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Video des Paris-Terroristen Coulibaly aufgetaucht

Heute Redaktion
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Der in einem jüdischen Geschäft in Paris erschossene Terrorist Amedy Coulibaly soll neben der Tötung einer Polizistin und einer blutigen Geiselnahme mit vier Toten auch noch einen Jogger angeschossen und lebensgefährlich verletzt haben. Vor seinen Geiseln versuchte er sich zu rechtfertigen. Via Telefon hörte die Polizei mit, wie er diese als Reaktion auf Angriffe des französischen Militärs gegen Muslime bezeichnete.

Nach einem Abgleich gefundener Patronenhülsen deutet alles daraufhin, dass Coulibaly am Mittwochabend einen Jogger in Fontenay-aux-Roses südlich von Paris angeschossen und lebensgefährlich verletzt hat. Coulibaly "wohnte in derselben Gemeinde und der Angriff fand am Tag des Attentats auf 'Charlie Hebdo' statt", hieß es aus Ermittlerkreisen.

Polizisten hörten Coulibaly via Telefon zu

Nach einem Telefongespräch mit dem Sender BMFTV während der Geiselnahme am Freitag schloss Coulibaly die Leitung nicht richtig. Daher konnte die französische Polizei mithören, wie der Terrorverdächtige mit seinen Geiseln - vier davon erschoss er später - sprach.
Konkret ging es um die Angriffe des französischen Militärs und gegen Muslime im Nahen Osten und in Mali und gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). "Wenn sie (die französischen Soldaten) nicht woanders angegriffen hätten, dann wäre ich nicht hier", zitierte RTL den Geiselnehmer Amedy Coulibaly am Samstag.

"Müssen aufhören, IS anzugreifen und Frauen zu enthüllen"

"Sie haben Menschen gefoltert. Sie müssen aufhören, den Islamischen Staat anzugreifen, unsere Frauen zu enthüllen, unsere Brüder grundlos in Gefängnisse zu stecken", hielt Coulibaly den Geiseln vor.

Er machte die Geiseln mitverantwortlich für das Handeln des französischen Staates: "Sie sind es, die die finanzieren. Sie zahlen Steuern und stimmen blind zu", zitiert RTL weiter aus dem Tonmitschnitt. Eine Geisel antwortet: "Wir müssen Steuern zahlen." Darauf entgegnet der Geiselnehmer: "Sie müssen gar nicht, ich zahle meine Steuern nicht."

"Haben es nie geschafft, uns zu schlagen"

Zum Schluss gab er sich siegessicher: "Sie haben es nie geschafft, uns zu schlagen. Wo immer sie hingingen, ist es ihnen nie gelungen. Allah ist mit uns."

Fälschlicherweise Festgenommener schockiert

Drei Tage nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat sich der vorübergehend festgenommene 18-jährige Mourad Hamyd am Samstag "schockiert" von den Ereignissen gezeigt. "Ich war fassungslos, völlig überwältigt", sagte der sichtlich erschöpfte Hamyd am Samstag. Hamyd ist der Schwager eines der beiden mutmaßlichen Attentäter, die am Mittwoch die Redaktion von "Charlie Hebdo" in Paris überfielen. Zu Cherif Kouachi habe seine Familie nur "eine ziemlich entfernte Beziehung" gehabt.

Der 18-Jährige beschrieb sich im Gespräch mit AFP als ganz normalen jungen Mann, der noch bei seinen Eltern lebe. Zum Zeitpunkt des Anschlags auf die Zeitung am Mittwoch befand er sich nach eigenen Angaben in der Schule, was viele Zeugen bestätigten. Dass er zeitweise als dritter Verdächtiger gesucht worden sei, habe ihn "schockiert", sagte Hamyd nun. "Die Menschen haben in sozialen Netzwerken fürchterliche und falsche Dinge über mich gesagt, obwohl ich ein normaler Schüler bin", beklagte er.

"Der Angriff war entsetzlich, und meine Gedanken sind bei den Opfern", sagte Hamyd, der nach offiziellen Angaben bis zu dem Anschlag nicht polizeibekannt war. Er hoffe, dass die Vorfälle der vergangenen Tage "nicht meine Zukunft verderben" und dass sein Name von der Öffentlichkeit wieder vergessen werde.