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Überläufer enthüllt neue Details zu Nordkoreas Regime

Die Aussagen eines hochrangigen ehemaligen Ex-Offiziers Nordkoreas zu Drogen- und Waffenhandel decken sich mit den Aussagen anderer Überläufer.

Leo Stempfl
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Parteitag in Nordkorea, Diktator Kim Jong-un sieht sich mit neuen Vorwürfen konrontiert.
Parteitag in Nordkorea, Diktator Kim Jong-un sieht sich mit neuen Vorwürfen konrontiert.
STR / AFP / picturedesk.com

Nordkorea soll nach Angaben eines Überläufers jahrelang mit staatlich organisiertem Drogenhandel Devisen für die Herrscherfamilie Kim beschafft haben. Er sei in den 1990er-Jahren mit der Aufgabe betraut worden, "revolutionäre Gelder" für den damaligen Machthaber Kim Jong Il zu beschaffen, sagte der Mann der "BBC". Das bedeute Drogengelder.

Der Mann, der unter dem Pseudonym Kim Kug Song erstmals in der Öffentlichkeit auftrat, soll jahrelang für den nordkoreanischen Geheimdienst gearbeitet haben und nun für den südkoreanischen Geheimdienst tätig sein. Es ist das erste Mal, dass ein so hochrangiger Offizier aus Pjöngjang einem großen Sender ein Interview gegeben hat. Der Überläufer berichtet weiter, er habe auch Attentäter entsendet, um Kritiker zu töten.

Naher Osten und nach Afrika

Der Informant malt ein Bild einer nordkoreanischen Führung, die verzweifelt versucht habe, mit allen Mitteln Geld zu verdienen, vom Drogenhandel bis zu Waffenverkäufen in den Nahen Osten und nach Afrika.
Der Offizier sagt, dass im Mai 2009 befohlen worden sei, eine "Terror-Taskforce" zu bilden, um einen ehemaligen nordkoreanischen Beamten zu töten, der in den Süden übergelaufen war.

Zu dieser Zeit sei der jetzige Machthaber Kim Jong-un auf die Nachfolge seines Vaters Kim Jong-il vorbereitet worden, der einen Schlaganfall erlitten hatte. "Für Kim Jong-un war dies ein Akt, um seinen Vater zufrieden zu stellen", so der Informant.

Terrortruppe gebildet

"Es wurde eine Terrortruppe gebildet, um Hwang Jang-yop im Geheimen zu ermorden. Ich persönlich habe die Arbeit geleitet und ausgeführt", so der Mann weiter. Jang-yop ist bis heute der ranghöchste Nordkoreaner, der nach Südkorea geflohen war. Er galt als Chefideologe Nordkoreas.

Doch das Attentat ging schief. Zwei nordkoreanische Militärangehörige verbüßen in Südkoreas Hauptstadt Seoul noch immer eine zehnjährige Freiheitsstrafe für das Attentat. Pjöngjang hat stets bestritten, an dem Attentat beteiligt gewesen zu sein, und behauptet, Südkorea habe das Attentat inszeniert. Jang-yop verstarb 2010 im Alter von 87 Jahren in Seoul.

Bericht deckt sich

Die Aussagen des Überläufers über staatlich betriebene Drogenlabore in Nordkorea können nicht unabhängig überprüft werden, doch sie decken sich mit den Angaben anderer nordkoreanischer Überläufer.

Auch Thae Yong Ho, der einst in der nordkoreanischen Botschaft in London gedient hatte, sprach 2019 auf der Menschenrechtskonferenz "Oslo Freedom Forum" von staatlich gefördertem Drogenhandel Nordkoreas.

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