Südtiroler Äpfel

Vinschgau: Pestizide gelangen bis auf die Berggipfel

Selbst in abgelegenen Tälern und Nationalparks rund um den Vinschgau sind Pflanzen und Böden mit Chemikalien aus dem Apfelanbau belastet.

Heute For Future
Vinschgau: Pestizide gelangen bis auf die Berggipfel
Das untere Vinschgau in Südtirol ist geprägt von Apfelplantagen.
Franziska Gilli / laif / picturedesk.com

Zehn Prozent aller Äpfel, die Europas Supermärkte anbieten, stammen aus den Südtiroler Anbaugebieten. In den Tallagen des Vinschgau entlang der Etsch ziehen sich die Apfelplantagen so weit das Auge reicht. Dass sich die Pflanzenschutzmittel, die die Bauern dort ausbringen, auch in die Landschaften abseits der Monokulturen verbreiten, hatten Wissenschaftler bereits vermutet.

Nun wurde dies erstmals nachgewiesen und im Fachjournal "Nature Communications Earth & Environment" publiziert: 27 verschiedene Pflanzenschutzmittel, zehn Insektenvernichtungsmittel, elf Fungizide und sechs Unkrautvernichtungsmittel entdeckten Wissenschaftler um Carsten Brühl von der Rheinland-Pfälzischen Technische Universität in Landau (Deutschland) und Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur in Wien.

Die Menge der Pestizidrückstände nahm zwar mit zunehmender Höhe ab, sie fanden sich allerdings auch in höher gelegenen Seitentälern des Vinschgau wie dem Matscher Tal. Selbst in den Schutzgebieten mit empfindlichen Ökosystemen, im Nationalpark Stilfer Joch rund um den Ortler, den höchsten Berg Südtirols, sowie im Naturpark Texelgruppe am Alpenhauptkamm, wurden die Substanzen noch gemessen.

Pestizidausbringung verbesserungswürdig

Insgesamt testeten die Wissenschafter Pflanzen und Bodenproben auf 97 gängige Pestizide. Anfang Mai sammelten sie Probenmaterial an 53 Standorten auf Höhenstufen alle 300 Meter, von 500 bis auf 2300 Meter über dem Meeresspiegel.

Insgesamt wurden von den Forschenden 27 Pestizide - 10 Insektizide, 11 Fungizide und 6 Herbizide - nachgewiesen. "Die Konzentrationen, die wir fanden, waren zwar nicht hoch, aber es ist erwiesen, dass Pestizide das Bodenleben schon bei sehr geringen Konzentrationen beeinträchtigen", erklärte Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur in Wien.

In größeren Höhen rund um den Vinschgau wurden in den letzten Jahren immer weniger Schmetterlinge beobachtet.

Die chemischen Analysen zeigen Rückstände der Pflanzenschutzmittel in 98 Prozent der Pflanzen- und 59 Prozent der Bodenproben. Wiesen in Tallagen waren mit bis zu 13 verschiedenen Substanzen belastet. Die meisten der Pestizide sind Mittel gegen Apfelschädlinge. In drei der Bodenproben wurden zudem zwei verbotene und bienenschädliche Neonicotinoide gefunden.

Die Wissenschafter fordern angesichts ihrer Messungen neben den Bauern auch die Politik und Lebensmittelketten dazu auf, rasch Maßnahmen zu setzen, um den Pestizideinsatz einzudämmen.

Die Bilder des Tages

1/56
Gehe zur Galerie
    <strong>04.05.2024: AstraZeneca gesteht erstmals schwere Nebenwirkungen ein.</strong> AstraZeneca sieht sich in Großbritannien mit einer Sammelklage konfrontiert. <a data-li-document-ref="120034852" href="https://www.heute.at/s/astrazeneca-gesteht-erstmals-schwere-nebenwirkungen-ein-120034852">In einem Gerichtsdokument gesteht der Konzern schwere Nebenwirkungen ein.</a>
    04.05.2024: AstraZeneca gesteht erstmals schwere Nebenwirkungen ein. AstraZeneca sieht sich in Großbritannien mit einer Sammelklage konfrontiert. In einem Gerichtsdokument gesteht der Konzern schwere Nebenwirkungen ein.
    REUTERS

    Auf den Punkt gebracht

    • Pestizide aus dem Apfelanbau belasten die Pflanzen und Böden in abgelegenen Tälern und Nationalparks rund um den Vinschgau, auch in höheren Lagen wurden Pestizidrückstände nachgewiesen
    • Insgesamt wurden 27 verschiedene Pestizide in Pflanzen und Bodenproben gefunden, was zu Forderungen nach Maßnahmen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes führt
    red
    Akt.