Ukraine

Video soll riesige Explosion über Putin-Residenz zeigen

Ein Video, das den Drohnenangriff auf die Kreml-Residenz des russischen Präsidenten zeigen soll, macht derzeit die Runde. Viele Details sind unklar.

Dieses Video soll den Drohnenangriff zeigen – mehrere Details lassen aber Zweifel an der Echtheit aufkommen.
Dieses Video soll den Drohnenangriff zeigen – mehrere Details lassen aber Zweifel an der Echtheit aufkommen.
Telegram/20M

Die Ukraine soll in der Nacht auf Mittwoch versucht haben, mit Drohnen die Kreml-Residenz von Russland-Präsident Wladimir Putin anzugreifen. Das berichtet der Kreml-Pressedienst in Moskau. Im Netz kursieren derweil unzählige Videos, die einerseits einen Überflug und die anschließende Detonation der einen Drohne, aber auch Rauckwolken und Feuer auf dem Kuppeldach von Putins Kreml-Residenz zeigen. Die Echtheit der Aufnahmen kann derzeit nicht verifiziert werden.

Alles steht bereit für Siegesparade

Besonders ein Video (siehe oben) macht derzeit die Runde: Es zeigt das mächtige Gebäude mit einer markanten Kuppel, auf der eine große Russlandflagge weht, gefilmt von der anderen Seite des Roten Platzes. Auf dem Platz sind bereits große Tribünen für die Feier anlässlich des "Tag des Sieges" aufgebaut, an dem Russland jeweils den Sieg über Nazi-Deutschland feiert.

Plötzlich taucht auf den Aufnahmen, die von einer Überwachungskamera zu stammen scheinen, in der linken oberen Ecke ein graues Flugobjekt auf, fliegt auf die Kuppel zu – dann kommt es zur Explosion.

Verschiedene Details machen aber stutzig: So ist die Drohne trotz des dunklen Nachthimmels von Beginn an gut sichtbar. Manchmal ist ihre Form über mehrere Frames klar erkennbar, dann verwandelt sie sich wieder in einen Pixel-Brei.

Als das Flugobjekt vor dem Mond durchfliegt, scheint es hinter dem hell strahlenden Himmelskörper zu verschwinden, statt Teile davon zu verdecken. Während des Videos sind zwei Personen zu erkennen, die an der linken Seite der Kuppel hinaufklettern – von der Explosion scheinen sie nicht sonderlich beeindruckt.

"Drohnen per Radarsystem deaktiviert"

Echt wirkt hingegen die Explosion. Auf diversen anderen Videos, aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt, sind denn auch Brände oder dicke Rauchschwaden sichtbar, die über der Kuppel von Putins Residenz auftauchen. Laut russischen Berichten habe sich der Kremlchef zum Zeitpunkt der Explosionen nicht im Gebäude aufgehalten.

"Zwei unbemannte Luftfahrzeuge waren auf den Kreml gerichtet. Als Ergebnis rechtzeitiger Maßnahmen des Militärs und der Spezialdienste wurden die Drohnen per Radarsystem deaktiviert", heißt es in dem Bericht. Die Ukraine weist derweil die Verantwortung für den Angriff zurück.

Man sei überrascht, von einem Terror-Staat des Terrorismus beschuldigt zu werden, sagt Serhii Njkjforow, Sprecher des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. "Was in Moskau passiert ist, ist offensichtlich eine Eskalation vor der Feier am 9. Mai."

Damit sich Putin nicht dem Volk stellen muss?

Den Vorwurf einer False-Flag-Operation, also einer Kampfhandlung unter feindlicher Flagge, die dem eigenen Vorteil dienen soll, teilt auch der deutsche Kriegsjournalist "Tendar". Der angebliche ukrainische Drohnenangriff ins Herzen des Kremls würde Russland etwa die Möglichkeit geben, die 9.-Mai-Parade unter dem Vorwand von Sicherheitsbedenken abzusagen.

Damit, so argumentiert "Tendar", wäre nicht nur Putins Auftritt in aller Öffentlichkeit, bei dem sich etwa kritische Stimmen erheben oder gar Angriffe erfolgen könnten, erledigt, sondern der Kreml würde sich auch die Schmach während der Panzer-Parade ersparen – der Kriegsjournalist geht nämlich davon aus, dass fast alle funktionsfähigen russischen Panzer derzeit im Einsatz stehen.

Schlechtes Zeugnis für Putins Luftwaffe

Falls es tatsächlich eine ukrainische Drohne war, die unbehelligt bis nach Moskau vordringen konnte und dort über dem Kreml-Gebäude detonierte, würde dies der russischen Luftabwehr ein sehr schlechtes Zeugnis ausstellen. Schon in der Vergangenheit warf eine mutmaßlich ukrainische Drohne, die sich mit Sprengstoff beladen bis 20 Kilometer an die russische Hauptstadt annäherte und womöglich Putin als Ziel hatte, Fragen zu den Kapazitäten und der Zuverlässigkeit der russischen Luftabwehr auf.

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    T-14 "Armata": Bislang war Russlands modernster Kampfpanzer reines Paraden-Gerät.
    T-14 "Armata": Bislang war Russlands modernster Kampfpanzer reines Paraden-Gerät.
    Alexei Yereshko / Tass / picturedesk.com

    Zuvor hatte Russland im Januar 2023 auf verschiedensten Gebäuden in Moskau Flugabwehrsysteme vom Typ Pantsir und S-400 platziert, so etwa auf dem Dach des Verteidigungsministeriums. Dass die angeblichen Drohnen trotz dieser modernen Abwehrsysteme bis ins Herzen der Hauptstadt vordringen konnten, dürfte dem Kreml massiv Kopfzerbrechen bereiten – es sei den, das Ganze war vom Kreml von langer Hand geplant.