Politik

Ukrainer warnten schon 2014 in Wien vor Putin-Einmarsch

Das "Heute"-Archiv bietet interessante Sichtweisen auf einen Putin-Besuch in Wien. Schon damals warnten Ukrainer vor einer Invasion.

Leo Stempfl
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2014 nutzte Russland die turbulente innenpolitische Lage der Ukraine im Rahmen der Maidan-Proteste, um still und heimlich Streitkräfte auf die Halbinsel Krim zu bringen. Dort wurde in weiterer Folge ein zweifelhaftes Referendum abgehalten, die Halbinsel schließlich offiziell – und völkerrechtswidrig – annektiert.

Umstrittener Besuch

Nur drei Monate später, am 24. Juni 2014, machte sich Russlands Präsident Wladimir Putin zu einem Arbeitsbesuch nach Wien. Gemeinsam mit dem damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hielt Putin einen Vortrag. Währenddessen am Heldenplatz: breiter Protest.

Vor allem Ukrainer waren es, die dort angesichts der Annexion ihren Unmut ausdrückten. Der russische Präsident wurde mit Hitler vergleichen, Plakate forderten "Putin raus" oder "Stop War". Aus heutiger Sicht besonders treffend das Schild einer Demonstrantin: Darauf zu sehen ist ein Comic. Ein Reisebus gefüllt mit russischen Soldaten führt auf die ukrainische Grenze zu, dahinter Panzer mit Russland-Fahnen.

Gute Diktatur

Im Inneren der Wirtschaftskammer herrschte hingegen ausgelassene Stimmung. Leitl durfte Putin zum dritten Mal begrüßen, denn ersterer war bereits 14 Jahre lang an der Spitze der WKO. "Diktatur", stieß es frech aus Putin heraus, der Dank einer Verfassungsänderung ebenfalls seit 14 Jahren an Russlands Spitze stand. "Aber gute Diktatur", fügte er an, es hallte Lacher.

Bundespräsident Fischer verpasste Putin später noch freundliche Streicheleinheiten, als es darum ging, dass ein Teil der Ukraine sogar Mal zu Österreich gehörte. "Was soll das heißen? Welche Vorschläge haben Sie?", witzelte Putin daraufhin.

Was sagt Fischer heute dazu? "Es ist mir nicht unangenehm, weil es hat dem damaligen Verhältnis entsprochen", sagte er auf "Ö1". "Ob jede einzelne Geste im Lichte der Geschichte heute anders beurteilt wird, das kann natürlich sein."