Politik

Van der Bellen: "Neuwahlen wären keine Katastrophe"

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Im Kanzleramt sagt sich die Regierung deutlich die Meinung, in der Hofburg gegenüber wägt der neue Bundespräsident Alexander Van der Bellen jedes Wort sorgsam ab. Interview mit einem, der angekommen ist.

"Heute": Herr Bundespräsident, haben Sie schon einmal Dschungelcamp geschaut?

Alexander Van der Bellen: Nein, was ist das?

"Heute": Eine TV-Show. Menschen, die sich nicht gut leiden können, werden zusammengesperrt und müssen Aufgaben erledigen: Erinnert Sie das etwas an den Zustand der gegenwärtigen Regierung?

VdB: Naja (lacht). Es kann schon sein, dass das teilweise so wahrgenommen wird. Aber ich bin jetzt über 20 Jahre in der Politik und ich habe schon viele Zerwürfnisse erlebt.

"Heute": Einen Steinwurf von hier entfernt wird verhandelt. Wie wissen Sie, ob wir noch eine Regierung haben?

VdB: Kanzler, Vizekanzler und ich haben einen Informationsaustausch.

"Heute": Appellieren Sie dabei an alle: Rauft's euch z'samm?

VdB: So direkt würde ich es nicht formulieren. Aber ich hoffe, dass etwas herauskommt, das zumindest einige der drängenden Fragen beantwortet. Es ist mir nicht so wichtig, ob das heute, morgen oder übermorgen ist.

"Heute": Aber der Fortbestand der Regierung wäre Ihnen lieber?

VdB: Ja, aber wenn die Mehrheit des Parlaments etwas anderes beschließt, dann muss der Bundespräsident das zur Kenntnis nehmen.

"Heute": Ein Platzen wäre keine Katastrophe?

VdB: Nein, vorgezogene Neuwahlen wären keine Katastrophe. Schon deswegen nicht, weil wir das in Österreich schon sehr häufig hatten. Ob es gescheit ist, ist eine andere Frage.

"Heute": Sie sind bisher mit der U-Bahn gefahren, nun haben Sie Bodyguards, Chauffeur, die Hofburg als Arbeitsplatz. Wie schwer ist der Umstieg?

VdB: Es macht keinen anderen Menschen aus mir und ich hoffe, dass das so bleibt.

"Heute": Warum sind Sie nicht in eine Amtsvilla gezogen?

VdB: Eine Amtsvilla gibt es ja nicht. Derzeit wird geprüft, ob wir in unserer jetzigen Wohnung bleiben, schlicht aus Sicherheits- und Platzgründen.

"Heute": Sie übersiedeln?

VdB: Das kann sein.

"Heute": Aber nicht in eine Amtsvilla?

VdB: Nein, in eine sicherbare Mietwohnung mit mehr Platz.

"Heute": In Interviews waren Sie bisher in der Wortwahl sehr vorsichtig. Haben Sie auf Präsidentenmodus umgeschaltet?

VdB: Das nicht, aber jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt.

"Heute": Fällt das schwer?

VdB: Es ist nicht immer leicht.

"Heute": Präsident Trump hat einen Einreisestopp für Muslime erlassen. Müssen Sie da nicht klare Worte dagegen finden?

VdB: Ja, ich sage das hier auch sehr deutlich, dass es nicht geht, Länder oder Religionen unter einen Generalverdacht zu stellen und auf diese Art willkürlich zu diskriminieren.