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Bei Schuldzuweisung droht Handke mit Hammer

Handke ließ einen Journalisten zu sich. Doch als die Fragen ungemütlich wurden, wurde auch Handke ungemütlich.

Heute Redaktion
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In seinem Heimatort Griffen in Kärnten brach Nobelpreisträger Peter Handke Mitte Oktober eine Pressekonferenz ab und erboste sich, dass er nicht mehr mit Journalisten reden wolle. " Von keinem Menschen, der zu mir kommt, höre ich, dass er sagt, dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab", würgte Handke die Befragung ab und sagte auch gleich die anschließend geplante Ehrung ab.

Bei der "Zeit" machte Handke eine Ausnahme. Journalist und Literaturkritiker Ulrich Greiner hat Handkes Bücher gelesen, auch wenn ihm das der Autor zumindest in einem Fall ("Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos") anfangs nicht glaubte.

Handke fürchtete, Nobelpreis geht an jemanden, den er für ein Arschloch hält

Greiner und Handke plauderten erst über den Nobelpreis. "Ich hatte befürchtet, sie geben den Preis an jemanden, den ich für ein Arschloch halte", verriet Handke. Das wäre eine Demütigung für ihn gewesen.

Ulrich Greiner zögerte nicht, mit Handke auf Konfrontation zu gehen. Der Journalist scheute sich nicht, dem Autor zu verraten, dass er eines seiner Bücher nicht verstanden habe. Handkes Gemüt erhitzte sich aber erst, als die Sprache auf die Jugoslawien-Kontroverse kam.

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Handke wird angefeindet, weil er am Begrägbnis von Serbien Ex-Präsident Slobodan Miloševic sprach. Kritiker werfen ihm Verharmlosung von Kriegsverbrechen vor. Erst kürzlich sorgte ein Pass für Wirbel, der als Handkes Nationalität (ist Österreich, Anm.) als "Jugoslawisch" angibt.

Wenn Sie das noch einmal sagen, hole ich einen Hammer!

"Als ich jetzt diese Kontroverse über Ihre Ansichten zum Thema Serbien noch einmal nachgelesen habe, dachte ich, vielleicht hat Handke auch eine gewisse Schuld daran", stellte der Journalist provokant in den Raum. Handke: "Wenn Sie das noch einmal sagen, hole ich einen Hammer! Spielen Sie jetzt Tribunal?"

Handke weist jede Schuld von sich

Doch Greiner ließ nicht nach: "Wenn jemand auf einsamer Position steht und vereinsamt ist, spricht das noch nicht dafür, dass er recht hat." Das wollte der Nobelpreisträger nicht auf sich sitzen lassen. Die Verantwortung für seine Aussagen sei er bereit zu tragen, aber Schuld sehe er bei sich keine. Wenn er falsch und sinnwidrig zitiert werde, dann sei das "ein kleines Verbrechen". Er habe sich weder jemals vor Slobodan Miloševic verbeugt, noch Sympathien für ihn geäußert. "Nie! Ich habe ihn ein einziges Mal gesehen, da war er Gefangener in Den Haag" weist der Handke alle Schuld von sich.