Traditionsbetriebe in Gefahr

Vielen droht Aus – Wiener Unternehmen suchen Nachfolger

Viele Traditionsbetriebe in Wien suchen Nachfolger – die Übernahme der Confiserie "zum süßen Eck" zeigt, wie Jobs und Kulturgut bewahrt werden können.

Christoph Weichsler
Vielen droht Aus – Wiener Unternehmen suchen Nachfolger
Confiserie zum süßen Eck
Gilbert Novy / KURIER / picturedesk.com

Die Zahl der Betriebsübernahmen in Wien steigt, doch bleibt die Zukunft vieler Unternehmen ungewiss. Ohne Nachfolger stehen langjährige Betriebe oft vor dem Aus – ein Risiko nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Vielfalt der Wiener Geschäftswelt. Ein Paradebeispiel ist die Confiserie "zum süßen Eck" im Alsergrund. Das Zuckerlgeschäft ist seit über 100 Jahren eine Anlaufstelle für Naschkatzen und Liebhaber süßer Klassiker wie Trüffelkugeln, Lakritze und Schichtnougat.

Lange suchten die Betreiber nach einer geeigneten Nachfolge, bis schließlich im Juni zwei neue Inhaberinnen das Ruder übernahmen. "Es ist uns einfach über den Weg gelaufen, und die Niki und ich haben uns in den Betrieb verliebt und uns entschieden, dass wir in süße Fußstapfen treten möchten," berichtet Mitinhaberin Raphaela Mastella im Interview mit ORF- "Wien heute."

Kontakte und Kundschaft als Erfolgsfaktor

Für die neuen Betreiberinnen des "süßen Ecks" sind die gewachsenen Strukturen des Traditionsgeschäfts ein großer Vorteil. Stammkunden blieben treu, und die langjährigen Beziehungen zu Lieferanten konnten sie ebenfalls übernehmen. "Es gab ganz viele bestehende Händlerkontakte und auch Händlerkonditionen, die sich über viele Jahre entwickelt haben und nicht von heute auf morgen kommen," so Mastella. Das Sortiment haben die beiden um neue Produkte erweitert, auch der Online-Shop wurde ausgebaut, um die süßen Spezialitäten noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Positive Effekte für Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Betriebsübernahmen in Wien haben zudem positive Effekte auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft insgesamt. "Bei 60 Prozent der Übernahmen sehen wir Zuwächse bei den Umsätzen und auch mehr Beschäftigte," erklärt Margarete Kriz-Zwittkovits, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Wien, gegenüber ORF.at. Die Kontinuität bei Mitarbeitern und Strukturen hilft, Stabilität zu schaffen und die lokale Wirtschaft zu stärken. "Das bringt natürlich Vorteile für den Wirtschaftsstandort Wien, die Gesellschaft und den Wohlstand," fügt sie hinzu.

Trend zur familieninternen Übernahme

Besonders häufig finden sich Nachfolger innerhalb der Familie. 2023 wurden insgesamt 1.768 Betriebsübernahmen in Wien verzeichnet, die meisten davon familienintern. Damit liegt Wien erstmals wieder über dem Vor-Corona-Niveau. Die Wirtschaftskammer Wien bietet zahlreiche Förderungen, um diesen Trend zu unterstützen. Dazu gehört ein Betriebsübernahme-Zuschuss von bis zu 10.000 Euro, der nicht zurückgezahlt werden muss. Steuerliche Begünstigungen und Beratungsangebote stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die Zahlen zeigen, dass der Bedarf an Nachfolgern groß bleibt: In den kommenden fünf Jahren werden rund 7.000 Unternehmen in Wien zur Übergabe anstehen. Die Übernahmen sind dabei nicht nur eine Chance für die neuen Betreiber, sondern auch ein wichtiger Baustein, um Arbeitsplätze und das kulturelle Erbe Wiens zu sichern.

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    Screenshot ORF

    Auf den Punkt gebracht

    • Viele Traditionsbetriebe in Wien stehen vor dem Aus, da sie keine Nachfolger finden, was ein Risiko für die Wirtschaft und die Vielfalt der Wiener Geschäftswelt darstellt
    • Ein positives Beispiel ist die Confiserie "zum süßen Eck", die erfolgreich übernommen wurde und zeigt, wie gewachsene Strukturen und treue Stammkunden zur Stabilität und zum Erhalt des Kulturguts beitragen können
    CW
    Akt.