Politik

Verbietet die EU am Mittwoch alle "Veggie-Burger"?

Kann ein "Burger" auch nicht aus Fleisch sein? Die EU stimmt am Mittwoch über solche Grundsatzfragen ab – mit möglicherweise weitreichenden Folgen.

Roman Palman
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Macht die EU dem Begriff "Veggie Burger" den Garaus?
Macht die EU dem Begriff "Veggie Burger" den Garaus?
iStock/Farhad Ibrahimzade

Steak, Wurst, Schnitzel, Burger oder Hamburger: Produkte die diese Begriffe im Namen tragen sollen künftig nur noch aus Fleisch bestehen dürfen. Das zumindest fordert laut ORF ein Abänderungsantrag, der am Mittwoch im Europäischen Parlament zur Abstimmung vorgelegt wird. Entscheidet sich eine Mehrheit der Parlamentarier dafür, würden sie damit etwa der "Sojawurst" oder "Veganen Steaks" den Garaus machen.

Im Hintergrund der Debatte wird der Kampf von großen Lobbys auf beiden Seiten ausgefochten. Während etwa die Landwirtschaft, durch COPA-COGECA, den Zusammenschluss der zwei größten Interessenvertreter, für die begriffliche Abgrenzung wirbt und dabei Argumente wie "Irreführung von Kunden" und "Kapern kultureller Errungenschaften" ins Feld führt, stehen auf der anderen Seite die Lebensmittelgiganten. Unilever und Nestlé bezeichneten die Vorwürfe ihrer Kontrahenten laut "Guardian" als "lächerlich".

Keine Sorge, die immer beliebter werdenden fleischlosen Produkte dürften weiterhin verkauft werden, allerdings nur unter anderem Namen. Alle Verweise auf Fleisch- und Wurstwaren müssten von der Packung gestrichen werden. Als Vorbild für eine Lösung würde hier Frankreich fungieren, das bereits selbst vor Monaten gesetzlich bestimmt hat, dass vegetarische Burger eben keine "Burger" sein dürfen.

Milch-Debatte brodelt wieder auf

Ähnliches droht nun auch den pflanzlichen Alternativen zu Milchprodukten. Seit 2017 dürfte etwa per EuGH-Entscheid "Sojamilch" nicht mehr Milch im Namen tragen, bei der kommenden Abstimmung könnte das Ja der Parlamentarier das noch weiter verschärfen. So sollen dem ORF-Bericht zufolge auch Bezeichnungen a la "cremig wie Joghurt" oder "Käse-Geschmack" verboten werden. "Wir alle wissen, wofür Margarine steht. Und es ist keine Butter oder Pflanzenfettbutter", argumentiert ein COPA-COGECA-Vertreter gegenüber "Politico".

Bei den Befürwortern der pflanzlichen Alternativen hingegen sorgt das für Köpfeschütteln. "Es gibt unzählige existierende Verweise auf die Beschaffenheit, Konsistenz, Funktion, den Geschmack oder die Herkunft von Lebensmitteln, wie z. B. 'Erdnussbutter' oder 'Cream Crackers'. Es wäre mehr als lächerlich, wenn all diese Produkte und Lebensmittel umbenannt werden müssten, nur um Milch zu schützen", so eine Vertreterin der Organisation ProVeg.

So stimmen Österreichs Abgeordnete

Die österreichischen EU-Abgeordneten zeigen sich bei dem Thema ebenso gespalten wie Handel und Landwirtschaft. Gegenüber dem ORF sprach sich nur ÖVP-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer für eine Änderung aus. "Milch ist Milch und Fleisch ist Fleisch. Ein Hirse-, Soja- oder Mandel-Getränk ist keine Milch und Soja- und Seitan- und andere sogenannte 'Schnitzel' sind kein Fleisch", so die Mandatarin. Auch sie spricht davon, dass dadurch "vorsätzlich Verwirrung" unter den Kunden gestiftet würde.

Auf der anderen Seite sind SPÖ, Grüne und NEOS dagegen. Für Günther Sidl (SPÖ) sei es "selbstverständlich", dass "Veggie-Burger als Burger" bezeichnet werden dürften. Auch für die Grünen sind "Bezeichnungen wie Veggie-Burger klar und deutlich genug", um sie von Fleischprodukten abgrenzen zu können. NEOS-Abgeordnete Claudia Gamon hält den Konsumenten ebenfalls für "schlau genug, zwischen einem Veggie-Burger und einem Fleisch-Burger zu unterscheiden". Seitens der FPÖ verwies Abgeordneter Roman Haider gegenüber dem ORF darauf, dass "der Bericht zur Gemeinsamen Agrarpolitik mit rund 2.000 Änderungsanträgen im Europäischen Parlament völlig ausufert" und ein "bürokratisches Monster" schaffe.

Schlauch und Scheibe statt Wurst und Co.

Und wie würden Veggie-Burger & Co. nach einem Verbot der Begriffe bei pflanzlichen Lebensmitteln heißen? Das weiß noch niemand. Bleibt zu hoffen, dass es im Falle des Falles etwas ansprechendere Bezeichnungen werden, als jene, die der "Guardian" im vergangenen Jahr zur Diskussion gestellt hatte: "Schlauch" statt Wurst und "Scheibe" statt Burger Patty. Na Mahlzeit.

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