Österreich

Resoluter Pfarrer stellt Opferstock-Dieb

Heute Redaktion
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War wohl nix: Als sich ein Mann in einer Kirche ans "Geld-Angeln" macht, kommt ihm der Pfarrer dazwischen. Statt Münzen zu zählen, sitzt der Mann nun in Haft.

Am 2. Jänner 2018 bemerkte Pfarrer Christian Sieberer gegen 12. 40 Uhr, wie sich ein Mann, bei dem sich nach Polizeiangaben um einen 48-jährigen Ungar handelt, am Opferstock der Pfarrkirche Penzing St. Jakob in der Einwanggasse (Penzing) zu schaffen machte.

"Ich war gerade in der Kirche, als ich hinter mir das Klingeln der Münzen im Opferstock hörte. Als ich nach hinten ging, um nachzusehen, erwischte ich einen älteren Mann, der gerade mit einem harten Klebestreifen versuchte, die Geldscheine herauszuangeln", berichtet der Pfarrer im Gespräch mit "Heute".

"Schon öfter Männer beim Opferstock beobachtet"

Den mutmaßlichen Dieb beschrieb Sieberer als "nett und gut gepflegt", mittlerweile erkenne er den Typ, denn schon öfters kamen Herren mit ähnlichem Auftreten zum "Auskundschaften" in die Kirche. Dort würden sie dann auffallend lange rund um den Opferstock stehen, so der Pfarrer.

Nachdem er den Mann inflagranti "mit dem Werkzeug in der Hand" ertappt habe, hat ihn der Pfarrer zur Rede gestellt und angehalten. "Mit der rechten Hand habe ich ihn festgehalten, mit der linken Hand habe ich 133 gerufen. Die Situation war wirklich skurril", erzählt Sieberer.

Zunächst sei der Tatverdächtige apathisch gewesen, berichtet der Pfarrer, er habe sich fotografieren lassen, später habe er dann sogar mit seiner Ehefrau telefoniert. Nach rund einer Minute riss er sich dann plötzlich los und versuchte zu flüchten. Weit kam er dabei nicht, denn draußen warteten schon die Polizisten auf ihn.

Die Beamten stellten neben dem Klebeband auch zwei Schrauberzieher sicher. Der Mann wurde festgenommen und befindet sich nun in Haft.

Pfarrer: "Dumme Diebe"

Diebe, die versuchten über Opferstöcke an Geld zu bekommen, bezeichnet Sieberer als "dumm": "Wegen 20 oder 30 Euro eine schwere Vorstrafe zu riskieren, ist doch deppat. Vor allem wenn es gleich ums Eck in der Kirche ohnehin Essen und Kleidung für Arme gibt", so Sieberer. Tatsächlich gilt Opferstock-Diebstahl nicht als Kavaliersdelikt, sondern gilt rechtlich als versuchter schwerer Diebstahl und wird auch so geahndet.

Kirche ist Ort des Gebets, nicht der Vandalismus-Bekämpfung

Von zentraler Bedeutung für den Pfarrer ist aber auch, dass die Wiener in der Kirche einen ruhigen Ort hätten, an denen sie beten könnten. "Während andere Kirchen tagsüber geschlossen haben, können wir nur deswegen aufmachen, weil sich Gläubige für eine Stunde während ihres Gebetes bereit erklärt haben, auch auf die Kirche aufzupassen". Dennoch solle das Gebet im Zentrum stehen und nicht die Diebstahls- oder Vandalismusbekämpfung.

Mutmaßlicher Dieb ist Wiederholungstäter

Darüber ob der tatverdächtige Ungar eine besondere Vorliebe für Opferstöcke hat, oder ob hier Gelegenheit Diebe macht, kann nur spekuliert werden. Sicher ist jedoch, dass der Mann bereits einschlägig als "Opferstock-Dieb" verurteilt wurde, weil er sich zuvor schon an einem Opferstock in einer Kärntner Kirche vergriffen hatte.

Pfarrer mit eigenem Youtube-Channel

Resolut zeigt sich Sieberer nicht nur als "Kriminalitätsbekämpfer", auch auf seiner Webseite Pfaffenheini.net und in seinem Youtube-Channel spricht der Priester Themen an, die für Pfarrer eher unüblich sind. Die Bandbreite reicht von Internet-Passwörtern bis hin zu Unwörtern und Aliens. (lok)