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Unschuldiger Berlin-Verdächtiger fürchtet um sein Le...

Heute Redaktion
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Nach der schrecklichen Amok-Fahrt in Berlin, bei der zwölf Menschen starben, fasste man den Schuldigen innerhalb kürzester Zeit. Glaubte man zumindest. Der 23-jährige Pakistani Naved B. wurde anfangs verdächtigt und festgenommen. Nur einen Tag später ließ man ihn frei. Seitdem ist er an einem geheimen Ort untergebracht. Gegen ihn und seine Familie gibt es Todesdrohungen. Außerdem dürfte er Opfer von Polizeigewalt geworden sein.

Sagt man eigentlich Entschuldigung hinterher und kümmert sich,
— Jan Böhmermann (@janboehm)

Nach der schrecklichen Seitdem ist er an einem geheimen Ort untergebracht. Gegen ihn und seine Familie gibt es Todesdrohungen. Außerdem dürfte er Opfer von Polizeigewalt geworden sein. 

Der Name Naved B. ging binnen Stunden um die Welt: Über 24 Stunden glaubte man, der Viehhirte aus Pakistan sei der Todesfahrer von Berlin gewesen. Weil er scheinbar vom Tatort weglief, nahm man ihn fest. Bald stellte sich heraus: Naved kann gar nicht Auto fahren. Und Menschen umzubringen käme ihm nicht in den Sinn. Im Gegenteil: Er floh im Geheimen aus der Heimat, weil er um sein Leben fürchtete, wie er dem "Guardian" verriet. 

Familie in Pakistan bekommt Todesdrohungen

Mit der großen Britischen Zeitung redete er aus einem einfachen Grund: In Pakistan glauben noch immer viele, er sei schuldig. Deshalb fürchtet der 23-Jährige um das Leben seiner fünf Brüder und vier Schwestern. Auch die Behörden interessieren sich plötzlich für ihn und seine Familie. Doch auch in Deutschland ist Naved, der unschuldig Schlagzeilen machte alles andere als in Sicherheit. 

Sein Foto ging um die Welt, viele wissen nicht, dass er unschuldig ist

Naved B. stammt aus Belutschistan. Der Großteil der Provinz liegt in Pakistan, der Rest im Iran. Wegen seiner politischen Ansichten war der 23-jährige Hirte in der Heimat in Gefahr. , dass Cousins von ihm bereits tot seien. Als auch er um sein Leben fürchtete, machte er sich eines nachts davon. Seine Familie stottert noch heute die Raten für die Schlepper ab. Bisher sei den offiziellen Stellen in Belutschistan nicht klar gewesen, dass sich B. abgesetzt hat. Doch jetzt gingen sein Name und sein Foto um die Welt und der Flüchtling glaubt, dass seine Familie in Gefahr ist. 

Deutsche Polizei brachte ihn an sicherem Ort unter

Auch sein Leben ist nicht sicher. Die deutsche Polizei hat ihn gewarnt, auf keinen Fall in seine alte Unterkunft in Berlin-Tempelhof zurückzugehen. Stattdessen wurde er für zwei Monate wo anders einquartiert. Wenn er das Haus verlässt, muss er der Polizei Bescheid geben. Nicht, weil er noch verdächtig wird, sondern weil die Polizisten um sein Leben fürchten. Obwohl schon längst klar ist, dass B. nichts mit dem Anschlag zu tun hat. 

Naved lief über Straße, plötzlich klickten die Handschellen

Am 19. Dezember verließ er das Haus eines Freundes und wollte gerade über eine Straße laufen als ihn die Polizei stoppte. Kurz später saß er mit Handschellen gefesselt am Rücksitz des Polizeiwagens. Im Gegensatz zu den Beamten wusste B. nicht einmal, dass ein Lkw am Weihnachtsmarkt ein Blutbad angerichtet hatte. Die Polizisten setzten ihm eine Augenbinde auf, rammten ihm die Schuhabsätze in die Füße, zogen ihn aus. Als er sich wehrte, begannen sie ihn zu schlagen.

Deutsche Polizei kontaktierte Pakistan: Seitdem bekommt Familie Drohanrufe

Die deutschen Behörden nahmen natürlich auch zu den pakistanischen Behörden Kontakt auf. Seitdem bekommt seine Familie Drohanrufe. "Meine Familie und ich sind und einig, dass wir sicherer sind, wenn ich die Wahrheit publik machen. Umso früher, umso besser", erzählt B. dem englischen Medium. In seiner neuen Unterkunft in Berlin macht sich der 23-Jährige Sorgen um seine Familie. Helfen kann er ihnen von Deutschland aus nicht.