Ukraine

Vor diesem Kreml-Insider zittert selbst Wladimir Putin

Jewgeni Prigoschin hat mit seiner Wagner-Gruppe ein De-facto-Monopol im Bereich der russischen privaten Militärunternehmen gebildet.

Der als "Putins Koch" bekannt gewordene Jewgeni Prigoschin (links) ist Leiter der Söldner-Truppe Wagner.
Der als "Putins Koch" bekannt gewordene Jewgeni Prigoschin (links) ist Leiter der Söldner-Truppe Wagner.
Misha Japaridze / AP / picturedesk.com

Die Gruppe Wagner sorgt im Ukraine-Krieg mutmaßlich immer wieder für brutalste Gräueltaten. Der Gründer der russischen Söldnertruppe Wagner hat zuletzt eine Beteiligung von Wagner-Söldnern an der brutalen Hinrichtung eines mutmaßlichen Deserteurs in der Ukraine bestritten. "Die Wagner-Angestellten zeichnen sich durch hervorragende Disziplin und die strikte Einhaltung internationaler Standards und weltweit anerkannter Verhaltensregeln aus", erklärte der Kreml-Vertraute Jewgeni Prigoschin. Das Video war in Kanälen aus dem Umfeld der Wagner-Gruppe in Online-Netzwerken aufgetaucht.

Prigoschin hatte sich kurz vorher noch lobend über ein Video geäußert, das die brutale Tötung des mutmaßlichen Deserteurs mit einem Hammer zeigt. Söldner der paramilitärischen Gruppe Wagner sind seit Jahren in vielen Konfliktregionen im Einsatz, vor allem in Syrien und in afrikanischen Ländern. Der Kreml-Vertraute Prigoschin hatte sich erst im September öffentlich dazu bekannt, die lange geheim agierende Gruppe gegründet zu haben. Laut "Nowaja Gaseta" hatten Wagner-Söldner schon im Jahr 2017 in Syrien einen Gefangenen mit einem Hammer erschlagen und ihn anschließend zerstückelt und verbrannt.

Wagner-Gruppe wird Putin zu stark

Russische Beamte sollen jedoch nun versuchen, den Einfluss des Finanziers der Wagner-Gruppe, Prigoschin, durch die Förderung anderer paralleler Militärstrukturen auszugleichen. Der ukrainische Hauptnachrichtendienst (GUR) berichtete am 26. November, dass russische Beamte den kremlfreundlichen Geschäftsmann Armen Sarkisyan zum neuen Verwalter der Gefängnisse in den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine ernannt haben sollen. Sarkisyan soll demnach beabsichtigen, diese Funktion zur Gründung eines neuen "privaten Militärunternehmens" zu nutzen.

1/10
Gehe zur Galerie
    Der russische Präsident <a data-li-document-ref="100237825" href="https://www.heute.at/g/kreml-chef-wladimir-putin-reist-nicht-zu-g20-gipfel-100237825">Wladimir Putin</a> ist bei einem wichtigen Gipfeltreffen der OVKS vor aller Augen blamiert worden.
    Der russische Präsident Wladimir Putin ist bei einem wichtigen Gipfeltreffen der OVKS vor aller Augen blamiert worden.
    Vahram Baghdasaryan/Photolure via REUTERS

    Die GUR berichtet weiter, dass sich Sarkisyan bei seinen Bemühungen um die Gründung eines neuen privaten Militärunternehmens an der Rekrutierung von Gefangenen in der Russischen Föderation durch die Wagner-Gruppe orientiere und dass der russisch-armenische Geschäftsmann Samvel Karapetyan diese Bemühungen sponsere. Karapetyan ist Eigentümer der Tashir Holding, einem langjährigen Subunternehmer des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom. Die GUR teilt weiter mit, dass Sarkisyans Versuch, eine neue private Militärstruktur zu schaffen, ein Gegengewicht bilden soll.

    Neue Militärgruppen geplant

    Es sei wahrscheinlich, dass hochrangige russische Beamte Sarkisyans Bemühungen gebilligt hätten, da private Militärunternehmen in Russland eigentlich illegal sind. Wie Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow berichtete, habe er sich am 25. November mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Kadyrow behauptet, sie hätten über die Teilnahme tschetschenischer Einheiten am Krieg in der Ukraine und die Schaffung neuer russischer Militär- und Rosgvardia-Einheiten mit tschetschenischem Personal gesprochen.

    Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hat bereits früher berichtet, dass Kadyrow routinemäßig seine Bemühungen um die Schaffung tschetschenischer Militärstrukturen äußere. Möglicherweise würden russische Beamte Kadyrows bestehende Militärstrukturen und Sarkisyans Bemühungen um die Schaffung eines privaten Militärunternehmens fördern, um dem wachsenden Einfluss von Prigoschin entgegenzuwirken, der nach Einschätzung der ISW seine Militärstrukturen nutzt, um sich als Figur in der pro-kriegerischen ultranationalistischen Gemeinschaft zu etablieren.