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Völlige Machtübergabe an Taliban vereinbart

Ohne gewaltsame Kämpfe um die Hauptstadt Kabul soll nun das komplette Land an die Taliban gefallen sein.

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Ununterbrochen evakuieren Militärhubschrauber ausländische Mitarbeiter aus Kabul.
Ununterbrochen evakuieren Militärhubschrauber ausländische Mitarbeiter aus Kabul.
WAKIL KOHSAR / AFP / picturedesk.com

Obwohl Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) die radikal-islamische Miliz dazu aufforderte, "ihr rücksichtsloses Vorgehen sofort zu stoppen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren", eroberten sie weitere Städte. Auch die Feststellung "Man kann nicht die eine Hand zum Dialog ausstrecken und mit der anderen weiter die Waffe umklammern" dürfte sich nicht bewahrheitet haben.

Schon tags darauf rückten Kämpfer an die Grenzen der Hauptstadt Kabul vor, die letzte Stadt, die noch unter Kontrolle der Regierung war. Daraufhin brach in der Stadt großes Chaos aus, Menschen packten ihre Habseligkeiten, Ausländer eilten zum Flughafen, Geschäfte und Banken schlossen spontan ihre Tore. Heftige Kämpfe wurden befürchtet.

Trotzdem schloss sich ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer der österreichischen Regierung an: "Wiedermal wird klar, während sich andere einer ständigen Kultur des Jammerns bedienen, arbeitet die Bundesregierung, in Person von Innenminister Nehammer und Außenminister Schallenberg, an Konzepten und Lösungen anlässlich der Entwicklung in Afghanistan."

Präsident zurückgetreten, Taliban an der Macht

Die militant-islamistischen Taliban haben ihre Kämpfer angewiesen, nicht in die Hauptstadt Kabul vorzudringen. Sie sollten vielmehr an den Toren der Stadt Stellung beziehen, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung der Islamisten. Da die Hauptstadt Kabul eine große und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtigten die Taliban nicht, die Stadt mit Gewalt oder Krieg zu betreten. Man wolle vielmehr mit der anderen Seite über einen friedlichen Einmarsch in Kabul verhandeln.

Die afghanische Regierung hat dieser "friedlichen Machtübergabe" nun zugestimmt. "Es wird keinen Angriff auf die Stadt geben", sagte Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal am Sonntag in einer aufgezeichneten Ansprache. Demnach soll eine "Übergangsregierung" gebildet werden, die Taliban bereits unterwegs zum Palast sein. Präsident Ghani ist bereits zurückgetreten.

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    Die radikalislamischen Taliban haben nun auch die ostafghanische Stadt Dschalalabad eingenommen.
    Die radikalislamischen Taliban haben nun auch die ostafghanische Stadt Dschalalabad eingenommen.
    - / AFP / picturedesk.com
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