Oberösterreich

"Was soll passieren?" – TikToker prahlen mit Schulden

Dramatische Entwicklung: Immer mehr junge Menschen verschulden sich extrem. Auf TikTok geben sie damit an. Ein Experte erklärt jetzt die neue Gefahr.

Oberösterreich Heute
"Hier geht es vor allem um Status und Prestige": Thorsten Rathner, stv. Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ über das neue TikTok-Phänomen.
"Hier geht es vor allem um Status und Prestige": Thorsten Rathner, stv. Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ über das neue TikTok-Phänomen.
Schuldnerhilfe OÖ, Screenshot TikTok

Der Trend ist besorgniserregend: Heranwachsende posten auf der Social-Media-Plattform unter dem Hashtag #klarnaschulden Videos, in denen sie mit ihren Schulden angeben. Sie erzählen ganz stolz, dass sie ihre bestellten Waren in Raten zurückzahlen werden. Darin fallen Sätze wie "Ich zahle einfach nach 30 Tagen mit Klarna, was soll schon passieren?" Bereits über 68 Millionen Mal wurden Videos mit diesem Hashtag angeschaut.

"Problematisches Konsumverhalten"

Ein Experte warnt jetzt vor dieser gefährlichen Entwicklung: "Kleine Raten sind extrem verlockend: Ich kann mir Dinge kaufen, die ich mir sonst nicht leisten könnte", sagt Thorsten Rathner, stv. Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Oberösterreich, zu "Heute".

"Viele Konsumenten können die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen. Außerdem haben diese Menschen generell ein problematisches Konsumverhalten." Besonders betroffen sind Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Sozialer Druck und Prestige würden gerade bei Jugendlichen eine große Rolle spielen.

"Viele Konsumenten können die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen. Außerdem haben diese Menschen generell ein problematisches Konsumverhalten." Thomas Rathner, stv. Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ 

Abwärtsspirale

Häufig würden diese Bezahlformen deswegen Probleme bereiten, weil die Betroffenen den Überblick über ihre offenen Rechnungen verlieren. In weiterer Folge würden die Kosten für unbezahlte Rechnungen durch die Betreibungskosten der Gläubiger sehr stark ansteigen. Es ist wie eine Abwärtsspirale: Viele Konsumenten tappen in die Schuldenfalle, häufen immer mehr Rückstände an und verlieren die Übersicht.

Rathner weist darauf hin, dass es sich bei Ratenzahlungen um kein neues Phänomen handelt. Bedenklich vor allem: "Besonders gefährdet sind hier Personengruppen, die sich solche Käufe ohnehin nicht leisten können."

Die Zahlen sind alarmierend: "30 Prozent von allen Klienten bei der Schuldnerhilfe Oberösterreich sind unter 30 Jahren." Der TikTok-Trend schlage in der Beratung allerdings nicht auf, so Rathner. 

Man dürfe diese Entwicklung nicht überbewerten, aber es sei "ein großes Thema". Vor allem: "Diese Trends tragen das ihre dazu bei." Eine Lösung wäre, die geltenden Regeln im Sinne des Konsumentenschutzes zu verschärfen, so der Fachmann. 

"Eine Lösung wäre, die geltenden Regeln im Sinne des Konsumentenschutzes zu verschärfen." 

Teuerung brutal

Armutsgefährdete Menschen suchen Sozialmärkte auf, um sich einzudecken. Dort spitzt sich die Situation jetzt zu: Die Zahl an Bedürftigen ist deutlich gestiegen, die Aggressivität von Kunden hat zugenommen. Außerdem: immer weniger Ware steht zur Verfügung. Nun gibt es ein weiteres Problem.

Früher haben sich ausschließlich Sozialorganisationen zu viel vorhandener Ware angenommen und damit die Regale der Märkte gefüllt. Mittlerweile gibt es verschiedene Plattformen, die Essen und trinken vor dem Wegwerfen retten wollen. Sie vermitteln nicht verkaufte Ware an Kunden, den Einrichtungen bleibt damit deutlich weniger.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>26.07.2024: "Solange Putin am Leben ist" – Expertin erstaunt im ORF.</strong> Russland sucht die Ukraine aktuell mit einem Drohnen-Großangriff heim. <a data-li-document-ref="120049963" href="https://www.heute.at/s/solange-putin-am-leben-ist-expertin-erstaunt-im-orf-120049963">Die Professorin Nina Chruschtschowa analysierte die Situation im ORF. &gt;&gt;&gt;</a>
    26.07.2024: "Solange Putin am Leben ist" – Expertin erstaunt im ORF. Russland sucht die Ukraine aktuell mit einem Drohnen-Großangriff heim. Die Professorin Nina Chruschtschowa analysierte die Situation im ORF. >>>
    Screenshot ORF