Handball-Wunder bei EM

"Tut unglaublich weh!" Deutsche Tränen wegen Österreich

Österreich rang Deutschland bei der Heim-EM in Köln ein Unentschieden ab, ist auf Halbfinal-Kurs. Die Deutschen sind bitter enttäuscht.

Sport Heute
"Tut unglaublich weh!" Deutsche Tränen wegen Österreich
Deutschlands bester Werfer: Juri Knorr.
IMAGO/Maximilian Koch

Nach dem herben Dämpfer gegen Österreich schritt Bundestrainer Alfred Gislason mit finsterer Miene über das Parkett, Kapitän Johannes Golla starrte konsterniert zu Boden: Deutschlands Handballer haben auf der Medaillenmission bei ihrer Heim-EM einen überraschenden Rückschlag erlitten. Nur mit viel Mühe rettete Deutschland ein 22:22 (11:12), einzig die starke Aufholjagd machte am Samstagabend Mut für den weiteren Turnierverlauf.

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"Ich glaube, man hat in jedem Gesicht gesehen, dass uns das unglaublich weh tut", sagte Golla am ARD-Mikrofon: "Das war unglaublich schlecht von uns und bringt uns womöglich um unsere Ziele. Wir machen das schlechteste Spiel, was Angriffseffektivität angeht. So werden wir nichts erreichen bei dem Turnier, aber wir haben die Fans im Rücken."

Gislason monierte die schwache Offensivleistung seines Teams. "Diesen Punkt haben wir im Angriff verloren, die Abwehr stand gut, und Andi war sehr gut", sagte er über die Defensive und den erneut bärenstarken Torhüter Andreas Wolff. Die hohe Anzahl der Fehlwürfe sei "grausam".

Erst ein Kraftakt in der Schlussviertelstunde und ein erneut famoser Wolff im Tor sicherten dem deutschen Team einen womöglich noch wertvollen Punkt. 16:21 lag die DHB-Auswahl zwölf Minuten vor Schluss schon zurück, ehe Deutschland aufgepeitscht von den 19.750 Fans Tor um Tor aufholte und in einer nervenaufreibenden Schlussphase noch ausglich.

Österreichs Handball-Herren feiern.
Österreichs Handball-Herren feiern.
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Für die Medaillenspielen muss das deutsche Team (3:3 Punkte) nun die verbleibenden Spiele gewinnen und ist auf Schützenhilfe angewiesen: Die weiteren Spiele bestreitet Deutschland am Montag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) gegen Ungarn (4:2) und am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Dyn) gegen Kroatien (1:5). Nur die beiden Erstplatzierten der Sechsergruppe ziehen ins Halbfinale ein. Spitzenreiter ist Frankreich mit 6:0 Zählern.

Österreich hat bessere Karten, liegt auf Rang zwei und damit voll auf Halbfinalkurs.

Deutschland, das zunächst ohne den von einer Erkältung geschwächten Knorr antrat, zeigte im ersten Abschnitt seine schwächste Turnierleistung und wirkte hochgradig nervös - ganz im Gegensatz zu den noch ungeschlagenen Österreichern. Beim frechen Außenseiter zeigte Torwart Constantin Möstl eine ganz starke Partie.

Österreichs Handball-Team holt gegen Deutschland ein Remis.
Österreichs Handball-Team holt gegen Deutschland ein Remis.
Gepa

Erst in der 9. Minute traf Timo Kastening beim 3:2 zur ersten deutschen Führung. Doch die brachte keine Sicherheit. Wolff hielt in seinem 150. Länderspiel zwar erneut überragend und parierte unter anderem zwei Siebenmeter in der ersten Halbzeit. Österreich spielte sich mit einer aggressiven Deckung vor dem bärenstarken Möstl aber in einen Rausch.

Die Alpenhandballer feierten jede gelungene Aktion frenetisch. Die DHB-Männer schienen nach jedem Fehlwurf den Kopf dagegen immer weiter hängen zu lassen. Beim ersten Zwei-Tore-Rückstand brüllte Gislason in einer Auszeit wutentbrannt: "Verdammt nochmal!" Es half nicht - der Rückstand wuchs beim 6:10 (23.) und 7:11 (24.) zwischenzeitlich auf vier Treffer.

Auch Knorr verhalf den DHB-Männern zunächst nicht zu mehr Spielwitz. Vielmehr nahmen sich die deutschen Spieler immer wieder schwierige Würfe, die sie teils kläglich vergaben.

"Was wir im Angriff gezeigt haben, geht eigentlich gar nicht, das war so was von schlecht", schimpfte Weltmeister-Trainer Heiner Brand in der Pause.

Auch im zweiten Durchgang bekam das deutsche Team die Offensivprobleme einfach nicht in den Griff. Statt selbst in Führung zu gehen, zogen die Österreicher wieder davon. Deutschland kämpfte sich trotz eines 16:21-Rückstands (48.) noch einmal bis auf 21:22 heran - und sicherte immerhin den Punkt.

Der enttäuschte Keeper Andreas Wolff.
Der enttäuschte Keeper Andreas Wolff.
IMAGO/Maximilian Koch

Die Reaktionen zeigten deutlich, wer mit dem Zähler besser leben konnte. "Celebrate good times", sangen die rot-weiß-roten Handballer mit der Hallenmusik, tanzten vor Freude im Kreis. Die Deutschen schlichen indes mit hängenden Köpfen über den Platz. Einige diskutierten hitzig. Die TV-Bilder fingen bittere Tränen der Enttäuschung bei jungen Zuschauern auf den Rängen ein. Die Deutschen zittern um ihren Platz im Halbfinale.

red
Akt.
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