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Handke zieht "Klopapier euren Fragen vor"

Heute Redaktion
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Peter Handkes Pressekonferenz in Stockholm wurde sehnlichst erwartet, doch der Literat wand sich erst an den Fragen vorbei und verweigerte sie schließlich ganz.

Bevor Peter Handke am Dienstag wie angekündigt einen Frack ausborgt und seinen Nobelpreis für Literatur entgegennimmt, bekam am Freitag die Presse noch eine Chance zum kritischen Nachfragen – glaubten die Journalisten jedenfalls. Es kam anders.

Auch vor der großen Runde bei der Pressekonferenz in Stockholm gab Peter Handke keine Antworten auf die Fragen, die die Kontroverse um Jugoslawien, Serbien und begangene Kriegsverbrechen beziehungsweise deren Leugnung betrafen.

Skurril: "Happy Birthday", kaum jemand klatschte

Die Konferenz begann singend. Während den Journalisten die kritischen Kragen auf der Zunge brannten, trällerten die Leute auf dem Podium "Happy Birthday" zu Handkes 77. Geburtstag. Vereinzelt wurde danach im Publikum geklatscht.

Schon die erste Frage bezüglich Jugoslawien blockt Handke ab. "Das wäre eine sehr lange Antwort. Hier ist nicht der richtige Moment dafür." Ab diesem Zeitpunkt ging es bergab mit der Gesprächskultur. Mehrere Journalisten, unter anderem von der "New York Times" und dem "ORF" versuchten eine Stellungsname aus dem Literaturnobelpreisträger herauszukitzeln – vergeblich.

Handke-Biograf Malte Herwig filmte die Pressekonferenz mit dem Handy mit (leider in schlechter Qualität):

Handkes NICHT-Antworten

• "Das wäre ein sehr lange Antwort. Hier ist nicht der richtige Moment dafür."

• Auf die Frage, was er von den geplanten Protesten am Dienstag hält, gibt Handke die Frage an den Journalisten zurück. "Was könnten Sie mir raten?" Er führt weiter aus, dass er schon bei früheren Protesten versucht habe, mit den Protestierenden zu reden. Doch ein Dialog sei nicht möglich gewesen.

• Eine Journalistin fragt ihn zu seiner Meinung zu einem bestimmten Vorwurf. Handke: "Ich hasse Meinungen. Ich liebe Literatur."

• Auf die Frage: "Hat Literatur auch Grenzen?", antwortet Handke: "Ich mag Grenzen!"

• Schließlich fragt die New York Times, warum er einen Genozid totschweige. Handke liest erst einen Brief vor, in dem er ebenfalls kritisiert wird und legt der anwesenden Presse dar, dass ihm per Post zugeschicktes Klopapier lieber sei als die leeren Fragen der anwesenden Redakteure.

• "Ich werde Ihre Fragen nicht beantworten. Sie sind nicht meine Leser."

Danach wird die Pressekonferenz beendet. Die Begründung: Die Zeit sei knapp.

Handke brach in den vergangenen Wochen immer wieder Interviews ab oder verweigerte sie. "Zeit"-Literaturkritiker Ulrich Greiner drohte der Autor bei Schuldzuweisungen mit einem Hammer.

Wirbel um Unterstützung für Serbien

Der Nobelpreisträger steht in der Kritik weil er sich seit Jahrzehnten für Serbien stark macht. Dabei sorgt er immer wieder für internationale Empörung, zum Beispiel als er am Begräbnis von Ex-Staatschef Slobodan Miloševic sprach. Der ehemalige Politiker stand wenig zuvor noch vor dem Kriegsverbrechertribunal, sein Tod verhinderte ein Urteil.

Der Live-Ticker zum Nachlesen: