Life

Vom günstigsten Einsteigerauto zum beliebtesten Oldt...

Heute Redaktion
Teilen

20 Jahre lange baute Fiat das Modell 500. Das einstige Einsteigerauto ist heute einer der beliebtesten Oldtimer überhaupt. Das war nicht vorherzusehen.

Der Fiat 500 Nuova war bei seiner Vorstellung im Sommer 1957 ein überaus moderner und gleichzeitig außerordentlich kompakter Personenwagen für wenig Geld. Genau das Richtige für das Italien der späten 1950er-Jahre.

Der Erfolg kam jedoch in Raten und nördlich des Alpenkammes brauchten die Autokäufer noch länger, um die Talente des kleinen Fiats zu erkennen.

Nachfolger des Mäuschens

Bis Mitte der 1950er-Jahre war der Fiat Topolino das Erfolgsmodell des Turiner Autokonzerns gewesen. Das machte es schwer, einen Nachfolger zu finden. Auf den wassergekühlten Vierzylinder-Frontmotor folgte ein luftgekühlter Zweizylinder-Heckmotor, der Raumausnutzung und den günstigeren Kosten zuliebe. Der 479 cm3 große Motor leistete zunächst schonende 13 PS bei 4000 Umdrehungen. Ein unsynchronisiertes Getriebe übertrug die Kraft auf die einzeln aufgehängten Hinterräder. So blieb es bis 1977, nur dass der Motor um ein paar cm3 wuchs und die Leistung auf 18 PS stieg.

Winzling mit "Selbstmördertüren"

Optisch an den größeren Fiat 600 angelehnt, setzte Dante Giacosa mit dem Fiat 500 ein fast eiförmiges, selbsttragendes Kleinmobil von 294,5 cm Länge und 132 cm Breite auf die fast in den Ecken stehenden Räder. Die zwei Türen öffneten von vorne (Selbstmördertüren), was ein leichtes Einsteigen erlaubte.

Serienmässig war ein Faltdach verbaut. 1965 kamen herkömmliche Türen dazu. Dafür entstanden aber auch noblere Varianten, deren Fenster mit Kurbeln geöffnet werden konnten und die mehr Chrom zeigten. Der Günstigste der Übriggebliebenen Während die einstigen Konkurrenten um den Fiat 500 ausstarben, feierte dieser Erfolg nach Erfolg, bis schliesslich über drei Millionen produziert waren. Man schrieb das Jahr 1977 und der Nachfolger 126 war bereits einige Jahre im Geschäft.

Mit dem 18-PS-Motor war der Fiat 500 zum echten 100 km/h-Auto geworden, auch wenn man 58,3 Sekunden lang hart auf dem Gas stehen musste, bis die damalige Landstraßengeschwindigkeit erreicht war. Es gab damals kaum günstigere Fahrzeuge. Nur als sicher galt er in den 1970er-Jahren nicht mehr, an passiver Sicherheit mangelte es dem kleinen Zweitürer an allen Enden.

Beliebt bis heute

Wer den Fiat 500 heute sieht, der denkt an Italien, Gelati und lachende Kinder. Er sieht das Verkehrschaos von Rom in Gedanken vor sich und bunte kleine Fiat um die Ecke schießen.

Das Fahren allerdings will gelernt sein, denn allein schon das Starten verlangt ungewohnte Handgriffe. So wird ein Fiat der frühen 1970er-Jahre nicht per Zündschlüssel angelassen, sondern durch Ziehen eines Hebels unten beim Schalthebel. Das unsynchronisierte Getriebe begrüßt entschiedenes Zwischenkuppeln und -gasgeben beim Gangwechsel.

Im Verkehrsstrom hält der kleine Fiat gut mit, ein Bolide kann er mit seinen 18 PS aber nicht sein, und jedes Kilogramm Zuladung dämpft seinen Vorwärtsdrang.

Innen geht es eng zu, Angst vor Körperkontakt sollte man im kleinen Fiat nicht haben. Dafür ist er wendig und passt fast überall durch, auch an der Rundumsicht gibt es wenig zu bemängeln, und für den Blick zur Ampel hinauf kann ja das Faltdach geöffnet werden. So hört man auch den lustig röhrenden Motor besser.