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Villa abgebaut, eingelagert und neu aufgebaut

Heute Redaktion
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Die Villa Tobler in Lutzenberg, 1904 vom berühmten Architekten Jacques Gros erbaut, steht zum Verkauf. Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

"Die Entscheidung, die Villa zu kaufen, kam aus dem Herzen heraus", sagt Daniel Brandenberger, Besitzer der Villa Tobler. 2006 wurde die Villa zu seinem Lebensprojekt, als die Familie erfuhr, dass sie einer Überbauung weichen soll. Solch ein spezielles Haus dürfe nicht einfach dem Erdboden gleichgemacht werden, schreibt die Familie auf ihrer Website.

Die Villa wurde bereits vor über 100 Jahren, 1904, durch den berühmten Architekten Jacques Gros (1858–1922) in Teufen AR erbaut. In Auftrag gegeben hatte sie der Stickereiindustrielle Fritz Tobler, nach dem sie auch benannt ist.

Als die Brandenbergers 2006 erfuhren, dass die Gemeinde Teufen den Abbruch des Gebäudes bewilligt hatte, setzten sie alles daran, die Villa zu erhalten. Daniel Brandenberger wollte mit der Villa nach Lutzenberg AR umziehen: "Dieses Schmuckstück soll der Welt erhalten bleiben."

Zweimal zwischengelagert

Das Projekt erwies sich dann als langwieriger Prozess. "Zuerst habe ich per Brief mein Interesse an der Villa bekundet", erinnert sich Brandenberger. Darauf habe er jedoch lange keine Antwort erhalten. Erst ein paar Jahre später erhielt die Familie Bescheid. "Dann musste alles schnell gehen. Wir durften abholen, was wir wollten", erzählt der Bauunternehmer weiter. Die Familie entschied sich für die Fassaden der beiden oberen Stöcke, das Dach und die eindrucksvollen Türme.

Die Elemente mussten an zwei verschiedenen Orten zwischengelagert werden, da sich der vorgesehene Standort in Lutzenberg außerhalb der Bauzone befand. "Auf die Baubewilligung mussten wir zwei Jahre warten und haben sie dann mit Biegen und Brechen erhalten", sagt der 56-Jährige. Und dies nur, weil die Villa vom Bund als "Zeitzeuge" taxiert worden ist.

In der Schweiz gebe es nur noch drei Gebäude, von denen man wisse, dass sie von Architekt Gros erbaut wurden, sagt Brandenberger. Eines davon ist das Grand Hotel Dolder in Zürich.

Zu groß geworden

Nach dem Wiederaufbau wollten die Brandenbergers die Villa als Mehrgenerationenhaus nutzen. "Das ist jedoch lange her, die Umstände haben sich geändert", sagt Tochter Célina Wagner. Deshalb steht die Villa jetzt zum Verkauf. Die Kosten sind für die Familie nicht mehr tragbar. "Außerdem ist sie für meine Eltern allein einfach zu groß", so Wagner.

Die Villa kann man im Rohbau-Zustand kaufen: So könne der Käufer selbst entscheiden, wie sie im Innern aussehen soll. "Wir als Familie fänden es natürlich schön, wenn sie stilgerecht eingerichtet würde", erklärt Wagner.

In Anbetracht der Weihnachtszeit hat sich die Familie Brandenberger etwas Spezielles für die Villa ausgedacht: "Eines der Fenster soll ein Bleiglasfenster mit einem Natursujet werden, wie man es auch im Dolder antrifft", sagt der Vater. (lad)