Fussball

"Ultras müssen selbst erkennen, wie sie Rapid schaden"

Die Austria sucht einen Trainer! Im Visier: Ex-Rapidler Andreas Herzog. Josef Hickersberger wechselte auf die violette Trainerbank. Das Interview.

Martin Huber
Teilen
Ex-Rapid-Meistertrainer Josef Hickersberger im <em>"Heute"</em>-Interview: "Saison von Rapid war herausragend. Ich hätte das Rapid nicht zugetraut."
Ex-Rapid-Meistertrainer Josef Hickersberger im "Heute"-Interview: "Saison von Rapid war herausragend. Ich hätte das Rapid nicht zugetraut."
GEPA Pictures

"Heute": Herr Hickersberger, Rapidler Andreas Herzog als Austria-Coach. Geht das überhaupt?

Josef Hickersberger: "Für mich ist das denkbar. Andi wird sich das sehr gut überlegen. Ich sehe ihn über kurz oder lang aber als Coach in der deutschen Bundesliga. Er hat zuletzt viel an Erfahrung gewonnen. Österreich wäre für ihn eine Zwischenstation."

Hickersberger: "Österreich wäre für Herzog nur eine Zwischenstation."

Sie sind einer von acht, die mit einer Rapid-Vergangenheit Austria-Trainer wurden.

"Früher war das einfacher als jetzt, weil die Fan-Lager nicht so verfeindet waren wie heute. Es gab eine Rivalität, auch zwischen den Spielern – aber anders als heute. Ich selbst habe nie ein Problem bei der Austria gehabt, auch weil ich zuvor dort Spieler war und Erfolg hatte."

1/25
Gehe zur Galerie
    Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
    Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
    gepa-pictures.com, picturedesk.com

    Zehn Trainer in acht Jahren, Platz sieben in der Liga, kein Europacup-Startplatz. Was fehlt der Austria? Was braucht sie?

    "Ruhe und Gelassenheit."

    Bitte etwas konkreter.

    "Sie sagen es ja selbst. Bei so vielen Trainerwechseln kann der Verein nicht zur Ruhe kommen. Es ist einfach nicht möglich, erfolgreich zu arbeiten. Die Austria erlebt eine schwierige Zeit. Der Druck von der Vereinsführung und den Fans ist groß. Der neue Trainer braucht vor allem eines: Persönlichkeit."

    Hickersberger: "Stöger wäre die beste Lösung für die Austria."

    Wer könnte der Neue sein?

    "Peter Stöger hat für Ruhe gesorgt. Er war schon als Spieler einer meiner Lieblinge, jetzt macht er einen hervorragenden Job. Ich sage das, ohne jemandem schmeicheln zu wollen. Er wäre die beste Lösung für die Austria – am besten, er macht alles in Personalunion. Es wäre nicht nur die beste, sondern auch die billigste Lösung. Peter ist aber so clever, um das genau abzuschätzen."

    1/23
    Gehe zur Galerie
      Die größten Austria-Spieler aller Zeiten
      Die größten Austria-Spieler aller Zeiten
      gepa-pictures.com, picturedesk.com

      Haben sie die Finanzlöcher bei der Austria und Rapid überrascht?

      "Ich kenne die Bilanzen von Austria und Rapid nicht, aber verwundert haben mich diese Meldungen schon. Geschuldet ist das auch der Vormachtstellung von Red Bull Salzburg. Es ist schwierig, da als Traditionsverein mitzuhalten."

      Hickersberger: "Sportlich war die Saison von Rapid herausragend, unerwartet gut."

      Wie beurteilen Sie die Saison von Rapid sportlich?

      "Herausragend, unerwartet gut. Ich hätte das Rapid nicht zugetraut.“

      Platz 2? Oder der gespielte Fußball?

      "Die Spielweise war sehr auf Sicherheit bedacht. Ich hätte natürlich auch gern mehr Risiko gesehen. Du musst als Trainer eine Mannschaft und ihr Verhalten aber zuerst einmal stabilisieren. Ich glaube, nächste Saison sehen wir eine offensivere Ausrichtung. Das würde Rapid gut tun."

      1/18
      Gehe zur Galerie
        Bei Rapid ist immer etwas los. Wir blicken auf die größten Skandale seit dem letzten Titel 2008
        Bei Rapid ist immer etwas los. Wir blicken auf die größten Skandale seit dem letzten Titel 2008
        gepa-pictures.com

        Wie verfolgen Sie die Geschehnisse bei Rapid abseits des grünen Rasens? In der Ära Krammer waren sie im sportlichen Beirat, fühlten sich aber nicht erhört.

        "Das kam falsch rüber. So habe ich das nicht gesagt."

        Jetzt sitzt Ex-Spieler Gerald Wilfurth im Präsidium.

        "Das ist positiv. Er bringt als Ex-Spieler alles mit – außer Geld!"

        Hickersberger: "Das Plakat ist Rapid nicht würdig."

        Wie beurteilen Sie das sexistische Plakat beim Geisterspiel?

        "Da stellen sich bei mir alle Haare auf. Es ist unpassend und Rapid nicht würdig."

        Mehrere Rapid-Legenden distanzierten sich scharf davon.

        "Ich finde es gut, dass sich Franz Binder da einsetzt. Es sind gute Ansätze. Die Frage ist, ob das wirklich hilft. Die „Ultras“ müssen selbst erkennen, wie sehr sie mit manchen Aktionen dem Verein schaden. Ob es so weit kommt? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe zu den „Ultras“ immer Kontakt gepflegt. Mir war klar, welche positive Kraft sie mit ihrer Unterstützung dem Verein und den Spielern geben können."

        1/13
        Gehe zur Galerie
          <em>"Heute"</em>-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
          "Heute"-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
          gepa pictures

          Sehen wir im Herbst wieder Fans im Stadion?

          "Davon bin ich überzeugt. Es muss aber Abstand geben. Klügere Köpfe als meiner zerbrechen sich den Kopf, wie das am besten geht. Was wir in Corona-Zeiten sehen, ist für mich nicht der richtige Fußball. Es ist eigentlich absurd."

          Wann erleben wir in Österreich wieder einen Meister, der nicht Salzburg heißt?

          "Das wäre in nächster Zeit fast schon ein Wunder. Salzburg ist in jeder Saison haushoher Favorit. Sie sind den anderen Vereinen sportlich und finanziell überlegen."

          1/12
          Gehe zur Galerie
            Die jungen Wilden von Rapid
            Die jungen Wilden von Rapid
            gepa-pictures.com