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Hitlers Uhr – Skandal-Versteigerung in US-Aktionshaus

Eine Uhr Adolf Hitlers wurde für 1,09 Millionen Euro versteigert. Das Auktionshaus gerät in Kritik, jüdische Vertreter fordern die Absage.

Sabine Primes
Hitlers Uhr (links) wurde für über 1 Mio. Euro bereits versteigert. Die anderen Relikte und mehr stehen noch zur Auktion.
Hitlers Uhr (links) wurde für über 1 Mio. Euro bereits versteigert. Die anderen Relikte und mehr stehen noch zur Auktion.
Alexander Auctions; Collage: heute.at

Bei einer umstrittenen Auktion in den USA ist eine Golduhr, die einst Adolf Hitler gehört haben soll, für mehr als eine Million Dollar versteigert worden. Bei dem angebotenen Objekt handelt es sich um eine "Reverso", also eine Wende-Uhr, wie sie seit 1931 hergestellt wurde. Weil seinerzeit die dünnen Gläser von Armbanduhren noch sehr empfindlich waren, konnte man die Seite mit dem Ziffernblatt und dem Glasdeckel einfach umdrehen, sodass die Rückseite zu sehen und das wertvolle Werk geschützt war.

Die Uhr mit eingraviertem Reichsadler und Hakenkreuz erzielte nach Angaben des Auktionshauses Alexander Historical Auctions am Donnerstag einen Preis von 1,1 Millionen Dollar (1,09 Millionen Euro). Das lag deutlich unter dem Schätzpreis von zwei bis vier Millionen Dollar.

Die Golduhr soll Hitler nach Angaben des Auktionshauses im Jahr 1933 von Mitgliedern der NSDAP geschenkt worden sein. Sie wurde demnach am 4. Mai 1945 – vier Tage nach Hitlers Suizid in Berlin – von einem französischen Soldaten in Hitlers einstiger Alpen-Residenz in Berchtesgaden gefunden und soll sich über Jahrzehnte im Besitz der Familie des Soldaten befunden haben.

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    Die Jacke, mit der Ex-Astronaut Buzz Aldrin (92) vor rund einem halben Jahrhundert an Bord der Apollo 11-Mission zum Mond flog, ist in New York für fast drei Millionen Dollar versteigert worden.
    Die Jacke, mit der Ex-Astronaut Buzz Aldrin (92) vor rund einem halben Jahrhundert an Bord der Apollo 11-Mission zum Mond flog, ist in New York für fast drei Millionen Dollar versteigert worden.
    TIMOTHY A. CLARY / AFP / picturedesk.com

    Verkauf "abscheulich"

    Die Versteigerung der Objekte hatte im Vorfeld scharfe Kritik ausgelöst. Der jüdische Dachverband European Jewish Association (EJA) forderte eine Absage der Auktion. "Der Verkauf dieser Gegenstände ist abscheulich", erklärte der EJC-Vorsitzende Rabbi Menachem Margolin in einem offenen Brief an die Veranstalter der Auktion.

    Aus Gräuel lernen

    Nazi-Hinterlassenschaften gehörten gegebenenfalls in Museen, aber sicher nicht unter den Hammer, betonte Margolin. Die Gegenstände aus dem Besitz des "Völkermörders" Hitler trügen in keiner Weise dazu bei, aus den Gräueln der Nazizeit zu lernen, unterstrich er mit Verweis auf die geschätzten sechs Millionen jüdischen Todesopfer des Nazi-Regimes. Der Brief wurde von mehr als 30 jüdischen Vertretern aus Europa und Israel unterzeichnet, unter anderem von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin.

    "Käufer sind keine Neonazis"

    Bill Panagopulos, der Präsident des Auktionshauses Alexander Historical Auctions, das wegen früherer Versteigerungen – unter anderem mit den persönlichen Tagebüchern des berüchtigten Nazi-Kriegsverbrechers Josef Mengele – ähnlich kritisiert wurde, wies die Kritik in einer E-Mail an die Jewish Telegraphic Agency als "Unsinn und Sensationslust" zurück. "Was wir verkaufen, sind kriminelle Beweise. Es ist ein greifbarer, realer Beweis dafür, dass Hitler und die Nazis gelebt und Millionen von Menschen verfolgt und getötet haben. Dieses Material zu zerstören oder in irgendeiner Weise die Ausstellung oder den Schutz dieses Materials zu behindern, ist ein Verbrechen gegen die Geschichte", schrieb Panagopulos. Die Käufer, fügte er hinzu, "sind KEINE Neonazis, die zu arm und zu dumm sind, um irgendeine Art von historischem Material zu würdigen."

    Weitere Relikte

    Weitere Devotionalien sind unter anderem eine Bonbonschale des Diktators, ein Terrier-Halsband seiner Partnerin Eva Braun, Gläser, Serviettenringe, eine deaktivierte Panzerfaust, Militärkondome und Toilettenpapier der Wehrmacht.