Oberösterreich

"Verzweifelte Anrufe" Alltag für viele nicht leistbar

Bei der Arbeiterkammer rufen immer mehr Verzweifelte an! Viele können sich den Alltag kaum mehr leisten. Die Teuerung bedroht sogar Existenzen.

Vor allem alleinerziehende Mütter in Teilzeitjobs treffen die Teuerungen laut Arbeiterkammer OÖ hart. Viele könnten sich schon grundlegende Waren des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten.
Vor allem alleinerziehende Mütter in Teilzeitjobs treffen die Teuerungen laut Arbeiterkammer OÖ hart. Viele könnten sich schon grundlegende Waren des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten.
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Die Arbeiterkammer Oberösterreich schlägt Alarm: Vielen fällt es zunehmend schwer, ihren Alltag finanziell zu bewältigen. "Die prekäre finanzielle Situation macht vielen klar, dass sich das nicht ausgehen kann", zeigt sich AK-Präsident Andreas Stangl besorgt.

Für immer mehr Menschen werde es noch härter als sonst. Sie könnten sich schon grundlegende Waren des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten. Betroffen seien vor allem Frauen.

Konkret war jede neunte Oberösterreicherin 2021 armutsgefährdet. "Heuer wird sich ihre Zahl wahrscheinlich nochmals deutlich erhöhen", meint Stangl. Ein Grund für die steigenden Preise und die Not der Menschen sei die hohe Inflation.  

Ein Blick auf den sogenannten "Miniwarenkorb" zeigt eine deutliche Kostensteigerung von 15,5 Prozent gegenüber Oktober 2021. Dieser bildet den wöchentlichen Einkauf ab und beinhaltet neben Lebensmitteln auch Dienstleistungen und Ausgaben für Treibstoffe.

Schwer mache es Frauen auch der eklatante Einkommensunterschied im Vergleich zu Männern. Dieser lag im Jahr 2020 bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung in OÖ bei 11.460 Euro. Der Verdienst vieler weiblicher Angestellter ist hier im Bundesländervergleich auch auffallend niedrig. 

„Der massive Einkommensunterschied zwischen Vollzeit arbeitenden Frauen und Männern entspricht in etwa dem Neupreis eines Kleinwagens“, merkt der AK-Präsident an.

Besonders dramatisch sei die Lage im Vorjahr für 67.000 armutsgefährdete Oberösterreicherinnen gewesen. Ihnen standen laut Arbeitnehmervertreter monatlich weniger als 1.371 Euro (zwölfmal pro Jahr) und somit nur rund 60 Prozent des mittleren Einkommens in Österreich zur Verfügung.

Hart treffe es vor allem alleinerziehende Mütter. Ein Drittel davon sei im letzten Jahr armutsgefährdet gewesen. 

Für den "eklatanten Einkommensnachteil" von Frauen gebe es laut AK vielfältige Erklärungen. Gründe dafür seien etwa der mangelnde Ausbau von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen, aber auch die Nachmittagsgebühren im Kindergarten.

Das zwinge Frauen dazu, Kinder unentgeltlich zuhause zu betreuen oder zu unterrichten. Die Folge: Es bleibt weniger Zeit für Erwerbstätigkeit.

So arbeiteten 2021 sechs von zehn der erwerbstätigen Oberösterreicherinnen in Teilzeit, viele davon in Branchen mit niedrigen Einkommen. Der AK-Präsident sieht hier Aufholbedarf.

"Der Grund für das unzureichende Angebot liegt in den verhärteten konservativen Rollenbildern. Würde man Kinderbildung und -betreuung flächendeckend anständig ausbauen, könnten mehr Frauen mehr Stunden arbeiten und damit unterm Strich auch mehr Einkommen erzielen", sagt Stangl.

Die Arbeiterkammer fordert von Bund und Land:

1
"Frauenbranchen" aufwerten

Laut AK müsse die Arbeitsleistung in den sogenannten "Frauenbranchen" aufgewertet werden: Ein kollektivvertraglicher Mindestlohn von monatlich 2.000 Euro brutto sei dabei unabdingbar.

2
Echte Lohntransparenz

Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert eine echte Lohntransparenz, um gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit umsetzen zu können.

3
Maßnahmen gegen die Teuerung

Nach AK-Einschätzung brauche es Maßnahmen, damit die Teuerung die Arbeitseinkommen nicht "auffrisst". Konkret brauche es einen echten Preisdeckel auf alle Energieformen, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, Energie und Treibstoffe, sowie ein Abschöpfen von Übergewinnen.

4
Erhöhung des Heizkostenzuschusses

Elementar ist für die Arbeitnehmervertreter auch die Erhöhung des Heizkostenzuschusses auf 700 Euro samt vorzeitiger Auszahlung und Anpassung der Einkommensgrenze auf zumindest 1.371 Euro. 

"Höchste Zeit" – dramatischer Hilferuf wegen Teuerung

Dass für viele Menschen der Alltag aufgrund der steigenden Preise immer schwerer bewältigbar wird, hat kürzlich eine Umfrage gezeigt. Die Teuerung trifft vor allem geringverdienende Menschen hart. Vier von zehn Angestellten kommen mit ihrem Einkommen kaum oder gar nicht mehr aus.

Die Befragung wurde im Rahmen einer neuen Studie des Wiener Ifes-Instituts (Institut für empirische Sozialforschung) durchgeführt. In Auftrag gegeben hat sie die Arbeiterkammer Oberösterreich. "Heute" berichtete.

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