Politik

Virologe warnt: "Alles aufsperren, wird zu viel sein"

Der Virologe Norbert Nowotny äußerte sich am Dienstag in der "Zeit im Bild 2" über das Lockdown-Ende in Wien und die geplanten Öffnungen am 19. Mai.

Andre Wilding
Teilen
Der Virologe Norbert Nowotny in der "ZIB2"
Der Virologe Norbert Nowotny in der "ZIB2"
Screenshot/ ORF

Am 3. Mai ist es endlich so weit! Neben Niederösterreich beendet auch Wien den harten Lockdown. Damit dürfen ab nächsten Montag neben dem Handel, auch körpernahe Dienstleister (Friseure, Massagen etc.) sowie Zoos und Museen wieder öffnen, die Gastronomie bleibt aber weiterhin geschlossen. Imbiss-Lokale wie Kebab-Stände oder Würstel-Buden haben zwar geöffnet, allerdings gelten hier strenge Richtlinien.

"Mein oberstes Ziel ist die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener", stellte Bürgermeister Michael Ludwig am Dienstag klar. Die Lage auf den Spitälern würde sich zwar entspannen, "aber wir sind immer noch über der kritischen Grenze von 33 Prozent Intensivbettenbelegung mit Covid-Patienten". Der Wiener Stadtchef mahnt daher zur Vorsicht und erklärt, dass die Öffnungsschritte "sehr vorsichtig, intelligent und umsichtig" gesetzt werden müssen.

Bei weiteren Öffnungsschritten in Österreich ab dem 19. Mai ist Ludwig aber skeptisch. Doch was sagen Experten zum angekündigten Ende des harten Lockdowns in der Bundeshauptstadt? Der Virologe Norbert Nowotny war am Dienstag zu Gast in der "ZIB 2" und stand dabei Moderator Armin Wolf Rede und Antwort. "Man kann die Öffnungen durchaus machen", stellt der Experte gleich zu Beginn seines Statements klar.

Öffnungen am 19. Mai? "Ludwig ist zurecht skeptisch"

Denn: "Wenn Wien alleine den harten Lockdown weitergeführt hätte, Niederösterreich aber am 3. Mai öffnet, dann hätte das auch nichts gebracht." Die beiden Bundesländer im Osten liegen nämlich direkt nebeneinander und sind damit stark verbunden. Das Ende des Lockdowns in Wien ist für den Experten also durchaus nachvollziehbar, doch die geplanten Öffnungsschritte am 19. Mai sieht er – wie Bürgermeister Ludwig – ebenfalls kritisch. "Er (Anm. Ludwig) ist zurecht skeptisch", so Nowotny in der "Zeit im Bild".

"Wir müssen vorsichtig sein. Wir haben mit Vorarlberg eine Modellregion und dort sehen wir, in welche Richtung es gehen kann. Vorarlberg hatte vor der Öffnung eine Inzidenz von 66 und diese hat sich innerhalb eines Monats fast vervierfacht (240)", stellt der Experte klar. In den anderen Bundesländern dürfe ab dem 19. Mai daher nicht das gleiche wie im westlichsten Bundesland Österreichs passieren. "Außerdem ist der Wert der 7-Tages-Inzidenz in den anderen Ländern höher."

Im Gespräch mit Armin Wolf erklärte der Wiener Virologe, dass der harte Lockdown im Osten und der Soft-Lockdown in den übrigen Bundesländern die Zahlen in den nächsten Wochen zwar noch zum Sinken bringen werden, "trotzdem werden wir es nicht unter einen Wert von 140 in den nächsten dreieinhalb Wochen schaffen." Der Experte ist sich daher sicher: "Alles auf einmal aufsperren, wird einfach zu viel sein."

"Immer mehr Jüngere auf Intensivstation"

Zwar nimmt der Impffortschritt in kommenden Wochen und Monaten immer weiter zu und es gelten strenge Sicherheitskonzepte bei den geplanten Öffnungsschritten ab dem 19. Mai, "trotzdem wird das nicht reichen. Die Fallzahlen werden nach zwei Wochen wieder steigen", ist sich der Experte sicher. Und auch die Zahl der Corona-Patienten auf den Normal- und Intensivstationen wird wieder wachsen.

Aber kann man die höheren Infektionszahlen angesichts der fortschreitenden Impfungen nicht riskieren? "Die älteren Menschen sind schon zu einem hohen Prozentsatz durchgeimpft und erkranken kaum mehr. Aber wir sehen, dass sich durch die britische Variante auch immer mehr jüngere Menschen in den Spitälern befinden, und auch auf die Intensivstationen kommen. Wir müssen auch darauf schauen, denn die britische Variante ist viel ansteckender."

Auf die Frage, wie Nowotny Österreich wieder aufsperren würde, antwortete der Experte: "Ich würde die Gastronomie im Außenbereich öffnen und nach zwei Wochen den Innenbereich. Den Handel kann man ebenfalls öffnen. Ich habe aber ein Problem mit 1.500 Personen indoor. Das scheint mir hochgegriffen. Wir müssen in vielen Bereichen vorsichtig sein, siehe Vorarlberg. Die höheren Zahlen sind nicht nur auf private Feiern zurückzuführen."

"Im Juli und August wird alles gut sein"

Doch hält Nowotny es eigentlich für realistisch, dass wenn es am 19. Mai zu diesen weiten Öffnungen kommt, dass es in Österreich dann ein paar Wochen später noch einmal zu einem Lockdown kommt? "Genau da müssen wir aufpassen. Wir alle wollen einen schönen Sommer haben. Im Sommer wird die Durchimpfungsrate so hoch sein, dass die Impfung wirklich greift und das Infektionsgeschehen mehr unterbrochen werden kann. Im Juli und August wird alles gut sein, bis dorthin müssen wir uns durchhandeln."

Mit den Öffnungen der Schulen am 17. Mai hat Nowotny übrigens kein Problem: "Die Pädagogen sind zu einem hohen Prozentsatz geimpft und außerdem werden die Schüler in der Woche drei Mal getestet. Wenn die Schüler ab dem 19. Mai die neu gewonnene Freiheit genießen und die Infektionen in die Schulen bringen, werden wir das durch die viele Tests schnell sehen."

1/56
Gehe zur Galerie
    <strong>18.04.2024: Sexsüchtiger aus Wien hatte seit 2018 keinen Sex mehr.</strong> Lukas M. ist seit vielen Jahren sexsüchtig. Wie das seine Ehe und auch sein Leben beeinflusst hat, erzählt er <a data-li-document-ref="120031584" href="https://www.heute.at/s/sexsuechtiger-aus-wien-hatte-seit-2018-keinen-sex-mehr-120031584">im persönlichen Gespräch mit <em>"Heute"</em> &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120031512" href="https://www.heute.at/s/albtraum-trip-2-von-7-pools-befuellt-familie-klagt-120031512"></a>
    18.04.2024: Sexsüchtiger aus Wien hatte seit 2018 keinen Sex mehr. Lukas M. ist seit vielen Jahren sexsüchtig. Wie das seine Ehe und auch sein Leben beeinflusst hat, erzählt er im persönlichen Gespräch mit "Heute" >>>
    Pixabay/Heute