Politik

"Vor diesem Schritt müssen wir wirklich Angst haben"

Epidemiologin Eva Schernhammer von der MedUni Wien sprach in der "Zeit im Bild 2" über die angekündigten Öffnungsschritte in Österreich.

Andre Wilding
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Epidemiologin Eva Schernhammer
Epidemiologin Eva Schernhammer
Screenshot / ORF

Die Corona-Lage bleibt angesichts der steigenden Infektionszahlen und der Ausbreitung der Mutationen in Österreich weiter angespannt. Und trotz der nach wie vor hohen Corona-Zahlen hat die Bundesregierung am Montag weitere Öffnungsschritte im Land verkündet. Bereits ab 15. März gibt es somit in Vorarlberg in den Bereichen Gastronomie, Sport und Kultur Lockerungen, ab 27. März dürfen dann österreichweit die Schanigärten öffnen.

Experten und Virologen hatten im Vorfeld der Verkündung aber vor größeren Öffnungen gewarnt, darunter etwa auch Eva Schernhammer von der MedUni Wien. Die Epidemiologin war am Montag bei der Expertenrunde mit der Regierung dabei und hatte schon im Vorfeld des Gipfels angekündigt, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Co. zu empfehlen, keine weiteren Lockerungen oder Öffnungsschritte zu verkünden.

Die Situation sei "sehr komplex", so Schernhammer gegenüber der APA. Auch andere Sachkundige hatten der Regierung von mehr Öffnungen abgeraten, doch die Warnungen der Experten wurden ignoriert und stattdessen weitere Öffnungsschritte bekanntgegeben. Epidemiologin Eva Schernhammer äußerte sich am Dienstag in der "Zeit im Bild 2" bei Moderator Armin Wolf zu den angekündigten Lockerungen.

"Wir steuern genau auf eine Welle zu"

"Es stimmt, dass wir genau auf eine Welle zusteuern, die durch die britische Variante angetrieben wird", erklärte Schernhammer gleich zu Beginn des Gesprächs und stimmt damit etwa dem deutschen SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zu.

Man müsse aber dennoch relativieren, denn die Öffnungsschritte "finden nicht gleich morgen statt, sondern erst in einem Monat". Es hänge aber natürlich alles mit dem weiteren Verlauf der Infektionszahlen zusammen. "Die Hoffnung ist aber da, dass es uns gelingt", so die Expertin.

Es gehe nun darum, das Testen in Österreich weiter auszubauen und die Menschen zu motivieren, "dass sie sich an die Maßnahmen halten." Doch kann man die Öffnungen erst in Vorarlberg und später österreichweit wirklich verantworten? Dazu sagt Schernahmmer: "Man muss die Öffnungsschritte in Vorarlberg und dem Rest Österreichs differenziert betrachten", erklärte die Epidemiologin.

"In Österreich finden zum ersten Mal ab 15. März wieder winzige Öffnungsschritte statt. Nämlich für junge Menschen, dass sie wieder Sport machen können. Diese werden auch getestet und da ist die Sicherheit gegeben, dass man das machen kann. Die weiteren Schritte erfolgen dann in vier Wochen, aber das sind Baby-Schritte und alles Öffnungsschritte im Freien", so Leiterin der Abteilung für Epidemiologie an der MedUni Wien. Man konzentriere sich also an Öffnungen im Outdoor-Bereich.

Kann Regionalisierung überhaupt funktionieren?

Zu den geplanten Öffnungen in Vorarlberg erklärt die Epidemiologin: "Man weiß in Vorarlberg genau, wie weit die britische Mutation im Bundesland verbreitet ist, außerdem gibt es in Vorarlberg eine viel bessere Ausgangslage als in anderen Bundesländern. Die Zahl der Neuinfektionen könnte natürlich wieder nach oben gehen, aber die Ausgangslage ist eben eine bessere. Wenn man ein Signal setzen möchte, dann ist das sicher ein Umfeld, wo man das machen kann", so Schernahmmer.

Doch kann eine Regionalisierung in der Praxis überhaupt funktionieren? Dazu hat die Epidemiologin in der "Zeit im Bild 2" ebenfalls eine klare Meinung: "Die Regionalisierung hat im Herbst nicht funktioniert, aber es hat sich seitdem viel verändert. Österreich ist Testweltmeister geworden und das finde ich sehr gut. Wenn die Tests massiv ausgebaut werden, dann hat man die Möglichkeit dem Infektionsgeschehen auch entgegenzuwirken."

Auf die Frage, ob man die Gültigkeit der Antigentests von 48 Stunden auf 24 Stunden senken sollte, sagte Schernhammer: "Ich würde sogar noch weiter runtergehen. Denn es ist eine Momentaufnahme, die vielleicht nur zwölf Stunden gültig ist. Ich würde wahrscheinlich noch rigoroser vorgehen, aber 24 Stunden ist ein machbarer Zeitraum. Man sollte die Zeit also verkürzen."

Vorarlbergs Landeschef Markus Wallner (ÖVP) möchte bekanntlich auch die "Selbsttests" als "Eintrittstests" verwenden. "Ist das realistisch und kann man das überhaupt kontrollieren, ob das mein Test ist?", wollte Wolf wissen. "Das muss man abwarten, da das Konzept noch nicht genau entwickelt ist. Ich denke aber auch, dass man da ein Augenmerk darauf haben muss, dass hier tatsächlich zuverlässige Resultate abgegeben werden", sagt Schernhammer.

"Müssen extrem aufpassen"

Von einem Vorschlag rät die Leiterin der Abteilung für Epidemiologie an der MedUni Wien aber klar ab und dieser betrifft etwa die Öffnung von Kinos, Theatern oder anderen Indoor-Bereichen mit verpflichtenden Tests und Hygienekonzepten: "Das ist genau der Schritt, vor dem man wirklich Angst haben müsste, wenn man den zum gegenwärtigen Zeitpunkt tätig."

Denn: "Wir haben es noch immer mit der britischen Variante zu tun und da muss man mit den gegenwärtigen Maßnahmen extrem aufpassen, dass die Fallzahlen hochgehen", erklärt Schernhammer. Und laut der Expertin werden diese auch "noch eine Spur" hinaufgehen.

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