks"

"Der Cooling Park ist ein Pilotprojekt im Kampf gegen klimawandelbedingte Hitzeinseln in der Stadt und soll bei Erfolg auf andere Flächen in der Stadt ausgerollt werden", so die Umweltsstadträtin weiter. "Wir durchleben gerade eine sehr schwierige Zeit. Im Moment versuchen wir, die Probleme zu meistern. Gleichzeitig blicken wir in die Zukunft!", stellt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) fest und erklärt: "Wie wir mit unser Umwelt umgehen können, wird gerade jetzt durch die Corona-Krise sichtbar. Der Cooling Park wird Bewusstsein im Umgang mit der Umwelt und dem Klima schaffen. Vor allem aber werden die Bürgerinnen und Bürger nach der Krise an heißen Tagen im neuen Esterhazypark eine angenehme und kühle Zeit verbringen!"

Noch mehr Grünraum gegen Klimawandel

Abgesehen von innovativen Projekten wie dem neuen Parkkonzept "Cooling Park" setzt die Stadt Wien, die zur Klimamusterstadt werden möchte, auch zahlreiche andere Begrünungs- und Kühlungsmaßnahmen. Eine wesentliche Maßnahme im Kampf gegen die klimakrisenbedingte Hitze in der Stadt ist der Ausbau der Grünflächen. Die Stadt Wien baut diese seit Jahren massiv aus und verfügt mittlerweile über 1.000 Parks und unzählige Grünflächen. Schon heute hat die Stadt Wien einen Grünraumanteil von 53 Prozent. Für die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen in der Stadt ist gerade in Zeiten wie diesen ein ausreichendes Angebot an Grün- und Erholungsräumen besonders wichtig. Wien errichtet laufend neue Grün- und Erholungsflächen – "Wohnzimmer im Freien" – und erweitert bestehende Flächen und Parks.

Auch heuer steht eine Vielzahl an Parkprojekten auf dem Plan der Wiener Stadtgärten (MA 42), die natürlich Corona-bedingt einzeln bewertet und realisiert werden. Insgesamt werden, verteilt über das gesamte Stadtgebiet und die Stadterweiterungsgebiete, rund 137.000 Quadratmeter Park- und Grünflächen errichtet bzw. erneuert und umgestaltet - wenn es die aktuellen Entwicklungen zulassen, verspricht Sima.

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Kühle Plätze dank Nebelduschen und kühlem Nass

Die Maßnahmen zur lokalen Abkühlung in den Grätzeln, wie sie schon im Sommer 2019 mit verschiedenen Modellen von "Nebelduschen" gesetzt wurden, sollen auch 2020 fortgesetzt und weiter ausgebaut werden, natürlich abhängig von der Entwicklung der Corona-Krise, die hoffentlich bis zum Sommer überstanden ist.