Niederösterreich

War Alkohol im Spiel vor Todesdrama in Kaserne?

Der Todesschuss in der Kaserne Wr. Neustadt wirft Fragen auf. Warum soll der bis dato unbescholtene 20-Jährige derart aggressiv geworden sein?

Ein Unteroffizier erschoss Wachsoldat (20) - lange Ermittlungsarbeit wartet auf die Polizei
Ein Unteroffizier erschoss Wachsoldat (20) - lange Ermittlungsarbeit wartet auf die Polizei
Thomas Lenger/ monatsrevue.at

Nach dem Todesdrama in der Flugfeldkaserne Wr. Neustadt hatte die Heereskommission am Sonntag den ersten Bericht nach nur 48 Stunden fertig. Dabei wurden lediglich die bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst.

Bei der Wachpostenübergabe vor der Jagdkommando-Kaserne am Dreikönigstag kurz vor 7 Uhr soll es zwischen einem 20-Jährigen und drei Kollegen zum Streit gekommen sein, der 20-Jährige soll mit seinem Sturmgewehr 77 die drei Wachesoldaten bedroht haben. Der Offizier vom Tag, ging schlichtend dazwischen und wurde vom 20-jährigen Businessschool-Absolventen aus NÖ mit dem Gewehr ins Gesicht geschlagen.

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    Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
    Blut-Drama in Kaserne! Offizier erschoss Wachsoldat.
    Thomas Lenger/ monatsrevue.at

    Da soll der stark blutende Vizeleutnant (54) seine Glock17 gezogen haben, im Gerangel fielen zumindest drei Schüsse. Ein Schuss traf den 20-Jährigen tödlich, für ihn kam jede Hilfe zu spät. Der 54-jährige Burgenländer kam verletzt ins Spital und wurde wegen Mordverdachtes festgenommen.

    Alkohol oder Drogen im Spiel?

    Noch am Freitag wurden die Zeugen befragt, der Mordverdacht erhärtete sich dabei jedoch nicht, der Unteroffizier wurde auf freien Fuß gesetzt (es gilt die Unschuldsvermutung). Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gab eine Obduktion in Auftrag, ein Ergebnis soll es am Montag geben.

    Dabei soll sich auch herausstellen, ob der 20-jährige, mutmaßliche Aggressor unter Drogen- und/oder Alkoholeinfluss gestanden hatte. Von den anderen Beteiligten (Unteroffizier und drei Wachesoldaten) wurde kein Blut für Drogentests abgenommen.

    Der 20-Jährige galt als sportlich, fleißig, zielstrebig, hatte erst im Juni die Matura in Wien gemacht. Warum der Sohn einer Direktorin und eines Unternehmers mutmaßlich so aggressiv geworden war, ist noch unklar. Ein schwelender Streit mit dem Vorgesetzten oder Kameraden könnte ein Teil einer Erklärung sein.

    Schussfrage dauert viele Wochen

    Weiters wird ein Schussgutachten des Bundeskriminalamtes durchgeführt. Die offene, offenbar schwer lösbare Frage ist: Wurden auch mit dem Sturmgewehr Schüsse abgegeben und wie viele Schüsse fielen tatsächlich aus der Pistole? Erst dann – ein Ergebnis soll erst in einigen Wochen vorliegen – will die Staatsanwaltschaft über eine mögliche Tatrekonstruktion entscheiden. Das Bundesheer will erst nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen über Konsequenzen und mögliche Änderungen der Vorschriften entscheiden.