Coronavirus

US-Spital schickt Patienten zum Sterben nach Hause

Weil das einzige Krankenhaus im texanischen Starr County hoffnungslos überfüllt ist, müssen die dortigen Ärzte nun zwischen Leben und Tod entscheiden.

Roman Palman
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Das Eingangsportal des Starr County Memorial Hospitals
Das Eingangsportal des Starr County Memorial Hospitals
Facebook/SCMH

Der rasante Anstieg der Coronainfektionen hat zu einem Massenansturm an Patienten auf das Starr County Memorial Hospital im US-Bundesstaat Texas geführt. Die Klinik ist hoffnungslos überfüllt.

Anbetracht der aussichtlos erscheinenden Situation musste die örtliche Gesundheitsbehörde eine folgenschwere Entscheidung fällen. Das Lokalblatt "Fort Worth Star-Telegram" berichtet, dass die knappen medizinischen Ressourcen künftig nur noch für Covid-19-Patienten, die eine gute Überlebenschance haben, aufgewendet werden sollen.

"Sie sollen lieber im Kreis der Familie sterben"

Alle anderen, darunter auch jene, die als unheilbar krank gelten, werden heim zu ihren Familien geschickt. Einige von ihnen werden dort vermutlich sterben. Wer die Klinik verlassen muss, soll ein Komitee von Fall zu Fall entscheiden. Im Fachjargon wird diese gnadenlose Praxis "Triage" bezeichnet und kommt nur in äußersten Notfällen zum Einsatz.

"Wir befinden uns in einer verzweifelten Lage", erklärte der Chef der Gesundheitsbehörde Jose Vasquez bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. "So wie die Dinge gerade laufen, können wir weder im Starr County Memorial Hospital, noch im Bezirk so weiter machen wie gewohnt. Die Zahlen sind erschütternd".

"All die Patienten, für die höchstwahrscheinlich keine Hoffnung mehr besteht, sollten lieber im Kreise ihrer Familie und der Liebe ihres Zuhauses gepflegt werden, anstatt Tausende Meilen entfernt allein in einem Krankenhauszimmer zu sterben."

Erst Vorzeige-Bezirk, jetzt Katastrophenregion

Dabei galt Starr County mit seinen 61.000 Einwohnern zu Beginn der Corona-Pandemie in den USA als sicherer Hafen. Drei Wochen lang gab es hier keinen einzigen Covid-19-Fall. Mit Versammlungsverboten, Maskenpflicht und hunderten Corona-Tests täglich, glaubte man die Epidemie im Griff zu haben – ein Trugschluss.

Nachdem der texanische Gouverneur die Corona-Maßnahmen in seinem Staat wieder gelockert hatte, schossen die Zahlen in die Höhe. Alleine in der vergangenen Woche wurden in Starr County, auf 100.000 Einwohner gerechnet, 92 Infektionen registriert.

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