Ruhig, idyllisch und für die vielerorts hektische Stadt vergleichsweise entspannt, präsentiert sich der Khleslplatz in Wien-Meidling. Er ist der letzte erhaltene Dreiecksanger Wiens. Der Platz, der die Hetzendorfer Straße unterbricht, ist seit 1973 eine denkmalpflegerische Schutzzone.
Doch mit dem Dorfcharakter könnte es bald vorbei sein. Anwohner befürchten eine Verbauung des historischen Ortskerns und die Zerstörung eines wertvollen Kulturguts. Anlass zur Sorge gibt ein Vorentwurf zur Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Trotz Schutzzone wären dann 5-stöckige Gebäude möglich, welche die bestehenden Häuser am Khleslplatz überragen.
Seit rund vier Jahren wohnt Dieter Feiertag am Khleslplatz, seine Frau schon seit 20 Jahren. Mitte Jänner hat der Meidlinger eine Petition gegen die Flächenumwidmung gestartet. Innerhalb einer Woche haben diese über 1.000 Personen unterzeichnet. Rund um Feiertag hat sich mittlerweile eine Bürgerinitiative, bestehend aus mehreren Anrainern, gebildet. Sie wollen den Khleslplatz in seiner Form bewahren und den Ortskern vor Verbauung retten.
Anlass für die Flächenumwidmung ist die geplante AHS auf dem Grundstück "An den Eisteichen". "Dagegen sprechen wir uns auch nicht aus. Die Schule ist schon notwendig, nachdem in den letzten Jahren so viele neue Wohnungen in Alt Erlaa und der Breitenfurter Straße gebaut wurden", hält der 58-Jährige fest. Er befürchtet jedoch "eine Veränderung des Khlesplatzes durch die Hintertüre".
Aus dem Vorentwurf der Stadt Wien geht hervor, dass abgesehen von der neuen AHS auch am Platz eine "Nachverdichtung" geplant sei. Betroffen sind die Grundstücke Khleslplatz 3 und 8 – diese befinden sich in der Schutzzone. Es handelt sich um alte Gebäude, dahinter befinden sich Grünflächen. Derzeit dürfen dort keine ober- und unterirdischen Gebäude errichtet werden. Laut Vorentwurf sollen die beiden Flächen aber in Bauklasse II umgewidmet werden. Damit wäre es dann möglich, Häuser mit einer Höhe von bis zu 12 Metern zu bauen – allerdings kommt hier noch das Dach mit 4,5 Metern Höhe hinzu.
"Daraus ergibt sich eine Gesamthöhe der geplanten Gebäude von bis zu 16,5 Metern Höhe. Diese würden dann die bestehenden umliegenden Häuser überragen. Es könnte damit ein Präzedenzfall geschaffen werden. Schutzzonen könnten in weiterer Folge untergraben werden", so Feiertag. Die Sorge vor Verbauung ist nicht ganz unbegründet. Die beiden betroffenen Liegenschaften in der Schutzzone wurden bereits von einem Immobilienentwickler erworben.
Die Initiative kämpft gegen die Umwidmung von Gärten in Bauland, der damit drohenden Versiegelung, der steigenden Verkehrsbelastung und der Zerstörung des Ortskerns. Am Samstag (8. März) um 10.30 Uhr soll es am Khleslplatz eine Kundgebung geben, zu der auch zahlreiche Politiker erscheinen werden. Im Mai will die Initiative dann im Petitionsausschuss ihr Anliegen vorbringen.
Bezirksvorsteher Wilfried Zankl (SPÖ) beruhigt auf "Heute"-Nachfrage: "Durch die vorgeschlagenen Änderungen sollen kleinere Projekte zur Revitalisierung und moderaten Nachverdichtung ermöglicht werden. Die beiden für die Nachverdichtung vorgesehenen Bereiche sind jeweils im hinteren Teil der Grundstücke, ca. 40 Meter vom Khleslplatz entfernt positioniert." Grundsätzlich sei eine sanfte Nachverdichtung sinnvoll und ökologisch, da es dort schon bestehende gute Infrastruktur gäbe, so der Bezirkschef.
Laut Zankl kann der Bezirk nur eine Stellungnahme zur Änderung abgeben. Diese werde im Bauausschuss unter Berücksichtigung der Stellungnahmen der Anrainer gemeinsam erarbeitet und im Bezirksparlament beschlossen: "Ich kann der gemeinsamen Stellungnahme des demokratisch gewählten Bauausschusses bzw. der Bezirksvertretung nicht vorgreifen, kann mir persönlich aber eine Reduktion der Bebauungshöhe durchaus vorstellen. Die Entscheidung über die Änderung des Flächenwidmungsplanes trifft aber schlussendlich der Gemeinderat."
Seitens der MA 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung) heißt es: "Im konkreten Fall werden die bestehenden Gebäudegrößen und Gebäudehöhen am Khleslplatz geschützt und festgeschrieben. Die zusätzlichen bebaubaren Flächen befinden sich in den hinteren, von der Straße abgewandten Bereichen." Der Planentwurf "8387 – An den Eisteichen" liege zur öffentlichen Einsicht auf, noch bis zum 13. März können Stellungnahmen dazu bei der MA 21 A abgegeben werden.