Politik

"Völlig disqualifiziert" – so spotten Parteien über SPÖ

Das SPÖ-Chaos ist perfekt. Das Ergebnis am Parteitag wurde vertauscht. Andreas Babler ist deshalb neuer SPÖ-Chef. So reagieren die anderen Parteien.

Stefanie Riegler
Michaela Grubesa, die Leiterin der Wahlkommission, verkündete am Montag den Fehler bei der Wahl zum Parteivorsitzenden.
Michaela Grubesa, die Leiterin der Wahlkommission, verkündete am Montag den Fehler bei der Wahl zum Parteivorsitzenden.
Helmut Graf

Andreas Babler ist also der neue SPÖ-Chef. Am Montag folgte die große Überraschung: Das Ergebnis vom Parteitag wurde vertauscht. Wie die Leiterin der Wahlkommission Michaela Grubesa bei einer Pressekonferenz erklärte, ist bei der Auszählung ein technischer Fehler unterlaufen.

Nun ist der Super-Gau für die gebeutelte SPÖ eingetreten. Hans Peter Doskozil war zwei Tage lang der vermeintliche Parteichef.

Fehler in Excel-Liste

Aufgrund eines technischen Fehlers in der Excel-Liste wurde das Ergebnis von der Wahl am Parteitag vertauscht: "Die Stimmzettel haben nicht mit dem digital verkündeten Ergebnis zusammengepasst. Kein einziges Mitglied der Wahlkommission hat am Samstag eine Kontrolle gefordert. Dafür möchte ich mich entschuldigen", so Grubesa.

Doskozil akzeptiert die Niederlage und gab kurz nach der Verkündung eine Pressekonferenz. "Das ist ein Tiefpunkt für die österreichische Sozialdemokratie, ich wurde darüber informiert, dass es Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung gab. Das Ergebnis der Delegierten ist aber zur Kenntnis zu nehmen und somit möchte ich Andreas Babler recht herzlich gratulieren", erklärt der burgenländische Landeshauptmann in einem ersten Statement. Er wird sich nun aus der Bundespolitik zurückziehen.

Auch Andreas Babler gab sich in einer ersten Stellungnahme demütig und forderte die Wahlkommission dazu auf, das Ergebnis nochmals zu prüfen.

Im Netz wurden die Vorkommnisse äußerst spöttisch kommentiert. Und auch die anderen Parteien übten scharfe Kritik an der SPÖ. 

"Wer keine Wahlen organisieren kann, wird auch keine gewinnen"

"Die SPÖ hat sich hiermit völlig disqualifiziert. Wer keine Wahlen organisieren kann, wird auch keine Gewinnen. Die Österreicher:innen haben Besseres verdient", twitterte NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos.

Die Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer schickte kurzerhand eine Korrektur der OTS von Samstag aus, in welcher der Name Hans Peter Doskozil durch Andreas Babler als neuer Parteichef ersetzt wurde.

Der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern gratulierte Andreas Babler, meinte aber auch, "dass man es in der Politik nicht so dumm denken kann, wie es hinterher kommt."

"Desaströs und unglaublich traurig"

Auch das Satiremagazin "Die Tagespresse" gab ein Statement dazu ab:

FPÖ-Chef Herbert Kickl will sich nicht an der Häme im Netz beteiligen. Dennoch teilte er folgendes Statement in einer Aussendung: "Ich werde mich nicht an der Häme und Schadenfreude über das SPÖ-Chaos beteiligen. Das in der Öffentlichkeit entstandene Bild ist ohnehin für jeden erkennbar desaströs und es ist eigentlich unglaublich traurig, in welch desolatem Zustand sich die SPÖ als angeblich staatstragende Partei befindet, wenn man selbst an einfachen Aufgaben wie der Wahl eines Bundesparteivorsitzenden scheitert", sagte er.

"SPÖ-Chaos hat neues Niveau erreicht"

Und auch die ÖVP übt heftige Kritik: "Das SPÖ-Chaos hat heute ein neues Niveau erreicht. Nach dem folgenschweren Fehler am Bundesparteitag wurde doch Andreas Babler Gewinner und Bundesparteiobmann. Die Phantasien zu Marxismus, Enteignung, Vermögenssteuern und Klassenkampf stehen nun an der Tagesordnung", erklärt Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei und Stadtrat Karl Mahrer.

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    <strong>Hans Peter Doskozil</strong> feierte am 3. Juni seine Wahl zum SPÖ-Parteichef am Sonderparteitag. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt: Die Ergebnisse wurden vertauscht.
    Hans Peter Doskozil feierte am 3. Juni seine Wahl zum SPÖ-Parteichef am Sonderparteitag. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt: Die Ergebnisse wurden vertauscht.
    Hertel