Ukraine

Unfassbar – das ist Putins Version des Kanzler-Besuchs

Während Kanzler Karl Nehammer betont, Russlands Präsidenten mit Kriegsverbrechen in der Ukraine konfrontiert zu haben, lautet Putins Version anders.

Rene Findenig
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In Russland kursiert eine ganz eigene Version vom Kanzler-Besuch bei Wladimir Putin.
In Russland kursiert eine ganz eigene Version vom Kanzler-Besuch bei Wladimir Putin.
Courtesy Everett Collection / Everett Collection / picturedesk.com

"Warum Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer nach Russland ging", titelt die russische Nachrichten-Webseite pravda.ru ihre Version vom Kanzler-Besuch in Moskau. Nehammer hatte betont, Präsident Wladimir Putin auf die schweren Kriegsverbrechen in der Ukraine, etwa in Butscha, angesprochen zu haben, es habe eine "harte Konfrontation" gegeben. Russlands Version liest sich nun komplett anders. "Laut Beobachtern in der russischen Hauptstadt zufolge ist Karl Nehammer nicht nach Russland gekommen, um Friedensstifter zu werden", heißt es.

"Kanzler war überhaupt nicht besorgt über die Ukraine, nicht über den russischen Militäreinsatz in diesem Land"

Der österreichische Bundeskanzler sei "überhaupt nicht besorgt über die Ukraine, nicht über den russischen Militäreinsatz in diesem Land", liest sich der Bericht weiter. Nehammer sei es nur "um sein Land" gegangen, behauptet die Seite und belegt dies damit, dass Österreich zu 80 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig sei. Und dann ist sogar von "Erpressung" die Rede. "Karl Nehammer versuchte offen, den russischen Präsidenten zu erpressen, indem er sagte, er werde den Weltmedien bestätigen, dass Russland ein Schlächter sei", so der Bericht.

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    In diesem Haus fand das Treffen zwischen Karl Nehammer und Wladimir Putin statt.
    In diesem Haus fand das Treffen zwischen Karl Nehammer und Wladimir Putin statt.
    Dragan Tatic

    Und weiter: "Putin wies die Erpressung zurück. Der österreichische Bundeskanzler hat also alle seine Drohungen wahr gemacht. Die österreichische Erpressung wurde von allen führenden Medien der westlichen Länder verbreitet." Der russische Präsident habe generell nicht "die Antwort gegeben, die Nehammer erwartet hatte", er habe den Kanzler damit konfrontiert, dass die "Gasversorgungsbedingungen für alle 'unfreundlichen Länder' gleich seien". Außerdem wird damit spekuliert, was Nehammer öffnetlich gesagt hätte, "wenn Putin zugestimmt hätte, separatistische Gaslieferverträge mit ihm zu unterzeichnen".

    "Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach dem österreichischen Bundeskanzler weitere europäische Staats- und Regierungschefs Moskau besuchen werden"

    "Gestern wurde den europäischen Staats- und Regierungschefs klar, dass es Karl Nehammer nicht gelungen ist, seinem Land als mitteleuropäischer Gasdrehscheibe akzeptable Bedingungen zu verschaffen. Der Kampf um russisches Gas wird weitergehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach dem österreichischen Bundeskanzler weitere europäische Staats- und Regierungschefs Moskau besuchen werden", heißt es in dem Bericht weiter. "Sie haben Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt, die den Menschen ihrer eigenen Länder schaden", heißt es zum Schluss.