Niederösterreich

Vorsicht bissig! Schnapp-Schildkröten-Invasion in NÖ

Eigentlich sind sie bei uns gar nicht heimisch, durch Import gibt es Alligator-Schildkröten nun auch hier. Kaum ein Tier beißt so fest zu wie sie.

Isabella Nittner
Markus Putzgruber musste heuer bereits drei Exemplare der invasiven Alligatorschildkröten aufnehmen.
Markus Putzgruber musste heuer bereits drei Exemplare der invasiven Alligatorschildkröten aufnehmen.
RespekTurtle Schildkröten-Gnadenhof

"Das wird langsam wirklich zum Problem", schüttelt Schildkröten-Experte und Tierheim-Besitzer Markus Putzgruber beim "Heute"-Gespräch den Kopf. Schon wieder musste er eine nordamerikanische Schnapp-Schildkröte – sie gehört zur Familie der "Alligator-Schildkröten" – übernehmen. Es ist bereits die dritte dieses Jahr.

"Tauchen überall auf"

Erst im Mai wurde in Aschbach (Bezirk Amstetten) eine Schnapp-Schildkröte gemeldet, jetzt ereilte ihn ein Hilferuf aus Ebreichsdorf im Bezirk Baden. Die Finder hatten das Tier in einen umzäunten Garten gesetzt, damit es nicht entwischen kann.

Alligator-Schildkröten
Die Alligatorschildkröten (Chelydridae) sind eine Familie der Schildkröten mit fünf oder sechs rezenten Arten in zwei Gattungen in Nordamerika, Mittelamerika und im Norden Südamerikas. Dabei handelt es sich um die Schnappschildkröten (Chelydra) und die Geierschildkröten (Macrochelys).
Während die Schnappschildkröte eine Größe bis 45 Zentimeter erreicht, können Geierschildkröten bis zu 70 Zentimeter groß werden und 100 Kilo wiegen. Sie ernähren sich von Fischen, Kadavern und Wasserpflanzen.
Quelle: Wikipedia

"Die sind extrem bissig und tauchen derzeit überall auf, obwohl sie hier nicht heimisch sind", warnt der Tierschützer, der in Seebarn am Wagram (Bezirk Tulln) seinen "Schildkröten-Gnadenhof" betreibt. Neben dem starken Kiefer der Tiere ein zusätzliches Problem: Wenn die gepanzerten "Dinosaurier" einmal einen Teich als neue Heimat auserkoren haben, fressen sie das gesamte Gewässer leer.

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    Markus Putzgruber kümmert sich darum, dass die Tiere nicht die heimische Fauna zerstören.
    Markus Putzgruber kümmert sich darum, dass die Tiere nicht die heimische Fauna zerstören.
    RespekTurtle Schildkröten-Gnadenhof

    Beim Fund einer Alligator-Schildkröte müsse man immens aufpassen, gibt Putzgruber zu bedenken. "Wenn man eine findet, am besten die Finger davon lassen und etwas darüberstülpen. Einen Maurertrog oder Ähnliches und dann einen Spezialisten anrufen", erklärt er.

    Und wer glaubt, dass die Schildis, die bis zu 18 Kilo bekommen können, langsam sind, der irrt. Fühlen sie sich bedroht, fahren sie ihren Kopf in Sekundenschnelle wie eine Schlange aus und beißen zu.

    "In Deutschland ist die Haltung verboten – aus gutem Grund ..."

    Putzgruber vermutet, dass jene Exemplare, die man bisher in Niederösterreich gefunden hat, ausgesetzt wurden. Die Halter dürften mit den Tieren nicht mehr zurecht gekommen sein. "In Deutschland ist die Haltung verboten – und das aus gutem Grund", so der Experte.

    10.000 Newton/Quadratzentimeter

    "Mit einer Beißkraft von 10.000 Newton pro Quadratzentimeter wird sie von wenigen Tieren übertroffen. Der Weiße Hai entwickelt eine Kraft von 18.000 Newton, der Alligator bringt es auf 14.000. Zum Vergleich bringt es ein Pit Bull auf 4.500 Newton, also nicht einmal die Hälfte der Beißkraft der Geierschildkröte, die auch zur Familie der Alligatorschildkröten gehört", erklärt Putzgruber.

    Weil sie in Nordamerika bis ins kühle Kanada heimisch sind, haben sie auch mit kalten Wintern keine Probleme, was die Vermehrung im europäischen Raum begünstigt.