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Uralt-Handys – damit knacken Kriminelle jetzt Autos
Von Maserati bis Toyota: Kriminelle nutzen Uralt-Technik, um Fahrzeuge zu stehlen. Die modifizierten Geräte werden für bis zu 18.000 Euro angeboten.
Immer wieder finden Diebe kreative Methoden, um Autos zu stehlen. Zurzeit sorgt ein kurzes Video für Furore: Darin ist zu sehen, wie jemand in einem Toyota sitzt und mit einem uralten Nokia-Handy hantiert. Erst drückt die Person im Video auf den Startknopf – doch das Fahrzeug reagiert nicht. Dann kommt das Nokia 3310 zum Einsatz. Das Gerät wird per Kabel mit dem Auto verbunden, auf dem Display passiert etwas und als die Person auf den Startknopf drückt, heult der Motor auf – ohne einen Schlüssel. Wie ist das möglich?
In Umlauf gebracht hat das Video das Portal Motherboard.vice.com. In dem dazugehörigen Artikel wird genau erklärt, wie die Kriminellen die Fahrzeuge innerhalb von wenigen Sekunden knacken können. Maserati, Toyota, Lexus, BWM, VW, Renault und Co.: Verschiedene Hersteller, die das schlüssellose Smart-Key-System nutzen, sind laut einem Experten anfällig.
Von außen zu knacken
Dabei müssen die Diebe nicht einmal Zutritt zum Auto haben. Es genüge, einen Scheinwerfer abzumontieren und das Hackinggerät da mit den richtigen Kabeln zu verdrahten, erklärt Ken Tindell von der Sicherheitsfirma Canis Labs, die sich auf Fahrzeuge spezialisiert haben, der Newsplattform. "Das Gerät erledigt dann die ganze Arbeit für die Kriminellen", erklärt er weiter.
Tindell ist auf die Methode aufmerksam geworden, weil der Toyota eines Freundes auf diese Weise gestohlen wurde. Im Darknet und in einschlägigen Chats auf Telegram fänden sich zahlreiche Angebote für Diebe, heißt es im Text. Neben dem Uralt-Handy Nokia 3310 kann die Technologie zur Tarnung auch in portable Bluetooth-Speaker verbaut werden. Die Preise für die modifizierten Geräte sind laut Tindell horrend. Angebote gibt es ab 4.000 bis zu 18.000 Euro.
Kann man sich schützen?
Die zusätzlich verbaute Elektronik ist laut dem Experten günstig und kostet an die zehn Dollar. Die Hardware gaukelt dem Fahrzeug vor, ein Schlüssel zu sein, und kann direkt Nachrichten übermitteln. CAN (Controller Area Network) Injektion – so nennt sich die Methode. Nachrichten, wie "Wegfahrsperre deaktivieren", sehen für das Auto mit dem Angriff so aus, als ob sie von einem Smart-Key kämen.
Kann man sich denn überhaupt gegen die Attacken schützen? "Es gibt nichts, was Fahrerinnen und Fahrer tun können", erklärt Tindell. Die einzige Lösung wäre es, die Signale zu verschlüsseln. Das sei etwas, das über ein Update ausgeliefert werden könne, so der Experte. Motherboard hat einige Autohersteller kontaktiert. BMW hat nicht auf deren Anfrage geantwortet. Toyota gab folgendes Statement ab: "Fahrzeugdiebstahl ist eine branchenweite Herausforderung, die Toyota ernst nimmt. Wir sind entschlossen, gemeinsam mit Fachleuten für Diebstahlprävention, Strafverfolgungsbehörden und anderen wichtigen Interessensgruppen weiter an diesem Thema zu arbeiten."