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Verhafteter Schlepper-Boss könnte der Falsche sein

Heute Redaktion
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Im Sommer gelang der italienischen Polizei der "Wendepunkt im Kampf gegen Menschenhandel" wie sie selbst sagten. Der weltweit berüchtigsten Menschenschmuggler konnte verhaftet werden. Doch nun stellt sich heraus, dass man vielleicht den Falschen geschnappt haben könnte.

Im Sommer gelang der italienischen Polizei der "Wendepunkt im Kampf gegen Menschenhandel" wie sie selbst sagten. Der weltweit berüchtigsten Menschenschmuggler konnte verhaftet werden. Doch nun stellt sich heraus, dass man vielleicht den Falschen geschnappt haben könnte.

Gesucht und vermeintlich gefunden wurde Mered Yehdego Medhane aus Eritrea. Er gilt als der meistgesuchte Menschenhändler der Welt. Im Juni vermeldete die italienische Polizei, dass der 35-Jährige in Rom in Haft sitzt.

Paukenschlag

Lange war man sich sicher, jenen Mann geschnappt zu haben, der in den vergangenen Jahren für die Schlepperei von Tausenden Flüchtlingen verantwortlich war und damit Unmengen an Geld verdient hat. Doch ein Bericht der englischen "BBC" am Donnerstag lässt jetzt Zweifel aufkommen.

Eine in Norwegen lebende Frau hat sich bei dem Sender gemeldet und behauptet, der Verhaftete sei nicht der gesuchte Menschenhändler, sondern ihr vollkommen unschuldiger Bruder. Auch eine zweite Frau meldete sich und behauptete, man habe den Falschen geschnappt.

Zudem ist eine schwedisch-eritreische Journalistin fest davon überzeugt, dass der richtige Mann noch auf freiem Fuß ist. Sie haben den Menschenschmuggler vergangenes Jahr interviewt und er sähe ganz anders aus als auf den Bildern nach der Festnahme.

Staatsanwaltschaft prüft

Bei der Staatsanwaltschaft Palermo, die diese Festnahme als großen Erfolg feierte, ist man alarmiert. Mit Hilfe der Behörden im Sudan und von Interpol will man nun klären, ob es tatsächlich zu einer Verwechslung gekommen ist.

Der "echte" Medhane könnte laut einer Theorie sehr wohl verhaftet worden sein, sich aber dann aus der Haft freigekauft haben. Die bestochenen Polizisten könnten dann einen ähnlich aussehenden Mann nach Italien ausgeliefert haben, der zufällig den gleichen Namen hat. Die Theorie ist deshalb nicht ganz abwegig, weil der Sudan auf der internationalen Korruptionsskala an drittletzter Stelle liegt.