Gesundheit

US-Insassen klagen Gefängnis wegen Ivermectin-Therapie

Laut Klage habe der Gefängnisarzt den vier Männern gesagt, dass es sich bei den Medikamenten "nur um Vitamine, Antibiotika und Steroide" handle.

Sabine Primes
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Das Pferde-Entwurmungsmittel Ivermectin ist keine Corona-Therapie.
Das Pferde-Entwurmungsmittel Ivermectin ist keine Corona-Therapie.
Mike Stewart / AP / picturedesk.com

Vier Insassen eines Gefängnisses in Arkansas haben Klage gegen die Einrichtung und ihren Arzt eingereicht, nachdem ihnen unwissentlich das Entwurmungsmittel Ivermectin zur Behandlung von Covid-19 als eine Art "medizinisches Experiment" verschrieben worden war, obwohl die US-Gesundheitsbehörden davor gewarnt hatten.

Klage gegen Gefängnis, Sheriff und Arzt

Der Ortsverband Arkansas der American Civil Liberties Union (ACLU) reichte vergangene Woche im Namen der Häftlinge Klage gegen das Bezirksgefängnis von Washington, den Sheriff des Bezirks Washington, Tim Helder und den Gefängnisarzt Robert Karas ein. Im vergangenen August hatte Sheriff Helder enthüllt, dass das Medikament Corona-Patienten verschrieben worden war.

Den Insassen sei Ivermectin ohne vorherige Einverständniserklärung verabreicht worden. Stattdessen wurde ihnen mitgeteilt, dass es sich um Vitamine, Antibiotika oder Steroide handeln würde.

Nebenwirkungen

"Die Wahrheit war jedoch, dass die Kläger ohne Wissen und freiwillige Zustimmung unglaublich hohe Dosen eines Medikaments eingenommen haben, von dem sich glaubwürdige Mediziner, die FDA und die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) einig sind, dass es keine wirksame Behandlung gegen COVID-19 ist und dass es für den Menschen gefährlich ist, wenn es in großen Dosen verabreicht wird", heißt es in der Klage.

Die vier Insassen hätten unter Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Durchfall, blutigem Stuhl und Magenkrämpfen gelitten. Zudem mussten die Insassen die medizinischen Untersuchungen, die infolge der Nebenwirkungen nötig wurden, selbst bezahlen. 

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    Der Zoll schlägt Alarm. Immer mehr Menschen bestellen sich das Entwurmungsmittel im Ausland.
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    "Niemand sei gezwungen worden"

    Gary Sullivan, Rechtsdirektor der ACLU of Arkansas, verurteilte Helders Vorgehen mit den Worten: "Niemand - auch keine inhaftierten Personen - sollte getäuscht und medizinischen Experimenten ausgesetzt werden. Sheriff Tim Helder ist dafür verantwortlich, dass inhaftierte Personen Nahrung, Unterkunft und sichere, angemessene Pflege erhalten." Die Haftanstalt hätte es versäumt, sichere und angemessene Behandlungsmethoden für Covid-19 anzuwenden und müsse dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

    Die Beklagten in diesem Fall - das Gefängnis von Washington County, der Bezirkssheriff Tim Helder und der Gesundheitsdienstleister Robert Karas - haben sich noch nicht zu der Klage geäußert. In einem Schreiben bestritt Dr. Karas jedoch, dass die Insassen zur Einnahme des Medikaments gezwungen oder verleitet worden wären. Laut ihm seien seit November 2020 254 Insassen mit dem Medikament behandelt worden.

    Die Ärztekammer hat Untersuchungen eingeleitet und wird die Ergebnisse voraussichtlich im Februar veröffentlichen.