In der türkisch-kurdischen Grenzstadt Sirnak soll es zu einer unfassbaren Tat gekommen sein. Fotos und Videos im Internet zeigen, wie ein Polizeifahrzeug die Leiche des 24-jährigen Haci Lokman Birlik hinter sich herschleift. In der Grenzstadt gibt es seit Tagen Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften und Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Nun droht die Lage endgültig zu eskalieren.
In der türkisch-kurdischen Grenzstadt Sirnak soll es zu einer unfassbaren Tat gekommen sein. Fotos und Videos im Internet zeigen, wie ein Polizeifahrzeug die Leiche des 24-jährigen Haci Lokman Birlik hinter sich herschleift. In der Grenzstadt gibt es seit Tagen Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften und Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Nun droht die Lage endgültig zu eskalieren.
Der Tote am Wagen ist der Schwager des HDP-Abgeordneten Leyla Birlik. Auf Twitter verteilte sich das Bild mit dem Satz "Ich lasse meine Soldaten und Polizisten keine Kadaver transportieren." - offenbar in Anspielung an Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. "Seht euch dieses Foto gut an. Niemand soll es vergessen. Denn wir werden es auch nicht vergessen", so Selahattin Demirtas, Vorsitzender der HDP.
AKP-Anhänger wiederum sprachen von einer Fotomontage, legten zur Dokumentation jedoch "Originalfotos" mit deutlich sichtbaren Bearbeitungen vor. Dann bestätigte erst die AKP-nahe Zeitung "Sabah" die Echtheit und schließlich tauchte ein Video auf, das ein Polizist im Inneren des gezeigten Fahrzeugs aufgenommen hatte. Darin verspotten die türkischen Polizisten ihr kurdisches Opfer, der Körper wird minutenlang durch die Straßen geschleift.
Premierminister Ahmet Davutoglu meldete sich schließlich ebenfalls zu Wort: Die Behandlung sei inakzeptabel, doch das Foto werden als "Provokation" verbreitet, versuchte er den Skandal zu deeskalieren. Er kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an, denn noch ist unklar, wie das Opfer ums Leben kam. Ein Augenzeuge berichtet von einer regelrechten Exekution des Mannes durch die vorbeifahrenden Polizisten.
Lage in der Türkei außer Kontrolle
Die Lage in der Türkei ist vor den Neuwahlen am 1. November komplett außer Kontrolle. Erdogans Partei AKP setzt die Wahlkommission mit Forderungen nach Versetzungen von Wahlurnen in Kurden-Städten unter Druck, HDP und andere Oppositionsparteien beklagen, aus Angst und wegen Drohungen keinen Wahlkampf mehr führen zu können.
Immer wieder kommt es zu Attacken und Brandanschlägen auf Parteibüros. In den Großstädten wie Istanbul werden Lokalpolitiker wegen Terrorverdacht reihenweise festgenommen. In Wählerverzeichnissen verschwanden indes gut eine Million Wählerstimmen auf mysteriöse Weise. Eine Untersuchung wird es nicht geben, das Parlament ist in Sommerpause.