Wintersport
Veith über ihre Karriere: "... bis ich ausgebrannt war"
Ski-Legende Anna Veith spricht über eine belastende Phase ihrer Karriere, wie eine Erkenntnis die späteren Erfolge ermöglicht hat.
Olympiasiegerin, dreifache Weltmeisterin, zweimalige Gesamtweltcupsiegerin – die Erfolgsgeschichte von Anna Veith ist reich an Sternstunden und unvergessenen Momenten. Im vergangenen Mai gab die Allrounderin wenige Wochen vor ihrem 31. Geburtstag das Ende ihrer außergewöhnlichen Karriere bekannt. Jetzt lässt die Salzburgerin in einem Interview mit Sponsor Audi mit offenen, sehr persönlichen Aussagen aufhorchen, spricht über schwierige Entscheidungen, Erfolgsdruck, dem Loslösen von externen Erwartungen und dem Prozess ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
So blickt die Ski-Queen auf die Debütsaison (2008/09) zurück, spricht über den Hype um ihre Person nach dem ersten Stockerlplatz und den daraus resultierenden Druck: "Ich habe anfangs schwer damit umgehen können, es war eine große Bürde, weil ich immer das Gefühl hatte, ich muss genau so sein, wie die Menschen das von mir denken. Aufgrund meines Talents ist von mir sehr früh erwartet worden, dass ich viel mehr gewinne. Aber ich konnte diese Erwartungen nur bedingt erfüllen, weil ich noch viel zu jung war und man nicht in allen Disziplinen von heute auf morgen ein Siegfahrer wird."
Veith stieß an ihre Grenzen, erkannte das aber nicht sofort: "Meine ursprüngliche Herangehensweise war umso mehr ich gebe, umso mehr werde ich kriegen. Nach dem habe ich gelebt, habe meine Grenze immer weiter verschoben, immer mehr investiert, bis ich ausgebrannt war. Da habe ich eingesehen, dass ich nicht alle Erwartungen gleichzeitig erfüllen kann, habe für mich spüren müssen, was das Wichtigste ist und begonnen klare Prioritäten zu definieren. Ich habe gelernt einen Schritt nach dem anderen zu setzen und nicht alle Schritte gleichzeitig zu machen."
Die Allrounderin konzentrierte sich auf den Riesentorlauf. Die Disziplin wurde zum Fundament, auf der sie ihre Bilderbuchkarriere aufbaute. "Ich war in allen Disziplinen sehr talentiert, habe mich dann aber bewusst entschieden auf den Riesentorlauf den Fokus zu legen, um mich so im Speed-Bereich sukzessive weiter zu entwickeln und nicht in allen Disziplinen gleichzeitig zu performen. Das war keine einfache Entscheidung, da ich mir dessen bewusst machen musste, dass in dieser Situation 'weniger mehr sein kann'."