Politik

Vom Scharfmacher zum lachenden Dritten

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kam im Wahlkampf spät in Fahrt. Doch wegen der Silberstein-Affäre könnte er zum lachenden Dritten werden.

Heute Redaktion
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Straches Familie stammt aus dem heutigen Tschechien. Seine Urgroßeltern wurden nach seinen Angaben vertrieben und flüchteten nach Wien. Marion Strache, Heinz-Christians Mutter, zog ihn alleine auf, und war Drogistin in Wien-Erdberg. Sein Vater Heinz-Roland ließ die Familie zurück, bereiste die Welt.

Nachdem der gebürtige Wiener die Handelsschule abbrach, begann er die Ausbildung zum Zahntechniker. Strache studierte später Geschichtswissenschaften an der Universität Wien. Nachdem er sein eigenes zahntechnisches Unternehmen aufgab, war er bis 2004 Prokurist bei der Care Partners Werbeberatungs GmbH.

Über Freundschaft zur Partei

Durch die Bekanntschaft mit dem Zahnarzt und damaligen FPÖ-Bezirksobmann erkannte er die vielen gemeinsamen Ansichten mit der Partei. Bereits im jungen Alter von 21 Jahren wurde er der jüngste Bezirksrat Wiens. Nur drei Jahre später übernahm er Günters Posten als Bezirksobmann des 3. Bezirks.

Nur kurze Zeit später wurde er Abgeordneter des Wiener Landtags und Mitglied des Landesparteivorstandes der FPÖ Wien. 2004 wurde er dann zum Parteiobmann der Wiener FPÖ gewählt. Ein Jahr später übernahm er den Posten des Bundesparteiobmanns. Nachdem er ein Jahr lang Klubobmann des Wiener Landtagsklubs der FPÖ war, wurde Strache 2006 zum Obmann des Freiheitlichen Parlamentsklubs ernannt.

FPÖ unter HC die zweitstärkste Partei

Strache baute die FPÖ wieder auf, nachdem sie zuvor Verluste einstecken musste. So schaffte er es, dass die FPÖ bei der Wiener Wahl im Jahr 2010 mit 25,7 Prozent zur zweitstärksten Partei gewählt wurde. Strache hat stets ein klares Ziel vor Augen: Er will die FPÖ auf Bundesebene zur stimmenstärksten Partei machen.

Politisch war Strache aber immer wieder in Skandale und Aufreger verwickelt. Begonnen hatte alles mit dem Zerwürfnis mit dem damaligen Bundesparteiobmann Jörg Haider. 2005 spalteten sich die Freiheitlichen in BZÖ und FPÖ, Strache übernahm später die einstellig dahinschwimmende Partei und führte sie zu Rekordergebnissen. Ab diesem Zeitpunkt kampagnisierte die FPÖ gegen den Islam und Ausländer, fiel mit als fremdenfeindlich eingestuften Slogans auf.

International Empörung löste ein Vorfall am Wiener Korporations-Ball 2012 aus. Strache soll die FPÖ gegenüber Gästen mit Sätzen wie "Wir sind die neuen Juden" und "Das war wie die Reichskristallnacht" bedacht haben. Bundespräsident Heinz Fischer verweigerte daraufhin seine Unterschrift für die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich an Strache, er bekam es erst im Jahr 2017.

Weitere Aufreger: Eine von Strache auf Facebook veröffentlichte Karikatur eines Bankers mit Davidsternen, die als antisemitisch eingestuft wurde. Strache wurde vom "profil" eine "Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut" zugeschrieben, eine Klage dagegen wurde rechtskräftig abgewiesen.

Turbulenter Wahlkampf

2017 war es um die FPÖ lange Zeit vor der Wahl auffallend still. Strache kam erst spät auf "Wahlkampf-Temperatur", Umfragen sahen die Freiheitlichen lange Zeit auf Platz 3. Während die FPÖ bis zum Wahltag aber immer stärker in Erscheinung trat, profitierte sie auch von einem handfesten SPÖ-ÖVP-Skandal.

Mit dem Bekanntwerden der Silberstein-Affäre und Schmutzkübelkampagnen der beiden Parteien sah sich die FPÖ plötzlich im Aufwind. Rund zwei Wochen vor der Wahl spekulierte man sogar damit, es auf Platz 1 schaffen und erstmals seit 2005 wieder Regierungsverantwortuing zu übernehmen.

Wenig ruhmreich endete die letzte Regierungsbeteiligung der FPÖ, von 200 bis 2005 mit der ÖVP. Skandale wie Karl-Heinz Grassers Homepage- und Novomatic-Affäre, Auftragsvergaben durch Hubert Gorbach und die BUWOG-Affäre, die Terminal Tower- und die Tetron-Affäre, die Beschaffung der Eurofighter, sowie mehrere Telekom-Affären sowie der Hypo-Alpe-Adria-Skandal sind bis heute teils nicht aufgearbeitet.

Strache ganz privat

In seiner Freizeit ist Strache jung geblieben und sportlich. Des öfteren hat er bereits versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Weil dann jedoch die Gewichtszunahme immer zu groß war, scheiterte der Freund der österreichischen Küche des öfteren.

Aktuell ist der FPÖ-Chef mit der knapp 20-Jahre-jüngeren Philippa Strache verheiratet. Einblicke in sein Privatleben gibt er seinen Fans über Soziale Medien reichlich. So postet er auch das eine oder andere Urlaubsfoto. Egal wie die Wahl ausgeht, der nächste Urlaub wird wohl noch einige Zeit warten müssen. (cs)

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