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US-Soldat floh vor Rassismus in Armee nach Nordkorea

Mitte Juli überquerte ein US-Soldat unerlaubt die Grenze von Süd- nach Nordkorea und wurde festgenommen. Er soll sich über die USA beschwert haben. 

Ein US-Soldat überschritt die stark gesicherte Grenze von Süd- nach Nordkorea und will dort nun offenbar ein Visum beantragen.
Ein US-Soldat überschritt die stark gesicherte Grenze von Süd- nach Nordkorea und will dort nun offenbar ein Visum beantragen.
Ahn Young-joon / AP / picturedesk.com

Zum Fall des kürzlich nach Nordkorea geflohenen US-Soldaten Travis King hat sich die Führung in Pyongyang erstmals geäußert. Er sei aus Ernüchterung über die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft über die massiv gesicherte Grenze gerannt, hieß es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Mittwoch. Nordkoreanischen Ermittlern habe der schwarze Soldat gesagt, dass er "Verbitterung über die unmenschliche Behandlung und rassistische Diskriminierung innerhalb der US-Armee hegt".

Der Amerikaner habe sich auch willens gezeigt, um Schutz in Nordkorea oder einem Drittland zu bitten. Grund sei, dass er "desillusioniert angesichts der ungleichen amerikanischen Gesellschaft" sei. Nordkorea erklärte überdies, dass Ermittlungen zum US-Soldaten andauerten. Sein Grenzübertritt nach Nordkorea sei "illegal" gewesen.

Zwei Monate in südkoreanischem Gefängnis 

Der Soldat hatte wegen Körperverletzung fast zwei Monate in einem südkoreanischen Gefängnis verbracht. Nach seiner Entlassung aus der Haft sollte er Mitte Juli nach Fort Bliss in Texas zurückgeschickt werden. Stattdessen verließ er kurz vor dem geplanten Abflug in die USA den Airport in Südkorea, schloss sich einer Reisegruppe für eine Tour zum Grenzort Panmunjom an und floh nach Nordkorea. Er ist der erste Amerikaner seit fast fünf Jahren, den das weithin isolierte Land festhält.

Es war das erste Mal, dass Nordkorea einräumte, den US-Soldaten Travis King in Gewahrsam genommen zu haben. Die Echtheit der ihm zugeschriebenen Äußerungen zu bestätigen, ist jedoch unmöglich. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA gilt als Sprachrohr der Führung in Pyongyang und veröffentlicht oft Stellungnahmen und Berichte, die die offizielle nordkoreanische Linie widerspiegeln, wonach Amerika ein bösartiger Feind sei.

"Nordkoreanische Propaganda" 

"Dies ist zu 100 Prozent nordkoreanische Propaganda in ihrem Element", sagte Soo Kim, eine Expertin der Beratungsfirma LMI mit Sitz im US-Staat und Ex-CIA-Analystin, über Nordkoreas Darstellung zum Fall des Soldaten. "King hat als ein in Nordkorea festgehaltener, amerikanischer Staatsbürger keinerlei Einfluss darauf, wie die Demokratische Republik Korea (offizieller Name Nordkoreas) sein Narrativ wiedergibt."

Was seine mögliche Freilassung anbelange, sei sein Schicksal nun in den Händen Nordkoreas. Vielleicht werde die Führung versuchen, in Erwartung finanzieller Zugeständnisse von den USA um Kings Leben zu "feilschen". Man könne aber davon ausgehen, dass die Verhandlungen nicht leicht und unter Bedingungen ablaufen würden, die Pyongyang vorgebe, prophezeite Soo Kim.

Inhaftierungen von Ausländern als Druckmittel

Auch die USA, Südkorea und andere Staaten haben Nordkorea in der Vergangenheit vorgehalten, Inhaftierungen von Ausländern zu nutzen, um diplomatische Zugeständnisse zu erreichen. Einige ausländische Gefangene gaben nach ihrer Freilassung an, dass sie ihre Geständnisse während der Haft in Nordkorea unter Zwang abgelegt hätten. Einige Fachleute mutmaßten zudem, dass Nordkorea eine mögliche Freilassung Kings an eine Zusage der USA knüpfen könnte, ihre Militärmanöver mit Südkorea zurückzufahren.

Seit Anfang 2022 hat Nordkorea mehr als 100 Waffentests ausgeführt. Viele dieser Tests verband es mit Warnungen vor einer Ausweitung der US-südkoreanischen Übungen, die Pyongyang als Vorbereitung einer Invasion betrachtet. Für kommenden Montag ist der Beginn von groß angelegten Manövern der Verbündeten Washington und Seoul geplant. Nordkorea störte sich zudem zuletzt massiv an US-Plänen für eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Menschenrechtslage auf seinem Staatsgebiet. Die USA haben im August den Vorsitz des mächtigsten UN-Gremiums inne.

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