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Versuchte Vergewaltigung: Stadtchef sauer auf Justiz

Heute Redaktion
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Poysdorfs Bürgermeister Thomas Grießl schrieb Brief an Justizministerin.
Poysdorfs Bürgermeister Thomas Grießl schrieb Brief an Justizministerin.
Bild: iStock, Gemeinde

Nach einer versuchten Vergewaltigung in Poysdorf wurde der Verdächtige wegen Mangel an Beweisen freigelassen. Der Stadtchef und "viele meine Bürger und Bürgerinnen sind fassungslos".

Der Fall schlug hohe Wellen: Wie berichtet, war es am Mittwoch in Poysdorf (Bezirk Mistelbach) zu einer versuchten Vergewaltigung einer 55-Jährigen gekommen.

Gegen 13.30 Uhr wählte die Tochter des Opfers den Notruf und meldete den Übergriff samt der Messerattacke. Das Opfer wurde ins Mistelbacher Spital gebracht, dort wurden Schnittverletzungen an der linken Hand sowie eine eingeschnittene Sehne des Mittelfingers diagnostiziert. Aufgrund der Täterbeschreibung und der Sofort-Fahndung der Polizei konnte der mutmaßliche Täter, ein 22-jähriger mehrfach vorbestrafter Afghane kurz vor 15 Uhr in einem Asylquartier in Poysdorf festgenommen werden - mehr dazu hier.

Nur einen Tag später entschied der Haftrichter am Landesgericht Korneuburg: Freilassung des Verdächtigen, er sah zu viele Widersprüche in dem Fall. So soll die Täterbeschreibung nicht mit dem 22-Jährigen zusammengepasst haben. Laut "Kurier" soll sich zudem keine Verletzung durch den Biss gefunden haben, auch die Größe des Täters (Verdächtiger ist 1,63 Meter groß) soll mit den Angaben des Opfers nicht übereinstimmen. Die Frau hatte den Verdächtigen als deutlich größer beschrieben.

Bürgermeister schrieb Brief an Justizministerin

Für Teile der Bevölkerung in der Region ist die Freilassung dennoch eine falsche Entscheidung. Bürgermeister Thomas Griessl (VP) wandte sich nun in einem Brief an Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Er "ersuche um eine entsprechende inhaltliche Auskunfterteilung und Sachaufklärung". "Viele meiner Bürgerinnen und Bürger und ich sind fassungslos. Der mutmaßliche Sexualstraftäter wurde freigelassen und nicht in Untersuchungshaft genommen! Aus meiner Sicht eine krasse Fehlentscheidung des zuständigen Richters", machte Grießl auch auf Facebook seiner Empörung Luft. Zumindest bis zum Abgleich der DNA-Spuren hätte man warten sollen, die Ergebnisse der Auswertung sollen bald vorliegen.

In seinem Schreiben an die Justizministerin heißt es weiter: "Diese Vorgehensweise der Justiz und des prüfenden Richters über die Unterlassung der Verhängung einer Untersuchungshaft ist für mich und die Poysdorfer Gemeindebevölkerung in keiner Weise nachvollziehbar und unverständlich. Entscheidungen der Justiz bedürfen für mich sowie für die Bürgerinnen und Bürger zur Akzeptanz einer Schlüssigkeit und Verständlichkeit, weshalb diese Vorgangsweise der Justiz bei den vorliegenden Tatumständen auch im örtlich hinausgehenden Interesse der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Konnex mit der Gefahr einer neuerlichen derartigen Straftat aufklärungsbedürftig ist und ich Sie daher um eine inhaltliche Veranlassungsdarlegung zu der getätigten Entscheidung bitte."

Gemeinsam mit Präsident Karl Wilfing (VP, ebenfalls aus Poysdorf) habe Grießl zudem über einen VP-Nationalratsabgeordneten eine parlamentarische Anfrage in dem Fall in die Wege geleitet.

Weitere Ermittlungen zu dem 22-Jährigen, der 2015 nach Österreich gekommen war, dürften schwierig werden. Nach der Freilassung tauchte er im Asylheim in Poysdorf nicht mehr auf.