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Virologin: "Bevölkerung geht zu sorglos mit Virus um"

Virologin Monika Redlberger-Fritz erklärte in der "ZiB2", warum sie sich noch keine Sorgen um eine zweite Welle macht, aber ab wann man handeln muss. 

Andre Wilding
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Virologin Monika Redlberger-Fritz in der "ZiB2"
Virologin Monika Redlberger-Fritz in der "ZiB2"
ORF/ Screenshot

Die Zahl der aktiven Corona-Kranken in Österreich ist zuletzt wieder gestiegen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigt sich über die regionalen Ausbrüche "in Sorge". Und auch Bundeskanzler Sebastian Kurz stellte in den Puls24-Sommergesprächen klar, dass das Virus noch nicht besiegt ist und die Bevölkerung die Schutzmasken "noch brauchen" wird.

Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien macht sich derzeit keine Sorgen um eine zweite Corona-Welle in Österreich. Jedenfalls noch nicht. "Das kommt aber ganz darauf an, wie sich die Situation im Land entwickelt. Wenn die Zahl der Neu-Infektionen steigt und es etwa 70, 80 oder noch mehr Neu-Kranke pro Tag gibt, dann ist eine Dynamik dahinter."

Sollten die Neu-Infektionen weiterhin steigen, sei dann auch der Moment gekommen, an dem wieder gehandelt werden muss. Generell sei es aber schwierig zu sagen, wann man von einer zweiten Virus-Welle sprechen kann. "Man kann nur sagen, ob es eine zunehmende Virus-Aktivität gibt."

Es sei daher enorm wichtig, Infektionsketten frühzeitig zu erkennen, um möglichst rasch reagieren zu können. Redlberger-Fritz ist sich aber sicher, dass viele Menschen im Land derzeit zu wenig gegen das Virus tun. "Die Bevölkerung geht zu sorglos mit Virus um", so die Virologin.

"Baby-Elefant weiter einhalten"

An vielen Orten, etwa am Wiener Donaukanal, werde der "Baby-Elefant" nicht mehr eingehalten. Stattdessen stehen viele Menschen zu eng beieinander und ignorieren den nötigen Mindestabstand. Auch die geplanten Lockerungen, etwa in der Gastronomie sieht die Virologin kritisch.

"Man muss mit diesen Lockerungen vorsichtig umgehen. Wenn man verhindern möchte, dass sich das Virus weiterverbreitet, muss man den 'Baby-Elefant' weiter einhalten", stellt Redlberger-Fritz in der "ZiB2" klar. Der erhoffte Hitzeeffekt, dass sich das Virus also bei Hitze nicht so stark ausbreitet, ist ausgeblieben.

"Der Hitzeffekt ist so gut wie gar nicht vorhanden. Dem Virus ist es egal, ob die Temperaturen 15 oder 25 Grad betragen", versichert die Virologin.

Kein Impfstoff vor 2022?

Der Möglichkeit, dass es nächstes Jahr ein Medikament oder gar einen Impfstoff gegen das Virus geben wird, steht Monika Redlberger-Fritz skeptisch gegenüber. Sie rechnet nicht mit einem Impfstoff 2021. "Wir brauchen nicht Millionen, sondern Milliarden Impfstoffe. Der Zeitpunkt wird länger als eineinhalb Jahre dauern", ist sich die Virologin sicher.

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