Österreich

Ist das Verhüllungsverbot schlecht für Tourismus?

Heute Redaktion
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Seit 1.10 ist das Gesetz gegen die Vollverschleierung in Kraft. Norbert Kettner, Tourismusdirektor Wiens, stellt die Sinnhaftigkeit dieses Verbots in Frage.

Am Sonntag standen Polizisten am Flughafen Schwechat und warteten mit Info-Broschüren auf die ersten Fluggäste, die gegen das Gesetz verstoßen hatten. Für die Polizisten war es ein ereignisloser Tag, denn nur eine Person asiatischer Herkunft musste darauf hingewiesen werden, ihren Mundschutz abzulegen. Dies sei vor allem Info-Kampagnen zu verdanken, die an außereuropäischen Flughäfen geführt wurden, wie NÖ-Polizeisprecher Johann Baumschlager erläuterte.

Mundschutz nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt

Dass das Gesetz nicht allein auf die Burka-, und Islamdebatte zu reduzieren ist, beweist das Verbot des Mundschutzes. Wie der Flyer dem Leser zu verstehen gibt, wird der Mundschutz nur unter bestimmten Bedingungen zugelassen.

Auf Nachfrage betont Wiens Polizeisprecher Patrick Maierhofer das nötige Feingefühl, welches die diensthabenden Beamten auf der Straße beweisen müssen: "Einen Biker an der Tankstelle mahnen wir nicht automatisch ab, nur weil er beim Tanken seinen Helm nicht abgelegt hat. Beim Mundschutz wissen wir aber, dass die Person einen ärztlichen Attest bei sich führen muss."

"Geht von jemandem Ansteckungsgefahr aus, dann muss sich das diese Person auch von seinem Hausarzt bestätigen lassen. Wir beurteilen nicht den Gesundheitszustand, sondern informieren zuerst, dass es eine ärztliche Bestätigung braucht", so Maierhofer.

Tourismusdirektor Norbert Kettner hält von der Idee nicht viel

Im Gespräch mit der APA möchte Tourismusdirektor Kettner den politisch motivierten Hintergrund des Verbots nicht beurteilen, findet jedoch, dass man hinsichtlich des Mundschutzes zu weit gegangen ist. Insbesondere die "Rücksichtsmaßnahme" zu bestrafen, die etwa in Japan ein kultureller Bestandteil ist, hält Kettner für "schräg".

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Seiner Ansicht nach würde Österreich seine Stellung als "Tourismusweltmeister" gefährden, wenn es der ganzen Welt diktieren will, was man tragen darf – und was nicht. An starke Umsatzeinbußen in den kommenden Jahren will er aber nicht glauben: In anderen Ländern existiert das Verhüllungsverbot schon länger und deren Tourismusbranchen wäre weit davon entfernt, rote Zahlen zu schreiben. (bai)