Wien

Warum fast niemand in Wien Urlaub machen will

Aufgrund der Corona-Pandemie hat es der Städtetourismus im Sommer schwierig. In Wien wurden im Juli 73,3 Prozent weniger Nächtigungen verzeichnet.

Stefanie Riegler
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In Wien fehlen in diesem Sommer die Touristen.
In Wien fehlen in diesem Sommer die Touristen.
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In der Bundeshauptstadt fehlen die Touristen. Nicht nur jene aus dem Ausland, sondern auch die Menschen aus den Bundesländern wollen heuer offenbar nicht in Wien urlauben.

Minus 73,3 Prozent

Im Juni betrug der Rückgang an Übernachtungen in der österreichischen Haupstadt 88 Prozent, im Juli gibt es ein Minus von 73,3 Prozent, wie die Stadt Wien in einer Aussendung bekanntgab.

Das sind umgerechnet 443.000 Nächtigungen im Juli. 2019 waren es noch 1,7 Millionen. Nur 23 Prozent der Hotelbetten sind belegt, im Vorjahr waren es 66,5 Prozent.

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus schwer getroffen. Es fehlen in Wien nicht nur die vielfach kaufkräftigen Urlauber aus dem Ausland und Kongressgäste, sondern auch viele Österreicher.

Im Juli haben nur 140.000 Personen aus den Bundesländern die Haupstadt besichtigt, das ist um 40 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019. 155.000 Nächtigungen (minus 51 Prozent) kamen aus Deutschland, 21.000 (minus 42 Prozent) aus der Schweiz.

Kärntner Seen deutlich beliebter

Anders sieht die Lage an den Kärntner Seen oder in der Südsteiermark aus. Hier waren die Zimmer Mitte Juni fast völlig ausgebucht. Aufgrund der hohen Anzahl an Touristen wurden etwa in Velden oder am Klopeiner See eine Maskenpflicht abends eingeführt.

Die Österreicher haben sich hier also an die Aufforderung, Urlaub im eigenen Land zu machen, gehalten. Aber warum ist die Hauptstadt Wien so unbeliebt?

Eine Befragung von 2.000 Österreichern der Uni Wien hat bereits im Mai ergeben, dass nur drei Prozent ihren Urlaub in Wien verbringen wollen. Kärnten (18 Prozent), Steiermark (17 Prozent) und Salzburg (11 Prozent) waren deutlich gefragter. Das Bundesland Kärnten bietet mit vielen Seen mehr Badevergnügen an.

Angst vor Infektion

Generell ist bei den Österreichern im Sommer ein geringeres Interesse an Städtetourismus zu beobachten. Doch auch die Angst vor einer Corona-Infektion hat in diesem Sommer bei der Urlaubsplanung eine große Rolle gespielt.

"Es hängt möglicherweise damit zusammen, dass in Städten die Angst vor einer Infektion größer ist", erklärt Tourismusforscher Wolfgang Aschauer von der Uni Salzburg im "Kurier".

Auch andere sonst beliebte Städte wie Venedig oder Dubrovnik hatten in diesem Sommer mit Gästemangel zu kämpfen. Die Umsatzeinbrüche in Wien sind enorm. Zwischen Jänner und Juni erwirtschafteten die Hotelbetriebe rund 142 Millionen Euro. Das ist ein Minus von 68,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Kompletter Ausfall der Touristen aus Fernreisemärkten

116.000 Jobs hängen in Wien am Städtetourismus. Besonders schmerzt der Ausfall von Touristen aus den Fernreisemärkten. Vor allem die Urlauber aus den USA, China und Japan haben ihr Geld gerne in Wien ausgegeben. Sie buchen häufiger 5-Sterne-Hotels. Chinesische Gäste führen zudem die Liste der höchsten Shoppingausgaben an.

Bis Touristen aus dem fernen Ausland wieder kommen, wird noch einige Zeit vergehen. Vor 2022 wird laut Experten hier wenig passieren. Aschauer rät Touristikern deshalb, bei künftigen Inlands-Werbekampagnen verstärkt die Städte zu bewerben.

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