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Vom Scheunenfund zum Concours-Schönling

Zwei Sitze, Schlafaugen, Motor hinter der Besatzung – so lässt sich auch ein Lamborghini Miura beschreiben – oder ein Abarth Scorpione.

Heute Redaktion
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Ein Abarth Scorpione war zwar klein, aber deshalb keineswegs günstig. Im Gegenteil: Ein Opel GT 1900 oder ein VW-Porsche 914 waren günstiger zu haben.

Das Design des "Grand Prix" stammte von Giuseppe Rinaldi, der in den 1960er-Jahren in Diensten von Francis Lombardi arbeitete. Mit dem neuen Sportwagen war ihm ein interessanter Wurf gelungen, der sich einiger Designansätze des Lamborghini Miura bediente.

Die Türen ragten weit über die Fahrerkabine nach vorne, die Front konnte dank Klappscheinwerfern tief gehalten werden, ein breiter Getriebetunnel und ein mächtiger zentraler Instrumententräger trennten Fahrer und Beifahrer. Und genauso wie beim Miura gab es auch beim zweisitzigen Lombardi 850 Grand Prix keinen nutzbaren Kofferraum. Was nicht im Cockpit Platz hatte, musste zu Hause bleiben.

Krötenartige Gesichtszüge

Die Eleganz eines Miuras erreichte Rinaldis Kreation allerdings nicht. Zwar gefiel die schwungvolle Linienführung mit dem kraftvollen, hochbauenden Heck, aber sobald die Scheinwerfer ausgefahren waren, zeigte der kleine Sportwagen krötenartige Gesichtszüge, was zu Kritik führte.

Die Abmessungen waren kompakt, gerade einmal 3,55 Meter lang war der Sportwagen, die Breite betrug 1,485 Meter, die Höhe war mit 1,065 Metern besonders niedrig ausgefallen. 685 kg wog der Italiener vollgetankt, damit waren eigentlich gute Voraussetzungen für sportliche Fahrleistungen und -eigenschaften gelegt.

Technisch basierte der Lombardi 850 Grand Prix auf dem Fiat 850. Das Fahrwerk, der Motor und das Getriebe waren Standardteile aus der Großproduktion. 47 PS brachten den kleinen Flitzer auf 153,8 km/h, Zeugnis für die gute Aerodynamik des Coupés.

Plattform-Strategie

Für Carlo Abarth kam die Neuentwicklung zum richtigen Zeitpunkt. Er hatte schließlich bereits das Fiat 850 Coupé umfangreich modifiziert und als Fiat-Abarth 1300 (auch 1324 genannt) mit dem leistungsgesteigerten Motor des Fiat 124 beschleunigt. Dieselbe Technik passte natürlich auch unter die Hülle des Lombardi.

Apropos Hülle: Bestand die Karosserie anfänglich noch teilweise aus Kunststoff (zum Beispiel Türen, Rückwand, Sitze), wurden im Laufe der Produktion immer mehr Stahlblechteile eingesetzt, also auch für die Türen und die Rückwand. Am Schluss war eigentlich nur noch die Heckabdeckung hinter dem Motor aus Kunststoff gefertigt.

Dem von 1.197 auf 1.280 cm3 vergrößerte Fiat-124-Motor mit seitlicher Nockenwelle entlockten die Abarth-Techniker bei einer Verdichtung von 10,5:1 (anstatt 8,8:1) solide 75 PS bei 6000 Umdrehungen. Der Vierzylinder wurde gegenüber dem Fiat 124 verkehrt herum an das 850-Getriebe montiert.

Am Lenkrad des Mini-Miura

Hat man sich einmal in das mit nur 1,05 Metern Außenhöhe überaus flache Auto eingefädelt, fühlt man sich tatsächlich ein wenig wie im Lamborghini Miura. Die Platzverhältnisse sind knapp, denn mit 3,61 Metern Länge und 1,495 Metern Breite bleibt für die Kabine nur wenig Raum.

Wenn man dann losfährt, sollte man sich einfach bewusst sein, dass die Piloten moderner Autos den kleinen Sportwagen kaum im Rückspiegel erkennen können, aber die auffällige rote Lackierung beschert dem Scorpione trotzdem die nötige Aufmerksamkeit.

Rund 12 Sekunden benötigte der Scorpione damals für den Spurt von 0 auf 100 km/h. Das ist heutzutage nicht mehr sehr sportlich. Aber an Auffälligkeit mangelt es dem kleinen Flitzer trotzdem nicht.

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