Ukraine

"Albtraum" – Russen flüchten von der Schlangeninsel

Putins Truppen haben die berüchtigte Schlangeninsel verlassen. Eine "Geste des guten Willens" sagt der Kreml, der wahre Grund dürfte ein anderer sein.

Roman Palman
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    13 unbeugsame Grenz-Soldaten wurden bei der Verteidigung der Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor den Russen getötet.
    13 unbeugsame Grenz-Soldaten wurden bei der Verteidigung der Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor den Russen getötet.
    Getty Images/iStockphoto

    Die Schlangeninsel (Ostriv Zmiinyi) hatte bereits am ersten Tag der russischen Invasion für Schlagzeilen gesorgt. Von einem russischen Kriegsschiff zur Kapitulation aufgefordert, antwortete ein ukrainischer Grenzsoldat mit einem beherzten "Russisches Kriegsschiff, f*ckt euch!". Ein Mitschnitt des Funkspruchs ging um die Welt, wurde in der Ukraine zum Symbol des Trotzes gegen die Invasoren und schaffte es sogar mit eindeutiger Illustration auf eine Schmäh-Briefmarke.

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    Genützt hatte es den Ukrainern aber nichts, die russische Armee eroberte noch am selben Tag das strategisch wichtige Schwarzmeer-Eiland 35 Kilometer östlich des Donau-Deltas. Die russischen Soldaten haben sich nach viermonatiger Besatzung nun aber überraschend zurückgezogen. 

    "Geste des Guten Willens"

    Nachdem das die ukrainischen Streitkräfte gemeldet hatten, folgte kurz darauf auch eine Bestätigung aus Moskau. Aus Wladimir Putins Umfeld heißt es, der Rückzug sei eine "Geste des guten Willens", die beweisen soll, dass Russland nicht die für viele andere Staaten wichtigen Getreideexporte aus der Ukraine behindere. In Kiew hält man das aber für einen Schmäh, da die russische Armee weiterhin Getreidelager bombardiere bzw. leer räume. 

    Der Grund könnte ein ganz anderer sein: Militär-Experten erklärten gegenüber BBC, dass die Schlangeninsel für die Russen einfach zu schwer und kostenspielig zu verteidigen sei. Die darauf stationierten Soldaten und ankommende Versorgungsschiffe wären aufgrund der geographischen Nähe zum Festland "leichte Ziele" für Artillerie- und Drohnen-Angriffe. Und genau solche hatten Wolodimir Selenskis Truppen in den vergangenen Monaten immer wieder durchgeführt.

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      Am 21. Juni sollen ukrainische Artillerie und Drohnen einen Angriff auf die okkupierte Schlangeninsel durchgeführt haben.
      Am 21. Juni sollen ukrainische Artillerie und Drohnen einen Angriff auf die okkupierte Schlangeninsel durchgeführt haben.
      Maxar Technologies / AFP / picturedesk.com

      Dabei kamen laut ukrainischem Generalstab auch neue selbstfahrende 155mm-Haubitzen vom Typ "Bogdan" zum Einsatz, die sich eigentlich noch in der Testphase befinden.

      "Wurde für Russen zu einem Albtraum"

      Der Verlust des Flaggschiffs "Moskwa" durch ukrainische Raketen im April hatte den Luftabwehr-Möglichkeiten der Schwarzmeer-Flotte einen harten Schlag versetzt. Deswegen versuchte die russische Armeeführung danach verzweifelt, Flugabwehr-Batterien und Systeme zur elektronischen Kriegsführung auf der Schlangeninsel zu installieren. "Aber die Verteidigung wurde wegen der großen Entfernung zum nächsten Flottenstützpunkt im Schwarzen Meer zu einem Albtraum", so die Experten-Einschätzung.

      Archivbild des russischen Schwarzmeer-Flaggschiffs "Moskwa". Der Raketenkreuzer galt bis zu seinem Untergang als Symbol der militärischen Überlegenheit Russlands.
      Archivbild des russischen Schwarzmeer-Flaggschiffs "Moskwa". Der Raketenkreuzer galt bis zu seinem Untergang als Symbol der militärischen Überlegenheit Russlands.
      Sipa Press / Action Press/Sipa / picturedesk.com

      Jetzt könnten aber doch wieder ukrainische Stiefel Fuß auf den winzigen Felsbrocken setzen. Sinn macht das laut dem ukrainischen Militäranalysten Oleh Zhdanov aber kaum. Auf der Insel stationierte Truppen würden schnell in das Feuer beider Seiten geraten. Der Experte rät deswegen dazu, weiter Kräfte in Schussweite zu lassen und damit jedes Schiff mit Ziel Schlangeninsel unter Beschuss zu nehmen. So könnten zumindest auch der westliche Küstenabschnitt und auch die Großstadt Odessa besser geschützt werden.

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