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Trotz Redeverboten: Schüller startet US-Tour

Heute Redaktion
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Helmut Schüller, Sprecher der österreichischen Pfarrerinitiative, lässt sich auch nach starkem Widerstand der katholischen Kirche nicht davon abhalten, wie geplant alle 15 Städte seiner Amerika-Tour zu besuchen. Am Montag brach er zu seiner Reise auf. Er wird auch in einem College in Philadelphia sprechen - ob das Kardinälen, Bischöfen und Co. gefällt oder nicht.

Die "Catholic Tipping Point Tour" findet bei vielen Gläubigen Anklang - vielen kirchlichen Organisationen ist sie aber ein Dorn im Auge. Diözesen fürchten offenbar, dass Schüllers Worte die Zuhörer "verderben" könnten. Bereits in Boston hatte mit Kardinal Sean O'Malley ein hoher kirchlicher Würdenträger dem Österreicher . Schließlich musste Schüller den Ort seiner Rede verlegen.

College setzt eigenen Willen durch

Auch in Philadelphia weht Schüller ein kalter Wind entgegen. Schüller soll dort in einer Schule eine Rede halten. Die dortige Erzdiözese hat ein Statement veröffentlicht, um dem aufmüpfigen Priester den Mund zu verbieten. Obwohl Erzbischof Charles Chaput das Chestnut Hill College, das nicht mit der Diözese verbunden ist, dazu aufgerufen hat, einen Auftritt zu verhindern, hält die Schule daran fest.

Man werde Schüller am Campus "als Teil der fortlaufenden Mission des Colleges, den Dialog in Fragen mit Relevanz für die Gesellschaft, zu fördern" begrüßen. Die Erzdiozöse ist enttäuscht, wie sie in einer Aussendung durchklingen ließ: "Zu erlauben, einen Campus auf diese Weise zu verwenden ist bedauerlich und beschädigt auf unausweichliche Weise den Zusammenhalt der lokalen Kirche".

Einladung von zehn progressiven Organisationen

Laut einer Aussendung der Pfarrerinitiative ist Schüller auf Einladung von zehn reformorientierten katholischen Organisationen unterwegs. "Die Veranstaltungen möchten möglichst vielen ein Forum bieten für eine offene Aussprache über die Zukunftsfragen unserer Kirche. Eine Offenheit, vor der manche in der Kirchenleitung offensichtlich Angst haben“, so Schüller.

Während der Tour werden die Beteiligten rote Bänder tragen, die den Pfingstgeist symbolisieren und zur Einbindung von Laien auf allen Ebenen kirchlicher Entscheidungsprozesse aufrufen sollen. Die Bänder will man zum Abschluss der Tour an den Erzbischof von New York und Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Timothy Dolan, überreichen.

Vom Liebling der Konservativen zum Rebellen

Schüller, der in der katholischen Kirche lange als Hoffnungsträger der Konservativen galt, war von 1991 bis 1995 Caritas-Präsident. Im September 1995 wurde er Generalvikar der Erzdiözese Wien. Es folgte der Bruch mit Christoph Schönborn, 1999 wurde er entlassen. Danach war er Leiter der Ombudsstelle für Missbrauchsopfer in der Erzdiözese (bis 2005). 2006 stellte er gemeinsam mit dem Benediktinerpater Udo Fischer die Pfarrerinitative vor und wandelte sich so zum Kirchen-Rebellen.